Keine einfache Entscheidung war es, die die Marktgemeinderäte zu treffen hatten. Schließlich geht es um eine große Investition für einen Lebensmittelmarkt im Ortsteil Hexenbruch. Seit gut zwei Jahren wurde geplant, untersucht und Gutachten in Auftrag gegeben. Hintergrund war die Schließung des Ganz-Marktes im Derag-Zentrum, mitten in der Wohnsiedlung.
Trotz aller Anstrengungen der Gemeinde war es nicht gelungen, einen Nachfolger für den rund 400 Quadratmeter großen Nahversorger zu finden. Alle Versuche scheiterten an der Größe. Heutige Märkte müssen mindestens die doppelte Größe aufweisen, eigentlich sogar noch größer, fasste Bürgermeister Peter Stichler (SPD) die Verhandlungen mit möglichen Betreibern zusammen.
"Die Verwaltung und ich haben mindestens 30 Gespräche mit möglichen Betreibern geführt". Doch keiner wolle in eine Immobilie einziehen, die einer Wohnungsbaugesellschaft gehört. Auch das gesamte Areal zu kaufen sei nicht möglich gewesen. "Die Derag verkauft einfach nicht", berichtete Stichler von vergeblichen Versuchen der Gemeinde, das in den 70er Jahren gebaute Zentrum zu erwerben. Als Glücksfall bezeichnete Stichler die Anfrage der Firma Tegut, ob man sich in Höchberg an einem Standort ansiedeln könne.
Eine Standort- und Potenzialanalyse für eine Nahversorgung am Hexenbruch hatte ergeben, dass nur die Fläche am Mainlandzentrum nach Abwägung aller Parameter als möglicher Standort infrage komme. Obwohl auch dieser Standort nicht ideal erscheint, entschloss sich der Gemeinderat im November 2017 weitere Planungen durchführen zu lassen. Nachdem diese abgeschlossen waren, kam es nun zur Grundsatzentscheidung, ob man den Markt an dieser Stelle haben möchte oder nicht.
"Alle Mandatsträger sind an einer Lebensmittelversorgung am Hexenbruch interessiert."
Bürgermeister Peter Stichler
Viele Redner sahen es als letzte Chance an, am Hexenbruch noch einen Lebensmittelnahversorger zu installieren. Leicht hatte sich niemand seine Entscheidung auf Zustimmung oder Ablehnung gemacht. "Alle Mandatsträger sind an einer Lebensmittelversorgung am Hexenbruch interessiert", hatte Bürgermeister Stichler vor den rund 120 Bürgern im Ratssaal nochmals verdeutlicht. "Ich respektiere auch diejenigen, die dagegen stimmen", zeigte er Verständnis.
Für Martin Benthe, Fraktionssprecher der SPD, sei, wie für fast alle Gemeinderäte, die Verkehrssicherheit das größte Problem. Die über 1000 Schüler in unmittelbarer Nähe seien ein Gefahrenpotential beim Begegnungsverkehr.
Argumente gegen den Standort
Parteikollege Bernhard Hupp sprach für die Personen, die gegen die Ansiedlung an dieser Stelle sind. Zwar sei man grundsätzlich dafür, aber vor allem die verkehrliche Situation, die sich in der Bayernstraße, Münchner Straße und Waldstraße verschlimmern werde, waren Argumente gegen den Standort. Ebenso die unmittelbare Nähe zu den Schulen. Ihm hätte ein kleiner Laden zur Nahversorgung gereicht.
Bernd van Elten (FDP) sah mehr das grundsätzliche Problem, dass sich das Einkaufsverhalten geändert habe. Man fahre lieber auf die grüne Wiese und kaufe möglichst billig ein. Matthias Rüth (CSU) machte deutlich, dass er für die gesamte Fraktion spreche: "Für uns war es eine schwierige Entscheidung", trotzdem habe man sich auf eine gemeinsame Linie festgelegt. Man sei klar gegen das ebenfalls geplante Obergeschoss über dem Einkaufsmarkt, da man dort eine Tilgung der Kosten von rund 2,5 Millionen Euro derzeit nicht sehe. Beim Bau des Marktes solle aber die Statik schon so ausgelegt werden, dass man zu einem späteren Zeitpunkt aufstocken könne.
Letztlich stimmte der Marktgemeinderat mit 12:6 Stimmen für den Grundsatzbeschluss zur Ansiedlung. Für den Neubau des Freizeitplatzes stimmten dann alle einstimmig, nachdem Thomas Scheder eine Aufteilung der einzelnen Beschlüsse beantragt hatte. So wurde mit zwei Gegenstimmen der Bau mit optionalem Obergeschoss beschlossen und bei vier Gegenstimmen die Annahme des Mietvertrages mit Tegut.