Baut die Stadt gemeinsam mit dem Landkreis ein neues Schwimmbad im Würzburger Norden? Die Zeichen scheinen günstig zu stehen für einen Standort an der Wolffskeel-Realschule in der Frankenstraße. Jetzt beschäftigte sich der Bauausschuss des Stadtrates mit dem Thema.
Allerdings ging es dabei nur um einen Bauvorbescheid, um zwei gravierende Probleme schon im Vorfeld auszuräumen: Eine Bahnstromleitung überspannt das Gelände, das zudem noch im Überschwemmungsgebiet der Pleichach liegt. Eine politische Entscheidung für den Bau eines solchen Bades steht allerdings von Seiten der Stadt noch aus.
„Das Ausräumen der Probleme war eine wichtige planerische Entscheidung für das Bad an dieser Stelle.“
Eberhard Nuß Landrat
Der Landkreis ist einen Schritt weiter, kein Wunder, hat doch Landrat Eberhard Nuß das Projekt 2012 angestoßen. Damals gab es Rückzahlungen vom Zweckverband Abfallwirtschaft von 2,5 Millionen Euro. Warum das überraschende Geld nicht in einen Bad-Neubau für Schüler, Verbände und Vereine im Norden des Kreises stecken, fragte Nuß damals. Ein Neubau sollte an eine Schule angeschlossen werden. Und er gab nicht auf, trotz vieler Gegenargumente.
Sein Bemühen gipfelte in einer Empfehlung des Kreisausschusses im Juli 2013: Der Kreistag solle beschließen, die Mittel im Haushalt bereitzustellen. Und der Landrat sollte mit dem damaligen Oberbürgermeister Georg Rosenthal über das Projekt verhandeln. Bisher hat es jedoch nur einen Ortstermin mit Schulreferent Muchtar Al Ghusain gegeben und Stadtsprecher Christian Weiß sprach da von einer interessanten Option.
Aber es ist mehr als eine interessante Option, denn die Realschule in der Lindleinsmühle ist in der Trägerschaft von Stadt (60 Prozent) und Land (40 Prozent). Der überwiegende Teil der etwas über 500 Schüler kommt aus den Landkreisgemeinden. Das mindert die rechtlichen Hürden für eine gemeinsame Investition beider Gebietskörperschaften.
Außerdem steckt die Stadt selbst im Würzburger Norden in einer Zwickmühle. Das Bad an der Gustav-Walle-Schule, ebenfalls in der Lindleinsmühle, das stark von Schülern und Vereinen genutzt wird, steht vor dem Aus. Es gibt einen Stadtratsbeschluss, der sagt, bei der nächsten größeren Reparatur soll die Schwimmhalle dicht gemacht werden. Viele Eltern und Vereine kämpfen seither für den Erhalt und fordern eine Sanierung. Die veranschlagen städtische Planer allerdings auf 4,5 Millionen Euro.
Zu Beginn des Landrats-Vorschlages für einen Neubau in der Lindleinsmühle hatten sich mehrere nördliche Gemeinden um den Standort beworben. Im Boot waren Rimpar, Unterpleichfeld und Estenfeld. Ungeklärt blieb damals jedoch die Frage, wer die hohen Unterhaltskosten in Zukunft zahlen würde. Diese Gemeinden sind mit dem neuen angedachten Standort natürlich erstmal raus aus der Debatte.
Im Ausschuss machte der Verwaltungsvorschlag klar, dass es für beide Probleme – Stromleitung und Überschwemmungsgebiet – eine Lösung gebe. Für Nuß war das Ausräumen der beiden Hauptprobleme eine „wichtige planerische Entscheidung für das Bad an dieser Stelle.“ Nun ist der Würzburger Stadtrat an der Reihe, Entscheidungen zu treffen.
„So preiswert kommen wir im Norden nie wieder an ein neues Hallenbad.“
Muchtar Al Ghusain Schulreferent
Schulreferent Al Ghusain war auch Leiter des Bauausschusses. Und er sprach sich eindeutig für diesen Bad-Neubau aus. Er machte eine einfache Rechnung auf: etwa sechs Millionen Euro koste wohl die neue Schwimmhalle. Wenn der Kreis die versprochenen 2,5 Millionen beisteuere, 1,7 Millionen staatliche Förderung drin seien, blieben für die Stadt noch 1,8 Millionen Euro übrig. „So preiswert kommen wir im Norden nie wieder an ein neues Hallenbad.“ Und die Unterhaltskosten könnten sich Stadt und Kreis als gemeinsame Träger teilen. Das alte Lindleinsmühle-Bad könnte bis zur Fertigstellung des neuen Lindleinsmühle-Bades offen bleiben und die Schüler und Vereine bis dahin weiter aufnehmen.
Al Ghusain teilte den Räten außerdem mit, dass im neuen Haushalt 60 000 Euro für erste Planungen vorgesehen sind. Nach diesem äußerst positiven Signal des städtischen Referenten und OB-Kandidaten der SPD – „Wir haben großes Interesse an diesem Projekt“ – folgten noch einige Redebeiträge im Ausschuss mit eben diesem Tenor. Den Landrat wird es freuen, rückt sein Lieblingsprojekt doch damit ein Stückchen näher. Was jetzt noch fehlt, ist eine wasserdichte endgültige Entscheidung im Würzburger Stadtrat.