Die elf Zimmer des Erdgeschosses des von der Gemeinde Veitshöchheim für 7,5 Millionen Euro erworbenen Hauses 1 der Seniorenwohnanlage Würzburger Straße 60 sollten laut Gemeinderatsbeschluss vom 16. August 2022 durch eine von der Caritas-Sozialstation St. Stephanus ambulant betreute Wohngemeinschaft (abWG) belegt werden. Anstelle dessen nutzt nun die Caritas-Einrichtungen gGmbH (CEG) diese Räumlichkeiten, um hier in einer Wohngemeinschaft junge Leute aus dem südindischen Bundesstaat Kerala unterzubringen, die bei der Caritas eine dreijährige Ausbildung zur Pflegekraft absolvieren. Bürgermeister Jürgen Götz hatte nun zu einem Pressetermin ins Rathaus eingeladen, um gemeinsam mit CEG-Geschäftsführer Georg Sperrle und dem aus Indien stammenden Pfarrer Augustin Thomas Parambakathu die Öffentlichkeit über diese vom Gemeinderat am 9. Juli 2024 in nichtöffentlicher Sitzung beschlossene Veränderung zu informieren.
Wie der Bürgermeister berichtete, habe er über Monate hinweg mit dem Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation St. Stephanus Martin Klug versucht, das Konstrukt "ambulant betreute Wohngemeinschaft (abWG)" aufs Gleis zu setzen. Letztendlich sei es an den hier im Vergleich zu einer stationären Pflegeeinrichtung an der fast 30 Prozent höheren Eigenbeteiligung gescheitert. In der abWG müssten laut Berechnung der Sozialstation die Mieter neben der monatlichen Pauschale von 2750 Euro für eine 24.stündige Betreuung und Haushaltsführung noch die regulären Mietkosten von 7,30 DM/m² nebst Nebenkosten und die Kosten für notwendige ambulante Pflegedienstleistungen tragen. Zudem sei es schwierig, Personal zu finden, das schon für einen Regelbetrieb anderer Einrichtungen nicht zur Verfügung stehe.
40 internationale Pflegefachkräfte werden integriert
So können im hiesigen Seniorenzentrum St. Hedwig aufgrund des Fachkräftemangels von 94 verfügbaren Pflegeplätzen aktuell nur 74 belegt werden. Eine Zeitarbeitsfirma sei dort im Einsatz sein, um diese Belegung halten zu können. Die CEG tue alles, so Sperrle, um die Situation des Fachkräftemangels in ihren 17 Senioreneinrichtungen an zehn Standorten zu verbessern. So würden aktuell im Unternehmen insgesamt 40 internationale Pflegefachkräfte aus Mexiko, Indien und den Philippinen integriert. Neuland betritt nun die CEG, indem sie jetzt ganz aktuell zum 1. September diesen Jahres 16 Auszubildende aus dem südindischen Bundesstaat Kerala für ihre Häuser in der Stadt und im Landkreis Würzburg einstellt.
Und hier kommt der 1970 in Kumily im indischen Bundesstaat Kerala geborene Pfarrer Augustin Thomas Parambakathu ins Spiel, der seit 2013 in der Pfarreiengemeinschaft Waldaschaff, Weibersbrunn und Rothenburg tätig ist und sich auch im Bereich der Caritas als Vorsitzender des Trägervereins einer großen Sozialstation mit Seniorentagesstätten engagiert. Ausschließlich ihm sei zu verdanken, so Sperrle, dass nun so viele 19- und 20-Jährige für eine Ausbildung bei der CEG als Pflegefachkraft aus dem südlichsten Zipfel Indiens nach Deutschland kommen.
Fünf Auszubildende kommen am 1. Oktober
Der Pfarrer unterrichet in seiner indischen Heimat in einer Sprachschule seit einem Jahr per Online-Zoom im Fach Deutsch. So gelang es ihm dort junge Leute mit deutschem Sprachniveau B" für eine hiesige Ausbildung in der Altenpflege zu begeistern. In einem YouTube-Video hatte er in seiner Muttersprache vorgestellt, wie hier eine Caritas-Pflegeeinrichtung betrieben wird und was die Azubis erwartet. Inzwischen konnten laut Sperrle alle Flüge gebucht werden.
Einziehen in die Veitshöchheimer WG werden zum 1. Oktober 2024 aber erst fünf Auszubildende, von denen zunächst nur zwei ihre Ausbildung gegenüber im Caritas-Haus St. Hedwig beginnen. Der CEG-Geschäftsführer hofft, zum nächsten Berufschulausbildungsbeginn am 1. April 2025 die restlichen sechs WG-Plätze belegen zu können. Während die Gemeinde die Küche im Gemeinschaftsraum einrichtet, sorgt die Caritas für die Ausstattung der elf Zimmer der WG.
Kooperation mit der JuliusCare Berufsfachschule für Altenpflege
Die CEG kooperiert mit der JuliusCare Berufsfachschule für Altenpflege der Juliusspitalstiftung Würzburg, die im Rahmen des dualen Systems 16 Schulplätze zur Verfügung stellt. Die Auszubildenden, die im ersten Lehrjahr 1350 Euro, im zweiten 1413 Euro und im dritten 1514 Euro monatlich verdienen, können so die Pflege bei uns von Grund auf lernen sowie von Anfang an auch unsere Kultur. Für die Integration steht die CEG in Kontakt mit Prof. Dr. Lukas Slotala von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der TSWS, der in einem vom Europäischen Sozialfonds (EFS) geförderten Projekt CEG-Mitarbeitende zur Integrations-Begleitung ausbildet.

