Mit knapp 90 Personen war die Bürgerversammlung der Gemeinde im Vereinsheim des TSV Prosselsheim gut besucht. Die mehr als vierstündige Veranstaltung dauerte fast bis Mitternacht. Zunächst hatten Bürgermeisterin Birgit Börger, ihr Stellvertreter Rainer Landauer, Kämmerin Anja Friedrich und Ulrike Frankenberger Neues berichtet. Im zweiten Teil standen die mündlich und schriftlich gestellten Fragen der Bürgerinnen und Bürger im Fokus.
Bürgermeisterin Börger lobte die Menschen, die sich in der Verwaltung, dem Bauhof und Büros für die Gemeinde mit ihren Ortsteilen Prosselsheim, Püssensheim und Seligenstadt engagieren. Sie dankte allen Ehrenamtlichen in den Vereinen und Gremien, weil sie sich "den vielfältigen Herausforderungen stellen".
Mit Alex Lomakin als Geschäftsleiter und Johannes Keller als Bauamtsleiter sei die Verwaltungsgemeinschaft Estenfeld wieder bestens besetzt. Kämmerin Friedrich bekam Applaus für ihre ruhige, sachliche Art und die stets "zuverlässige Arbeit". Bei der Bürgerversammlung war die Grundsteuer ihr Fachthema. Die neue Berechnung sei noch "ein unsicherer Faktor".
Zum Jahresende 2023 hat sich die Einwohnerzahl der Gemeinde auf 1125 leicht erhöht. Die Einkommensteuer sei nur gering gestiegen. Leider trage die erwartete Erhöhung der Kreisumlage dazu bei, "dass die finanzielle Lage der Gemeinde immer schwieriger wird". Auf der Ausgabenseite steigen die Kosten für Personal, den Unterhalt öffentlicher Gebäude und für das Wasserleitungsnetz.
Themen in der Versammlung waren die Ortsumgehung, Arbeiten an der Kläranlage und eine nötige Kanalbefahrung, die neue Zusammenarbeit mit der SüdWasser GmbH beim Trinkwasser, Reparaturen im Rathaus im WC-Bereich und des Flüssiggastanks sowie Fortschritte bei der Reaktivierung der Mainschleifenbahn. Die Allianz Würzburger Norden hat seit August ein neues Umsetzungsbüro und die Gemeinde stellte einen zweiten Bauhofmitarbeiter ein.
Infos gab es zum Waldwirtschaftsplan und der Halbierung des Holzeinschlags von 840 auf 420 Festmeter, zum Bücherschrank, dem durch Spenden finanzierten Defibrillator, zum "schönen Kinoabend" bei der N-Ergie-Kinotour und zwei neuen Trafo-Stationen. Im Baugebiet Sonnenberg sind von den 31 Bauplätzen zehn verkauft und 14 reserviert. Das Projekt "Europäischer Kultur-Radweg" mit seinen 19 Kilometern und acht Infotafeln schreite voran. Er soll 2026 eröffnet werden und kostet der Gemeinde etwa 17.000 Euro.
Dass der Glasfaserausbau in den Ortsteilen Püssensheim und Seligenstadt erst 2026 gemacht werden soll, hat vor allem Christian Regnet erschreckt. Der Verwalter des Guts Seligenstadt der Stiftung Juliusspital monierte den "derzeit nicht vernünftigen Mobilfunk" und wünscht sich von der Gemeinde "definitiv eine bessere Unterstützung" beim Breitbandausbau. Bürgermeisterin Börger hatte Verständnis für die "vertrackte Situation", aber es sei "mühsam, Antworten von den Verantwortlichen zu bekommen".
Konkrete Fragen wurden zum Bebauungsplan "Zum Marienhof" in Püssensheim gestellt. Eine Firma möchte im künftigen Gewerbegebiet ein Bürogebäude und zwei Werkshallen errichten. Sie dürfen die Gesamthöhe von zwölf Metern nicht übersteigen. Das Oberflächenwasser verbleibe in einem Regenrückhaltebecken auf der Fläche. Die jetzige Zufahrtsstraße werde nicht verbreitert.
Zwei Mütter meldeten sich zu den Kosten für die künftige Betreuung der Schulkinder. Hier gebe es "noch viel Diskussionsbedarf". Schriftliche Fragen im Vorfeld der Bürgerversammlung hatten Richard Öchsner, Christiane Eberth, Anna Eberth und die Bürgerinitiative "Öffnung der Seinsheimstraße in Prosselsheim" gestellt. Ihre Anfragen und Kritiken sowie die "Fragen aus den Reihen der Zuhörer" wurden bei der Bürgerversammlung erwidert und werden demnächst im Gemeinderat thematisiert.

