Eine Ausstellung über den Kirchen-Architekten Olaf Andreas Gulbransson sollte den Auftakt für das 50-jährige Jubiläum der Erlöserkirche bilden. Doch Schäden am Bauwerk haben diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. So findet die Ausstellung nicht, wie ursprünglich geplant, in der Kirche statt, sondern im Gemeindehaus.
Vor dem Gemeindehaus wurde ein Zelt aufgebaut. Viele Kirchen Gulbranssons zeigen die typischen Merkmale eines Zelts. Daher wurde der Architekt „Gottes Zeltmacher“ genannt. Das Zelt symbolisiert, dass der Mensch auf Erden unterwegs ist; es steht aber auch für „Zu-Gast-sein“. Die Ausstellung zeigt Vorentwürfe und Variantenentwürfe Gulbranssons. Sie enthält auch Bilder und viele Originalzeichnungen verschiedener Kirchen, in denen die Liebe des Architekten zum Detail zum Ausdruck kommt.
Die Erlöserkirche sei ein „Prunkstück“, das allerdings nicht so bekannt sei, wie man es sich wünschen würde, sagte Oberbürgermeister Georg Rosenthal bei der Ausstellungseröffnung. „Aber das kann sich ja ändern.“ Dem OB zufolge war Gulbransson, der 1961 bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall ums Leben kam, einer der innovativsten, protestantischen Kirchenbauarchitekten der Nachkriegszeit in Bayern. Er habe richtungsweisende Gotteshäuser gebaut und sei Aushängeschild des evangelischen Kirchenbaus gewesen.
Die Erlöserkirche wurde am 17. Dezember 1961 geweiht, 1996 wurde sie in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen. „So etwas geschieht nur bei hochrangigen Bauwerken. Hier reden wir von einem Bauwerk, das meiner Meinung nach in der Stadt unterrepräsentiert ist, sagte Thomas Mensing, der die Sanierung durchführen soll.
Die Erlöserkirche habe bauphysikalische Mängel, die nahezu alle Kirchen aus jener Zeit hätten – und das, obwohl nach DIN-Norm gebaut wurde. „Hier liegen also keine Versäumnisse des Architekten vor“, erklärte Mensing. Zwar weise die Kirche System- und Substanzschäden auf, aber das seien Mängel, die ohne Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen seien, beruhigte er die Zuhörer. „Wir werden die Kirche wieder instand setzen und versuchen, allen Ideen Ihres Vaters gerecht zu werden“, versprach er dem Sohn des Kirchenbauers, Jan Gulbransson. Der 61-jährige bekannte Künstler, der in München lebt, kam extra wegen der Ausstellung nach Würzburg.
Jan Gulbransson, der von Beruf Comiczeichner ist, erinnert sich, dass sein Vater eine ausgesprochene Liebe zum Barock gehabt hatte. So soll dieser in einem sehr frühen Alter Barockkirchen aus Papier und Pappe gebaut haben. „Er lebte aber in einer Zeit, in der es überhaupt nicht mehr aktuell war, so zu bauen.“ Aufgrund der Urteile von Fachleuten glaubt der Sohn, dass sein Vater ein bahnbrechender Architekt war.
Obwohl er mit 45 Jahren starb, hinterließ Olaf Andreas Gulbransson 30 Gotteshäuser. In acht Jahren waren neun seiner Kirchen vollendet und 18 im Bau oder soweit geplant, dass sie von Karl H. Schwabenbauer, seinem engsten Mitarbeiter, ausgeführt werden konnten. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in Bayern, er fand aber auch überregional Anerkennung. 1960 gewann Gulbransson den Wettbewerb zur Umgestaltung des Lübecker Doms.
„Die Erlöserkirche ist ein Prunkstück, das allerdings nicht so bekannt ist, wie man es sich wünschen würde.“
Georg Rosenthal Oberbürgermeister
Im Zentrum seiner Planungsarbeiten stand die Frage nach dem Wesen und der Funktion eines Gotteshauses. Der Kirchenbau solle „Schale, Gehäuse sein für den Gottesdienst, die Gemeinde in die rechte Ordnung zum Altar, zur Kanzel und zum Taufstein bringen, zur Predigt und zum Abendmahl; dem Wort, dem Gebet, dem Gesang und dem Orgelspiel das rechte Gehör verschaffen“.
Die Ausstellung ist bis zum 6. Februar, jeweils Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.