Was auf sie zukam, das ahnte Eva Fleischmann noch nicht, als sie sich um einen Ausbildungsplatz als Medizinische Fachangestellte bewarb. Die Anzeige, die vom Ärztenetz MainArzt ausgeschrieben war, las sie in der Main-Post. Die damals 25-jährige bewarb sich und erhielt den Ausbildungsplatz.
Anders als die meisten ihrer Berufskolleginnen sollte sie ihren Beruf nicht einer Praxis erlernen, sondern gleich in mehreren – einer für Allgemeinmedizin und einer für Radiologie. Das ist die Idee, die MainArzt bei der fachübergreifenden Ausbildung von Fachkräften verfolgt. Der Sonderweg birgt aber auch ungeahnte Hindernisse.
Die junge Frau aus Giebelstadt nahm die Herausforderung an. Wie schon manches zuvor in ihrem Leben. Sieben Jahre lang hatte sie in der Pflege gearbeitet und entschied sich dann, das Abitur nachzuholen. Weiter zur Universität wollte sie dann aber nicht. „Ich bin ein praktischer Mensch, also wollte ich nicht studieren“, erzählt sie.
Die Ausbildung hat der jungen Frau Spaß gemacht, wenngleich das Lernpensum hoch war. Ein Jahr arbeitete sie in der Allgemeinpraxis und zwei Jahre in der Radiologie. „Die schulische Ausbildung ist jedoch auf den Allgemeinarzt ausgelegt“, erklärt Eva Fleischmann. „Daher musste ich Eigeninitiative entwickeln und habe viele zusätzliche Kurse in der Schule besucht“. Jetzt hat sie es geschafft. Ihre Ausbildung ist beendet.
Für die MainArzt GmbH war der Weg zum Ausbildungsbetrieb nicht einfach. Erst musste die Genehmigung der Landesärztekammer eingeholt werden. Dann wurde der Beschäftigungsstatus zum Problem. Offiziell ist die MainArzt GmbH ein Gewerbebetrieb, der die Arbeitskraft der Auszubildenden den jeweiligen Praxen zur Verfügung stellt und dafür die Kosten in Rechnung stellt. Nach dem Steuerrecht ist dafür Mehrwertsteuer fällig, mit der Folge, dass die Ausbildung für den Arbeitgeber gemäß dem gültigen Steuersatz 19 Prozent teurer ist.
Aus Sicht von MainArzt-Netzmanager Heiner Redeker lohnt sich der Aufwand trotzdem. Die fachübergreifende Ausbildung entspricht ganz der Idee des Ärztenetzes. Und auch dem Arbeitsmarkt haben Fachkräfte mit Überblick beste Chancen, sagt er.
Eva Fleischmann jedenfalls ist froh, dass sie die Ausbildung bei den Mainärzten absolvieren konnte. Nach der Lehrzeit wurde sie übernommen. „Es gefällt mir hier und ich habe die Möglichkeit zur Weiterbildung“, sagt sie. Außerdem ist sie begeistert davon, wie abwechslungsreich ihr Beruf ist. Schließlich arbeitet sie in vier unterschiedlichen Praxen an zwei Standorten in Ochsenfurt und Kitzingen. „So wird es für mich nie langweilig, und ich lerne immer wieder dazu.“