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"Aussteiger für Aussteiger" hilft Sektenmitgliedern

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"Aussteiger für Aussteiger" hilft Sektenmitgliedern

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    Der 66-Jährige, der sich 13 Jahre lang im Universellen Leben (UL) engagierte, weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer der Ausstieg aus einer religiösen Gruppe ist. Im Frühjahr richtete er im Würzburger Selbsthilfehaus einen Telefondienst für Ausstiegswillige ein. Dass seither nur zwei Menschen bei der Selbsthilfegruppe "Aussteiger für Aussteiger" anriefen, sei für ihn zwar enttäuschend, jedoch erklärlich: "Wer aus einer Gruppe wie dem UL kommt, der misstraut anderen Gruppen - auch solchen, die Hilfe anbieten."

    Der Telefondienst wurde im Juli eingestellt, die zehn Mitglieder des unterfränkischen Kontaktnetzes "Aussteiger für Aussteiger" wollen jedoch weiterhin ansprechbar bleiben für alle Menschen, die überlegen, eine religiöse Gruppierung zu verlassen. Daneben bietet die Gruppe an, in Schulen und Jugendzentren zu kommen, um als "ehemalige Insider" junge Menschen über die Gefahren von Sekten aufzuklären.

    "Ohne Hilfe von außen hätte ich den Ausstieg nicht geschafft", erklärt Gruppenmitglied Hermann Bucher (Name von der Redaktion geändert) sein Engagement bei "Aussteiger für Aussteiger". Der 60-Jährige, der in der Umgebung Würzburgs lebt, war 17 Jahre im Universellen Leben engagiert: "Ich wollte zusammen mit meinen Geschwistern vom UL zeigen, dass die Bergpredigt lebbar ist." Fasziniert habe ihn ferner die Hoffnung, sich mit Hilfe der UL-Lehren innerlich befreien zu können.

    Nach zehnmonatigem harten Ringen schaffte Bucher vor zwei Jahren den Ausstieg aus dem UL. Er war stolz auf seinen Mut, den einstigen Geschwistern den Rücken zu kehren, bekennt der ehemalige Beamte. "Als ich das UL endlich hinter mir gelassen hatte, fühlte ich mich wie ein Häftling, der nach vielen Jahren Gefangenschaft erstmals wieder freie Luft atmet."

    Schuldgefühle, Angst und Minderwertigkeitskomplexe kennen viele Sektenaussteiger, wissen Bucher und Erhard. Das sei ähnlich wie in einer Partnerschaft, in der einer der Partner vom anderen "wie der letzte Dreck" behandelt wurde.

    Laut Bucher werden vor allem solche Menschen von Sekten angelockt, die Sehnsucht nach einer harmonischen Welt haben. Oft befinden sich diese Menschen auch in einer seelischen Krisensituation oder seien mit Alltagsproblemen überfordert. Sekten versprechen Hilfe - die anfangs auch wirkt, so Bucher: "Nachdem ich beim Universellen Leben war, sagten meine Bekannten zu mir, dass ich mich sehr zum Positiven verändert hätte."

    Mit ganzer Kraft habe er sich dafür eingesetzt, die neuen Ideale verwirklichen zu helfen. Bis er erkannte, dass diese Ideale pure Ideologie waren. Die große Familie aus lauter Gleichen wurde von dem Aussteiger Bucher als große Illusion entlarvt.

    Wer mit der Gruppe "Aussteiger für Aussteiger" in Kontakt treten möchte, wendet sich unter Tel. (09 31) 37 37 06 an das Würz- burger Selbsthilfebüro.

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