Ein Beamter der JVA Würzburg hat zum Auftakt des Prozesses am Landgericht Würzburg gestanden, Handys und ein Tablet für Häftlinge ins Würzburger Gefängnis eingeschmuggelt zu haben. "Zu meinem Bedauern habe ich mich überreden lassen", sagt er. Er habe zunächst aus Mitleid für einen Gefangenen gehandelt, der sehr unter der Trennung von seiner Familie litt. Der habe ihn gebeten, ihm ein Telefon zu besorgen, hieß es im Geständnis des Beamten, das die Anklage im Wesentlichen bestätigte.
"Keinesfalls wollte ich einen Handy-Handel innerhalb der JVA unterstützen", ließ er seinen Verteidiger Hanjo Schrepfer erklären. Er habe auch keine Bezahlung verlangt. Dass er die jeweils 150 Euro aber annahm, gab er ebenso zu wie den Erhalt kleiner Mengen Marihuana gegen Schmerzen .
Von Häftlingen erpresst
Doch andere Häftlinge hätten davon erfahren und ebenfalls Handys gefordert, die sie an andere Gefangene verkaufen wollten. "Ich hatte mich in eine Lage gebracht, in der ich erpressbar war", sagte der Angeklagte. Er gab dem Druck nach. Der Beamte schmuggelte auf Druck zuletzt eine Kelloggs-Packung ein, in die er gar nicht hineingeschaut haben will. Dass sie neun Handys enthielt, will er nicht gewusst haben. Da flog der Handel auf.
Einem Schönheitschirurgen besorgte er ein Tablet, ein Handy und SIM-Karten. Als der nach seiner Verurteilung in einen anderen Zellenblock verlegt wurde, habe der Beamte die verbotene Ware für den Gefangenen sogar in die neue Zelle geschafft, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft.
Auch heute keine Kontrollen der Beamten
Der Beamte steht vor den Trümmern seiner Existenz – hat aber Anfang September hinter Gittern geheiratet. Er bat seine Familie und seine Kollegen um Entschuldigung.
Ein Vorgesetzter von ihm sagte im Zeugenstand: Ihm sei in vielen Jahren ein ähnlich schwer wiegendes Fehlverhalten nicht bekannt geworden. Seine Kollegen seien bei Dienstantritt nicht kontrolliert worden. "Werden sie denn jetzt kontrolliert?" wurde er gefragt. "Nein".
Im Prozess sollen die ersten Nutznießer des Handels aussagen. Den Anfang machte der Würzburger Schönheitschirurg, dessen Beteiligung in der Anklage breiten Raum einnimmt. Er wurde aus der JVA vorgeführt und ist im Dezember selbst Angeklagter, war jetzt aber Zeuge (der unter Wahrheitspflicht steht).
Verdacht der Falschaussage
Er lieferte eine teilweise stark abweichende Version der Ereignisse, die ihn wegen des Verdachts einer uneidlichen Falschaussage vor Gericht möglicherweise erneut mit dem Gesetz in Konflikt bringt. "Ich bin ja jetzt seit drei Jahren in der JVA und habe mich ein wenig eingelebt", sagte der einstige Liebling der Würzburger Gesellschaft, was Prozessbeteiligte schmunzeln ließ.
Weniger schmunzelnd trieben ihn wenig später der Vorsitzende Reinhold Emmert und Staatsanwalt Jörg Peterek mit Zwischenfragen in die Enge, als der Zeuge versuchte, seine Rolle bei der Bestechung des JVA-Beamten klein zureden: Er habe nie ein Tablet und separate SIM-Karten erhalten. Einem Freund in Freiheit, der die verbotene Ware besorgen und dem Wärter übergeben sollte, kündigte er geheimnisvoll an: Ein "Schutzengel" werde sich bei ihm melden. "Plötzlich stand dann eine Schachtel in meiner Zelle", die ein Handy enthalten habe, erzählte er vor Gericht. Er habe dem Freund auch völlig freigestellt, Geld zu zahlen.
"Sie tun sich keinen Gefallen"
"Sie tun sich keinen Gefallen mit der Aussage," mahnte der Staatsanwalt, der dem Zeugen vorhielt: "Ich habe die abgefangene SIM-Karte selbst in Händen gehalten." Er hielt dem Arzt die Aussagen seines Bekannten vor, verlas eine abgefangene Whatsapp-Nachricht, die eine intensivere Beteiligung des Zeugen nahelegte. Ähnlich hatte sich ein weiterer Handy-Empfänger hinter Gittern geäußert.
Der Prozess soll am 24. September fortgesetzt werden, mit einem Urteil ist Anfang Oktober zu rechnen. In weiteren Prozessen sind 16 Häftlinge und Angehörige angeklagt, die Handys besorgt und den Wächter bestochen haben sollen.