„Wir sehen die Anwesenheit der Ausländer als Standortvorteil für die Stadt Kassel“, sagt dort Bürgermeister Jürgen Kaiser. Der Würzburger Ombudsrat hat kürzlich gemeinsam mit drei Begleitern aus Bayreuth und Würzburgs Sozialreferent Robert Scheller eine Informationsfahrt zur Kasseler Ausländerbehörde unternommen. Kassel habe einen besonders guten Ruf im Umgang mit Ausländern, erläutert Dr. Harald Ebert, Sprecher des Würzburger Ombudsrates. Die Verbindung zur Uni Bayreuth hatte Burkhard Hose, Studentenpfarrer in Würzburg, geknüpft. So war unter den Gästen auch Prof. Dr. Prof. Bernd Müller-Jacquier, Lehrstuhlinhaber für Interkulturelle Germanistik der Uni Bayreuth.
Ausländerbehörde an der Uni
Eine Außenstelle der städtischen Ausländerbehörde in der Universität, das gibt es in Kassel, aber in Würzburg noch nicht. Die Stadt Kassel vermeidet damit, dass ausländische Studenten und Dozenten weite Wege zur Ausländerbehörde auf sich nehmen müssen, so etwa, wenn es um Aufenthaltsgenehmigung, um Meldungen oder Abmeldung und andere nötige Papiere geht. Ausländische Studenten und Dozenten, die von der Universität angeworben werden, kommen in der Stadt Kassel vergleichsweise bequem durch den Behördendschungel.
Die Ausländerbehörde in der Stadt Kassel hat 35 Mitarbeiter, darunter auch Teilzeitkräfte, 15 Prozent von ihnen mit Migrationshintergrund - und es dürfen mehr werden, erläutern Harald Ebert und Burkhard Hose ihre Erfahrungen aus der hessischen Stadt.
In der Kasseler Ausländerbehörde, für Stadt und Landkreis zuständig, arbeiten ausschließlich Leute im gehobenen Dienst. Voraussetzung: „Wer hier arbeitet, muss Spaß daran haben,“ so der Leiter der Ausländerbehörde Uwe Fricke. Für die Ausländerbehörde gebe es interne Ausschreibungen; niemand müsse gegen seinen Willen bei der Ausländerbehörde arbeiten; Versetzungen gebe es gar keine – nur Bewerbungen, weiß Burkhard Hose.
Ausländer keine Bittsteller
Die Kasseler Behörde habe einen ansehnlichen Wartebereich, und man versuche, bereits hier Vieles abzuarbeiten; überdies verfüge der Raum über einen Automaten für Passfotos. Auf gute Umgangsformen werde Wert gelegt. „Es ist ein Unterschied,“, sagt Ebert, „ob einer die Tür aufmacht und der drinnen denkt, ,der will was von mir', oder: die Tür geht auf, es kommt jemand 'rein, und ich weiß, dass ich jemandem Hilfestellung gebe, der sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet.“ Ausländer seien dort keine Bittsteller, sondern willkommen.
Barrierefreiheit sei sowieso ein Muss. Die Kasseler Behörde, bisher ausgelagert, ziehe demnächst ins Kasseler Rathaus um. Die Anlaufstelle dort stehe allen Bürgern zur Verfügung, allerdings kümmerten sich per Aufruf-System die speziell für Ausländerangelegenheiten geschulten städtischen Mitarbeiter um die Menschen mit Migrationshintergrund. Jeweils ein Sachbearbeiter der Ausländerbehörde begleite seinen Schützling durch die Instanzen. Burkhard Hose: „Das zeigt auch den Status des gehobenen Dienstes.“ In Würzburg, so Harald Ebert auf Nachfrage, sei da „noch Luft nach oben“. Gleiches gelte auch bezüglich der Zusammenarbeit von Stadt und Universität.
Die Stadt Würzburg habe circa zehn Prozent Ausländer; im Jahr 2010 waren es 11 283. Zum Vergleich Kassel: dort leben 24 125 Ausländer bei einer Einwohnerzahl von insgesamt 195 530 (alle Zahlen aus dem Jahr 2010). In Würzburg wurden laut Ombudsrat im Jahr 2010 insgesamt 23 Fälle rechtsmotivierter Straftaten begangen; ein Jahr zuvor waren es noch zehn.
„Im Kopf muss sich etwas ändern“
Allein die Zahlen zu vergleichen bringe aber nicht viel, es gehe viel mehr um gute Zusammenarbeit und ein Netz der Hilfe, so Ebert. Burkhard Hose: „Die Menschen in Kassel haben irgendwann einen Schalter angemacht. Im Kopf der Menschen muss sich etwas ändern.“
Der Ombudsrat hat mittlerweile Kontakt zu Würzburger Diskothekenbetreibern und -Türstehern. Zur Diskussion steht, in wieweit Menschen ausländischer Herkunft hier willkommen geheißen oder abgewehrt werden, nachdem kürzlich zwei indische Software-Ingenieure aus einer Diskothek flogen.
Der Ombudsrat
Gesellschaftliche Diskriminierung ist eine schlimme Sache. Der Würzburger Stadtrat wollte etwas dagegen tun und installierte den
Ombudsrat. Gleichzeitig soll die Zivilcourage in der Bevölkerung gestärkt werden.
Der Ombudsrat ist ein öffentlicher, unparteiischer Schiedsrichter. Er mischt sich nicht in private Streitigkeiten ein. Er soll eine Anlaufstelle für Bürger sein, die sich in ihrer Menschenwürde verletzt fühlen, heißt es in der Satzung. Durch Beratung, Gespräche und Vermittlung von Hilfsangeboten wollen die Ombudsleute Probleme aus der Welt schaffen.
Sprecher des Würzburger Rates ist Dr. Harald Ebert, Leiter der Würzburger Don-Bosco-Berufsschule. Sein Stellvertreter ist Burkhard Hose, Studentenpfarrer der katholischen Hochschulgemeinde. Weitere Mitglieder sind Natali de Rico-Gonzalez, Aron Schuster und Stefanie Köster. Gonzales, geboren in Kroatien, arbeitet in der Geschäftsstelle des städtischen Ausländerbeirats; Schuster, Betriebswirt bei s.Oliver, ist Mitglied des Stadtrates; Köster arbeitet beim Partnerschaftsreferat des Bezirks Unterfranken.
Ein ombud (altnordisch: umbo? „Vollmacht“) ist eine häufig ehrenamtliche Aufgabe einer Person, in einer Organisation oder in der Öffentlichkeit bei bestimmten Themen eine ungerechte Behandlung von Personengruppen zu verhindern.