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WÜRZBURG: Ausstellung im Chambinzky: Barocker Müll an den Wänden

WÜRZBURG

Ausstellung im Chambinzky: Barocker Müll an den Wänden

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    (rtg) Es müssen nicht immer gleich Künstler sein, die eine Vernissage veranstalten; auch Dilettanten können, wenigstens in dekorativer Hinsicht, ganz hübsch malen, wie die Ausstellung der kleinen Maler-Gruppe namens „Noveaux sauvages“ im Theaterlokal Chambinzky zeigt. Dass das Trio aus Journalisten besteht, verraten die teilweise schillernden Bildtitel.

    Selten präsentiert sich Müll so repräsentativ: „Eo's Garbage“ heißt die knapp ein Quadratmeter große Leinwand direkt gegenüber der großen, verspiegelten Theke im Chambinzky. Ein unentwirrbares Knäuel von Dosen, Papier, Schaumstoff und Plastik verdreht sich zu einer Art Abfall-Barock, ein feiner, grau-weißer Acryl-Überzug sorgt für farbliche Harmonie.

    Blutige Silberhochzeit

    Die aber wird von Katharina Schwendinger, im wahren Leben Main-Post-Redakteurin, in ihren zahlreichen anderen Bildern gerne gemieden, Komplementärkontraste, ein Sammelsurium an Techniken und Materialien provozieren nicht nur die Augen. „Die drei Säulen des Frühstücks“ heißt eine mit gefärbter Weizenkleie gemalte Tafel, eine andere, auf der sich irisierende Flächen mit roten Spritzern abwechseln, heißt „Blutige Silberhochzeit“. Man spürt einen Hang zur Dramatik, aber es entgeht dem Betrachter auch nicht, dass die Malerin dank einer abgeschlossenen Holzbildhauer-Ausbildung routiniert in der Handhabung ihrer Materialien ist.

    Einförmigkeit sucht man derzeit jedenfalls vergebens an den Wänden des Chambinzky. Zumal auch die beiden anderen Freizeit-Maler der Gruppe gerne ein wenig kraftmeiern. Helmut Hickel braucht schon Riesenformate von mehreren Quadratmetern, um pfundweise Ölfarben in die wilden, abstrakt-expressiven Formen zu pressen, die ihm angesichts von Titeln wie „Schluss mit lustig“ oder „Reale Sakral-Satire“ einfallen. Provokant ist das allemal, an den großen Wänden aber wirken die fast schon gewalttätigen Tafeln apart.

    Eo Borucki schließlich, der einzige der drei, der als Zeitungs-Karikaturist und Buchillustrator mit Malerei Geld verdient, legt sich in seinen Bildern auf die menschliche Mimik fest. Und so blickt nicht nur der Maler selbst mit verunsichertem Blick als Selbstporträt hinunter auf die Besucher. Auch die Besucher entdecken sich selbst auf einer großen Pappe mit augenscheinlich recht ratlosen Personen, die er „Verstörtes Ausstellungspublikum“ getauft hat.

    Woher der Name „Nouveaux Sauvages“ kommt? Die drei behaupten, sie seien schlicht zu alt, um sich noch „Junge Wilde“ zu nennen. Was die Malschule eint? Dass ihr Ruf als unbekannteste Malschule der Kunstgeschichte weltweit legendär sei, sagen die drei schmunzelnd. Die Bilder sind noch bis Ende November im Chambinzky zu sehen.

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