Schöner hätten sich die Macher der Röttinger Frankenfestspiele den Auftaktabend kaum vorstellen können. Ein lauer Sommerabend empfing die Gäste zur Premiere der Lehár-Operette „Paganini“ im Hof der Burg Brattenstein. Aus Lehárs nur selten gezeigtem Werk hat Regisseur Pavel Fieber eine ebenso wirkungsvolle wie unterhaltsame Inszenierung, in der vor allem Hauptdarsteller Alexandru Badea in der Rolle des „Teufelsgeigers“ zu überzeugen wusste, geschaffen.
Gerade noch rechtzeitig war der Schirmherr, Bayerns Kunstminister Ludwig Spänle, in Röttingen eingetroffen. „Es ist schön hier zu sein“, schmeichelte Spänle, „man muss aber erst mal herkommen“, sagt der leicht verspätete Minister, weil er bei Rothenburg im Stau stand. Er sei immer wieder überrascht, welch hochwertige Kulturangebote im Norden des Freistaats anzutreffen seien, meinte Spänle, um einen Scherz anzufügen, dessen Witz den meisten Zuhörern vermutlich verschlossen blieb: „Es kann nur schlechter werden.“
Beim Empfang für die Ehrengäste hatte Martin Umscheid kurz zuvor keinen Hehl daraus gemacht, wie wichtig das Wohlwollen von Spänles Ministerium für die Frankenfestspiele ist. Schließlich fördert der Freistaat das Sommertheater auf Burg Brattenstein mit 110 000 Euro. Bezirk und Landkreis legen noch einmal 41 000 Euro dazu. Ein Beitrag, ohne den die Festspiele für die Stadt Röttingen nicht zu finanzieren wären.
„Ein beschwingter Abend mit wunderbaren Melodien vor einer großartigen Kulisse.“
Paul Beinhofer, Regierungspräsident
Die Rechnung lässt allerdings die positiven Wirkungen außer Acht, die das Kulturangebot für die Region insgesamt entfacht, so Umscheid. Laut Statistik lasse jeder Tagesgast neben dem Eintrittsgeld knapp 30 Euro in der Region. Außerdem seien die Frankenfestspiele ein gutes Mittel, um Röttingen in der Welt bekannt zu machen.
Ein Eindruck, den Weinprinzessin Stefanie Hubert bestätigt. Bei vielen Auftritten außerhalb des Taubertals werde sie auf die Festspiele angesprochen.
Wie sehr sich die Röttinger mit ihren Frankenfestspielen identifizieren, macht Umscheid an der großen ehrenamtlichen Bereitschaft fest. Rund 100 Helfer opfern ihre Freizeit, um den Festspielen zum Erfolg zu verhelfen, so der Bürgermeister.
Das Geld, mit dem der Bezirk Unterfranken in den letzten Jahren die technische Ausstattung gefördert hat, sei gut angelegt, meint Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. „Es passt alles, das Umfeld ist gut, die Frankenfestspiele haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt“, so Dotzel nach der Vorstellung. Und das Stück? „Das macht Spaß und Freude.“
Ein weiterer Dauergast in Röttingen ist Regierungspräsident Paul Beinhofer. Und der fasste seine Eindrücke am Ende der Vorstellung in einen kurzen Satz: „Ein beschwingter Abend mit wunderbaren Melodien in einer großartigen Kulisse mit überzeugenden Darstellern.“
Damit sprach er wohl auch den meisten anderen Zuschauern aus dem Herzen. „Mir hat's gefallen, ich empfehl's weiter“, lautete das kurze Fazit von Anja Cerdini. „Besonders der Paganini und die Gräfin“ haben es Brigitte Lochner angetan. „Die Atmosphäre ist immer sehr schön“, fügt sie an.
Die beiden Damen leben in Röttingen, haben die Festspiele also direkt vor der Haustüre. Anders als Klaus Prüßner. Er ist aus Lemgo angereist, um „Paganini“ zu sehen, und wurde nicht enttäuscht. „Ich fand's großartig“, sagt Klaus Prüßner.
Dass er seit drei Jahren kein Stück der Frankenfestspiele verpasst hat, liegt an seinem Sohn Karsten. Der wohnt schon seit neun Jahren in Röttingen und ist angetan von dem Kulturangebot, das die vermeintliche Provinz bietet. „Man muss das wahrnehmen und unterstützen“, sagt er.
So überschwänglich fällt das Lob allerdings nicht bei allen Premierengästen aus. Seit über 20 Jahren kommen sie regelmäßig nach Röttingen, erzählt ein Ehepaar aus Würzburg. Die Veränderungen, die die künstlerischen Leiter Sascha Bauer und Walter Lochmann nach Röttingen gebracht haben, sehen sie kritisch. In den Zeiten von Veit Relin und Peter Josch, als noch jedes Jahr ein Nestroy-Stück zu sehen war, da seien die Festspiele besser gewesen.
-> Kultur Seite 13
ONLINE-TIPP
Viele Bilder vom Premierenabend in Röttingen unter: www.mainpost.de
Frankenfestspiele
Das Programm: „Paganini“, Operette von Franz Lehár, 27./27. Juni, 9. bis 12. Juli, 24. Juli, 5. August, 7. bis 9. August. „Der Weibsteufel“: Schauspiel von Karl Schönherr, Premiere: 2. Juli. „Der geheime Garten“: Musical von Marsha Norma und Lucy Simon in deutscher Fassung, Premiere 16. Juli. Karten sind im Vorverkauf in der Tourist-Information Röttingen, Tel. (0 93 38) 97 28-55, -57 und -59, online, in den ReserviX-Vorverkaufsstellen sowie beim Ticket-Service der Main-Post, Tel. (09 31) 6001 6000, E-Mail: ticketservice.mainfranken@mainpost.de, erhältlich.