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WÜRZBURG: AWO-Freizeit an der Frankenwarte: Die Kinder „einfach mal machen lassen“

WÜRZBURG

AWO-Freizeit an der Frankenwarte: Die Kinder „einfach mal machen lassen“

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    Hübsch: ein Schmusetier.
    Hübsch: ein Schmusetier.

    Luciano macht Breakdance, dazu ertönt lautstark Pharell Williams' Chart-Erfolg „Happy“. Eine Szene, die man auf einer Party in einem angesagten Würzburger Club erwarten würde, findet an einem ungewöhnlichen Ort statt: mitten im Wald.

    Was dieser Zirkus soll? Mit dieser Frage trifft man den Nagel auf den Kopf. Denn das Abschlussfest der AWO-Kinderfreizeit an der Frankenwarte stand heuer unter dem Motto „Manege frei! Der Frankenwartenzirkus kommt“. Luciano und rund 50 weitere Kinder zwischen sechs und 13 Jahren zeigten auf dem weitläufigen Gelände der Frankenwarte, welche zirkusreifen Tricks und Kunststücke sie in drei Wochen gelernt haben, während sich die stolzen Eltern – mit Smartphones und Kameras ausgerüstet – um die besten Plätze drängelten.

    Die dreiwöchige Kinderfreizeit feierte in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum. „1954 war es nicht üblich, dass Eltern ihre Kinder drei Wochen Ferien machen lassen konnten“, erklärt Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, die das Abschlussfest eröffnete, „heute finden wir das ganz selbstverständlich.“ Generell habe sich einiges geändert in den letzten sechs Jahrzehnten. „Eltern und Kinder sind anspruchsvoller geworden“, weiß Laura Halm, Vorsitzende des AWO-Stadtjugendwerks Würzburg. Ihr Kollege Jonas Diefenbacher, Vorsitzender des AWO-Bezirksjugendwerks Unterfranken pflichtet ihr bei: „Früher konnte man den Kindern einen Ball hinschmeißen und die waren fünf Stunden beschäftigt.“ Das gehe heute nicht mehr.

    Aus drei Programmoptionen konnten die Kinder daher jeden Tag auswählen, wie sie ihre Zeit an der Frankenwarte am liebsten verbringen. Fand mal keiner der drei Vorschläge Zustimmung, war das Improvisationstalent der Betreuer gefragt: „Wir können ja kein Kind zu etwas zwingen. Im Notfall müssen wir uns halt Alternativen überlegen“, erklärte Betreuerin Johanna Mahr. Durch Auswahlgespräche, Vorbereitungskurse und Fortbildungen seien sie aber „auf fast alle Katastrophen vorbereitet“, wie sie schmunzelnd sagt.

    AWO-Jugendwerk organisierte

    Organisiert wurde die Ferienfreizeit in diesem Jahr zum ersten Mal durch das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und lockte pro Woche über siebzig Kinder auf den Nikolausberg. „Mit der Auslastung sind wir voll und ganz zufrieden. Und überall laufen glücklich Kinder herum, das ist ja das Hauptziel“, so Diefenbacher. Größere Zwischenfälle habe es nicht gegeben, und verloren gegangen sei auf dem weitläufigen Waldgrundstück auch niemand. „Zumindest ist uns bisher nicht aufgefallen, dass ein Kind fehlt“, sagt er augenzwinkernd.

    Neben „vielen schönen Momenten“ konnte Sabrina Pawellek, die als Betreuerin an der Ferienfreizeit teilgenommen hat, allerdings auch von Problemen berichten. „Natürlich gab es kleinere Konflikte, das bleibt bei fast 80 Kindern nicht aus. Aber wir hatten leider auch mit einem Fall von Mobbing zu tun.“ Dabei ging es um rassistische Äußerungen zweier Kinder. Die Betreuer reagierten umgehend: „Wir haben sofort eine Teambesprechung einberufen, die Eltern informiert und natürlich auch mit den Kindern geredet“, erklärte Pawellek. Dabei wurde den Kindern die Situation und das Fehlverhalten genau erklärt. „Wir haben die Kinder nach ihrer Meinung gefragt und gemeinsam mit ihnen diskutiert. Viele konnten von eigenen Erfahrungen mit Mobbing berichten und erklären, wie verletzend so etwas sein kann. Natürlich haben wir auch Konsequenzen gezogen.“ Die beiden Unruhestifter mussten den Betreuern helfen, anstatt mit den anderen Kindern spielen zu dürfen. Bei völlig untragbaren Ereignissen müssten die Kinder auch mal heimgeschickt werden, so Pawellek. Das sei aber in diesem Jahr nicht nötig gewesen. Insgesamt sei die Ferienfreizeit harmonisch verlaufen. „Die Älteren haben auch immer ein Auge darauf gehabt, die jüngeren Kinder zu integrieren und sie zu unterstützen.“

    Dass sich die Kinder von heute nur noch mit ihren Handys beschäftigen und lieber vor der Spielekonsole sitzen, anstatt draußen zu toben, konnte Sabrina Pawellek nicht bestätigen. „Bei uns galt ein generelles Handyverbot. Am Anfang war es für einige Kinder zwar ungewohnt, so ohne Smartphone, aber wenn sie draußen gespielt haben, haben sie schnell gemerkt: Es geht auch ohne!“

    Neben den Kindern, die in drei Wochen zahlreiche Kunststücke gelernt haben, tragen auch die Betreuer neue Ansichten mit heim: „Oft traut man Kindern nicht viel zu, dabei haben sie teilweise viel mehr drauf als Erwachsene. Es ist wichtig, ihnen zu vertrauen und sie einfach mal machen zu lassen“, sagt Pawellek. Es sei wichtig, die Kinder miteinzubeziehen, sie nach ihrer Meinung zu fragen und sie ernst zu nehmen.

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