Wie mag wohl ein Klassenzimmer nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen haben? Wie war die Stimmung unter den Schülern? Und wurde das Thema Nationalsozialismus im Unterricht behandelt – oder wurde es einfach totgeschwiegen? Diese und viele weitere Fragen stellten sich die Schüler des Röntgen-Gymnasiums zu Beginn der 11. Jahrgangsstufe. Jetzt, eineinhalb Jahre später, eröffneten sie gemeinsam eine Ausstellung mit dem Titel „Vergangenheit hat Zukunft“.
Sie zeigt Eindrücke vom Schulalltag und dem Zustand der damaligen Oberrealschule nach der Wiederaufnahme des regulären Schulbetriebs ab dem Jahr 1946. Auch den Ausstellungsraum versuchten die Schüler ähnlich einem ehemaligen Klassenzimmer zu gestalten. Es sind beispielsweise Bilder und Biografien ehemaliger Lehrer oder der beste Schulaufsatz von 1950 zu besichtigen. Was die Ausstellung besonders persönlich macht, sind die Erinnerungen von fünf Zeitzeugen, alle ehemalige Schüler.
Auch die Tochter eines Lehrers aus der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte sich für ein Interview bereit erklärt. Sie stellte zudem ein Teeservice zur Verfügung, das sie vor dem 16. März 1945 im Gymnasium versteckte. Wegen der sicheren Betondecken des Gebäudes überlebten die kostbaren Gegenstände.
Interviews mit Zeitzeugen
Die Gymnasiasten aus dem P-Seminar (Projekt-Seminar) Geschichte, unter der Leitung von Peter Mierau, filmten jedes Zeitzeugeninterview. Sie lernten selbstständig zu vertonen und schneiden und opferten viele Wochenenden und Ferientage, um einen circa 20-minütigen Film fertigzustellen. Die ehemaligen Schüler berichten dort vom Schulalltag nach dem Zweiten Weltkrieg und erzählen Anekdoten wie die vom versteckten Spitz im Unterricht. Auch dieser Film kann in der Ausstellung angesehen werden.
Die Schülerinnen Charlotte Kluger und Ann-Kathrin Waldherr dankten bei der Eröffnung dem Staatsarchiv Würzburg und dem Hauptstaatsarchiv München. Beide gewährten Einsicht in Akten und stellten Exponate zur Verfügung. Das Mainfränkische Museum lieh Vitrinen aus.
Das P-Seminar Kunst zeigte außerdem einen Film mit dem Titel „Neue Bauten in altem Glanz“, den Schüler selbstständig drehten. Der Dokumentarfilm stellt die historische Architektur der Gründerzeit in Würzburg vor. Für fünf Euro kann man die DVD im Sekretariat erwerben.
Die Ausstellung sowie der Film mit den Zeitzeugen sind noch bis zum 28. Januar im Raum 111 des Röntgen-Gymnasiums zu sehen (werktags jeweils ab acht Uhr).