Volles Haus und ein voller Erfolg: 51 Menschen kamen vor Kurzem in die Akademische Buchhandlung Knodt, um neue Einblicke in die deutsche queere Geschichte zu gewinnen. Benno Gammerl, Professor für Gender und Sexualitätengeschichte am European University Institute in Florenz, las aus seinem Buch "Queer: Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute".
Moderatorin Alexandra Esche vom Queer Pride Würzburg e.V. eröffnete den Abend und betonte die Bedeutung des Buches für die queere Community: Die Vorgänger*innen der heutigen queeren Bewegung seien kaum bekannt, dabei wünschten sich gerade junge queere Menschen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Benno Gammerl, der als führend in der Erforschung queerer deutscher Geschichte gilt, sei es gelungen, diese oft vergessenen Vorbilder zurück ans Tageslicht zu holen.
Einige dieser Personen stellte Benno Gammerl im Laufe des Abends seinem Publikum vor: Da war die lesbische und trans* Aktivistin Lotte Hahm, die in der Weimarer Republik und nach Ende der NS-Zeit in Ostberlin inklusive queere Veranstaltungen und Clubs organisierte und mit ihrem androgynen Kleidungsstil als Vorbild für die heutige Butch Szene gelten kann. Oder der Würzburger Weingroßhändler und Rechtsanwalt Dr. Leopold Obermayer, der in der NS-Zeit trotz großer Gefahr für Leib und Leben für sein Recht eintrat, offen als schwuler Mann zu leben. Oder Audre Lorde, die als schwarze und lesbische Aktivistin im Berlin der 1990er Jahre eine inklusivere queere Bewegung forderte.
Nach jedem der drei Abschnitte der Lesung beantwortete Benno Gammerl Fragen aus dem Publikum: Gab es Konflikte zwischen schwulen und heterosexuellen Insassen in Konzentrationslagern? Welche Parallelen gibt es zwischen der heutigen queeren Bewegung und jener in den Goldenen Zwanzigern? Diese und weitere Fragen wurden angeregt diskutiert, bis die Veranstaltung gegen 21 Uhr zu ihrem Ende kam.
Die ausverkaufte Lesung war für den Queer Pride Würzburg e.V. ein "voller Erfolg", der bei einem abschließenden Abendessen im Bürgerspital gebührend gefeiert wurde.
Von: Alexandra Esche (Arbeitskreis Kultur und Buch, Queer Pride Würzburg e.V.)
