Drei oder vier Regentropfen pro Nase – das war's, als der Geschäftsführer des Arbeiterwohlfahrt-Bezirksverbandes Unterfranken Martin Ulses am Freitag die so genannte Zeitkapsel aus Kupfer mit einer gedruckten Main-Post vom selben Tag, einem Mitarbeiter-Magazin „AWO inside“ und einem Bauplan bestückte, um sie gemeinsam mit Gästen in einem Mauerstück zu versenken. „Damit das unsere Nachkommen in 500 Jahren vielleicht sehen“, witzelte er froh gelaunt.
Auch Flüchtlinge waren im Haus
Kein Wunder, denn nach einer längeren Phase des Abrisses des früheren Seniorenheimes Marie-Juchacz-Haus an der selben Stelle folgt nun der Wiederaufbau. Mit etwas Glück können Anfang 2019 die ersten Bewohner ins neue Haus einziehen. Ursprünglich sollte das Mitte 2017 schon möglich sein, aber dieses Datum wurde nicht gehalten, weil nach dem Auszug aller Betroffener fast von heute auf morgen viele Flüchtlinge untergebracht werden mussten. Die AWO half und quartierte sie für mehrere Monate in dem Haus ein. Erst dann wurde der Weg frei für die Umsetzung der Pläne.
Das neue Haus wird nach aktuellen Standards energiesparend errichtet, zum Beispiel mit moderner Lüftungsanlage und elektrischen Türöffnern. Ulses sprach von 103 Pflegeplätzen in Seniorenwohngemeinschaften, „wir werden auch Kurzzeitpflegeplätze einstreuen“, so der Geschäftsführer. Ambulanter Dienst, zwölf Tagespflegeplätze und 20 Appartements im Betreuten Wohnen – alles gut bedacht, auch ein Inklusions-Café mit 80 Plätzen, das sich zum Stadtteil hin öffnet. Hier sollen zur Hälfte Menschen mit Handicap mitarbeiten.
Senioren-Wohngemeinschaften
Im Erdgeschoss wird neben den Büros auch jede Menge Technik untergebracht. Im 1. Stock wird es, wie im gesamten Haus immer wieder, eine Seniorenwohngemeinschaft für zwölf Bewohner geben – inklusive Küche, Ess- und Wohnzimmer in der Mitte. „Und manchmal liegt dann einer auf dem Canapé und schläft: wie daheim.“ Unter solchen Voraussetzungen, so Ulses, sei er zuversichtlich, auch gute Mitarbeiter zu finden.
In den öffentlichen Bereichen werden laut Planung noch Kapelle, Frisör-Salon und ein Raum für Ergotherapie unterkommen, ebenso Musikzimmer und Bibliothek. „Das gesamte Ambiente des Hauses wird von Licht, Luft und Sonne bestimmt, natürliche Materialien tragen zu einem angenehmen Raumklima bei“, so hat Architekt Wolfgang Schinharl (München) geplant und noch einen kleinen Garten vorgesehen. Über den unteren Stockwerken mit den Wohngemeinschaften erhebt sich künftig das Betreute Wohnen im 5. und 6. Stock.
Die stellvertretenden AWO-Bezirksvorsitzenden Irene Görgner, Rudolf Mainardy und Gerald Möhrlein verwiesen auf etwas „Neues, Großes, Zukunftsweisendes“ (Görgner), „ein Haus der Toleranz, der Freundlichkeit und des Sich-Wohlfühlens“. Der Grundstein symbolisiere ein festes Fundament, so Görgner, und weiter: „Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit“, wofür die AWO stehe. Den künftigen Bewohnern versprach sie die besten Voraussetzungen, allen Kooperationspartnern dankte sie. Polier Stefan Mahlmeister (Riedel-Bau) setzte schließlich den Zement auf das neue Mauerstück des künftigen Marie-Juchacz-Hauses in der Jägerstraße.