Ein Zugang zu einem besonderen Menschen und seinem Lebenswerk soll nach dem Wunsch seiner Herausgeber das Buch „Jehuda Bacon. Malerei und Grafik“ sein, das jetzt am Dom in Würzburg präsentiert wurde. „Wir stellen ein Buch über einen Menschen vor, der für uns eine sehr große Bedeutung hat“, sagte Domkapitular Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg und Mitherausgeber des Buchs, berichtet der Pressedienst des Bischöflichen Ordinariats.
Jehuda Bacon, geboren 1929 in Ostrava, ist ein israelischer Künstler. Für seine Verdienste um die deutsch-israelische Versöhnung und den jüdisch-christlichen Dialog wurde er 2013 mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Das neue Buch zeigt nicht nur einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen Bacons, sondern lässt auch Wegbegleiter des Künstlers zu Wort kommen. Bacon selbst schreibt in seinen Beiträgen „Erinnerung“ und „Inspiration“ über sein Leben, seinen künstlerischen Werdegang und die Menschen, die ihn begleitet haben. „Er lässt uns daran teilhaben, aus welchen Wurzeln diese Werke haben entstehen können.“
Lenssen erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Bacon im Jahr 2008. Damals wurde im Museum am Dom die Ausstellung „ . . . der mit dem Leben weiterwandert“ mit Werken Bacons vorbereitet. „Wir hörten mit Freude, dass Herr Bacon zur Eröffnung kommt“, erzählte Lenssen. Zwei Tage vor der Eröffnung kam der Künstler dann überraschend vorbei. „Wir waren am Werkeln und ich sah, wie jemand die Treppe herunterkam, den ich nicht zuordnen konnte“, erzählte Lenssen. Dann sahen sie sich zum ersten Mal an. „Entscheidend war, dass mich jemand anlachte, mit strahlenden blauen Augen. Ich werde diesen Moment nicht vergessen.“
Heute besitze die Stiftung Kunstsammlung mehr als 4000 Werke Jehuda Bacons, vornehmlich Zeichnungen. „Ein Bestand, auf den wir mehr als stolz sein können“, sagte Lenssen. Jeder Nachlass bedeute aber auch eine Verpflichtung. Die Werke Bacons fügten sich nicht in das ein, was man von einem kirchlichen Museum erwartet. Doch sie seien ein Anstoß, nicht nachzulassen, sich zu der gleichen Weite zu entwickeln, die Bacon erreicht habe, sagte der Kunstreferent. „Wenn man mit dieser Biografie noch lachen kann, dann hat man innere Weite.“
„Dass seine Arbeiten, sein geistiges Werk, in Würzburg einen neue Heimat gefunden haben, ist für Jehuda Bacon schön zu sehen“, sagte Jens Oertel, ein Freund Bacons und sein Repräsentant in Deutschland. Für das Buch sei es besonders wichtig gewesen, Bacon als „Mensch, Künstler und Lehrer“ zu porträtieren, sagte Oertel. „Ein Künstler muss einen Dreiklang aus Herz, Hand und Verstand entwickeln. Es war uns ein Anliegen, diesen Dreiklang zu verdichten.“
„Je mehr ich sah, desto klarer wurde mir, dass es sich um einen begnadeten Künstler handeln musste“, beschrieb Michael Koller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kunstreferat und Mitherausgeber des Buchs, seine erste Begegnung mit den Werken Bacons. Einerseits seien sie von „großer Dichte und geistiger Tiefe, die einem oft auch rätselhaft bleibt“, andererseits zeigten sie eine „tänzelnde Leichtigkeit“. Das Buch solle für seine Leser ein Zugang zu einem besonderen Menschen und seinem Lebenswerk sein.
Das aufwendig gestaltete Buch kombiniert einen Überblick über das Werk Bacons mit Beiträgen von und über den Künstler. Neben Texten von Lenssen und Koller sowie von Bacon selbst enthält es Briefe, die H. G. Adler zwischen 1945 und 1954 an Bacon geschrieben hat. H. G. Adler unterrichtete als Lehrer in Štiøín, einem Waisenhaus für Kinder, die die Konzentrationslager überlebt hatten und in dem auch Bacon einige Zeit lebte. Jeremy Adler, der Sohn von H. G. Adler, schreibt über Bacon als „alten Freund der Familie“. Anna Pravdová betrachtet die tschechischen Wurzeln des Künstlers. Enthalten sind auch Lebenslauf und Verzeichnis der bisherigen Ausstellungen.
Michael Koller, Jürgen Lenssen (Hrsg.): „Jehuda Bacon. Malerei und Grafik“. 240 Seiten. Einführungspreis 29,95 Euro, ab Oktober 34,80 Euro. Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg, ISBN 978-3-945354-04-9.