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WÜRZBURG: „Ausreden will ich das Autofahren keinem“

WÜRZBURG

„Ausreden will ich das Autofahren keinem“

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    Die letzte Prüfung an der Uni hat Matthias Gauger gerade hinter, die nächste Herausforderung vor sich: Er will sich zum hauptberuflichen Politiker wählen lassen. Der Würzburger Direktkandidat lebt in einer Wohngemeinschaft im Frauenland. In seinem Zimmer haben Schreibtisch, Couch, Holzregale mit Büchern und DVDs und ein Hochbett Platz. Fotos kleben an der Wand. Daneben hängen Filmposter und ein Plakat der Grünen. Mit 26 Jahren ist Matthias Gauger einer der jüngsten Landtagskandidaten seiner Partei.

    Sein sechster Platz auf der unterfränkischen Liste gilt als aussichtsreich; zu den Erststimmen aus der Stadt will er Zweitstimmen im Landkreis sammeln. „Wenn wir aus Unterfranken drei Mann reinkriegen, dann bin ich dabei“, meint der Politologe optimistisch. Realistisch ist er auch: „Wenn es nicht klappt, habe ich andere Pläne. In der Politik möchte ich bleiben, vielleicht im Ausland arbeiten.“ Beide Varianten hat er ausprobiert: Als Mitarbeiter grüner Bundestagsabgeordneter und an deutschen Botschaften in Südafrika und auf den Philippinen. Die Kandidatur für den Landtag sei eine Chance, die sich für ihn ergeben habe und die er gerne ergreift. Warum? „Weil ich es gerne tue,“ sagt er ganz selbstverständlich.

    Gauger hat in der WG-Küche Lasagne gekocht. Während die Nudeln im Backrohr brutzeln, erklärt er was er „gerne tut“. „Diskutieren macht mir Spaß, dabei bringe ich einen gewissen missionarischen Eifer mit, um Menschen zu überzeugen.“ Eine Kostprobe aus dem Stegreif: „Als Vertreter der jungen Generation streite ich für eine nachhaltige Politik in Bayern. Ich stehe für mehr Investitionen in unsere Zukunft. Wir dürfen nicht weiter überflüssige Straßen bauen, deren Unterhalt zu Lasten künftiger Generationen geht. Wir müssen klare Prioritäten zugunsten von Bildung und Forschung setzen. Denn diese Investition zahlt sich langfristig aus.“

    Gauger hört auch gerne zu, das gehört zu seinem Berufsbild: „Ein Politiker muss die Probleme der Menschen kennen.“ Gelegenheiten zum Zuhören findet der Nachwuchspolitiker an Infoständen im Wahlkampf oder zufällig im Zug. Wichtige Gesprächspartner sind seine Eltern, die in Löchgau bei Stuttgart leben, wo Gauger aufgewachsen ist. „Für meine Mutter ist ihr Auto ein Stück Freiheit,“ weiß Gauger. Er akzeptiert das.

    „Ich würde niemanden das Autofahren ausreden wollen. Ich wünsche mir nur, dass es freiwillig weniger nutzen.“ Deshalb setzt er auf den Ausbau von Alternativen wie ÖPNV oder Radwege. Verkehr- und Bildungspolitik sind seine Schwerpunkte.

    Gauger ist bei den Grünen, weil „wir die richtigen Lösungen für die riesigen Probleme haben, die im Energie- und Umweltbereich auf uns zukommen werden und die auch soziale Probleme massiv forcieren werden.“ Seine gesellschaftspolitische Haltung innerhalb der Partei beschreibt er mit „links und liberal“. In Wirtschaftsfragen sei er Realo. Er schätzt das Authentische seiner Partei: „Was wir vertreten, tun wir auch.“ So zum Beispiel im Wahlkampf Plakatständer aus Holz in Behinderten-Werkstätten bauen zu lassen, statt billige Einweg-Ständer zu verwenden. Diese aufzustellen, gehört ebenso zu den Aufgaben des Landtagskandidaten wie Entwerfen von Flyern und Betreuen seiner Homepage. Das Bewirten der Journalisten mit Lasagne – die inzwischen fertig und lecker ist – macht er freiwillig: „Es ist ja Mittagszeit.“

    40 Stunden die Woche nimmt ihn die Kandidatur in Anspruch. Geld verdient er während des Wahlkampf nicht. Doch obwohl am Nachmittag die nächste Veranstaltung ansteht und er fast keinen Abend mehr frei hat, wirkt Gauger entspannt. Jetzt muss er los – zur Wahlkampftour an den Bahnhof radeln. Er freut sich darauf, Menschen zu treffen, zu diskutieren und zu überzeugen.

    Zur Person

    Matthias Gauger kam 2002 nach dem Zivildienst zum Studium nach Würzburg. 2003 trat er den Grünen bei. Funktionen: Mitglied im Uni-Senat und -Konvent und Sprecherrat, im Landesvorstand der Grünen Jugend und im Kreisvorstand der Würzburger Grünen. 2008 schloss Gauger das Studium der Politikwissenschaften, des Öffentlichen Rechts und der Soziologie ab.

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