Als Ziel hatte ihm vorgeschwebt, einmal im Hotelfach zu arbeiten. Doch das klappte aus verschiedenen Gründen nicht. "Ich fand einfach keinen passenden Job", sagt Robert Künzel. Nach mehreren Jahren der Arbeitslosigkeit stieg der heute 39-Jährige 2007 beim Sozial- und Umweltunternehmen "Brauchbar" ein: "Wo es mir bis heute super gefällt." Künzel arbeitet in der Ochsenfurter Filiale "Hatwas". Außerdem engagiert er sich zweimal im Jahr für die Kleidersammlungen von "Brauchbar" im Würzburger Landkreis, heißt es in einer Pressemitteilung.
Für viele Menschen sind Markenklamotten unbezahlbar - Robert Künzel kennt diese Situation nur zu gut aus seiner Zeit der Arbeitslosigkeit. Im Secondhandkaufhaus "Brauchbar" finden Männer und Frauen mit schmaler Börse Hosen, Pullover und Röcke, die sehr gut erhalten und nicht teuer sind. Nicht zuletzt die Kleidersammlungen im Herbst und Frühjahr sorgen dafür, dass es immer reichlich Nachschub gibt. Dass ein Sozialkaufhaus Straßensammlungen durchführt, ist nicht üblich. "Brauchbar" tut dies heuer zum 15. Mal. Los geht es am 21. April. Bis in den Juli hinein wird an insgesamt zwölf Terminen in verschiedenen Gemeinden des Landkreises gesammelt.
Nicht selten wird "Brauchbar"-Geschäftsführer Thomas Johannes gefragt, warum sein Unternehmen dies tut: Schließlich ist der Aufwand für die Sammlungen hoch. Doch die Sache lohnt sich. Und zwar nicht nur deshalb, weil durch die Sammlungen viele, oft sehr gut erhaltene, nicht selten sogar neuwertige Kleidungsstücke zu "Brauchbar" gelangen. "Wir konnten durch die Sammlungen auch unseren Bekanntheitsgrad steigern", sagt Johannes. Heute wissen viel mehr Menschen als vor sechs Jahren, dass es "Brauchbar" gibt. Und wie wichtig das Unternehmen nicht zuletzt aus ökologischen Gründen ist.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema
"Nachhaltigkeit" ist gerade ein höchst aktuelles Thema. Der Globus ist bald erschöpft, die Menschheit kann nicht so weiterwirtschaften wie bisher. "Es ist wichtig, die Dinge so lange wie möglich im Nutzungskreislauf zu halten", sagt Thomas Gareiß. Der Schweinfurter Rechtsanwalt engagiert sich ehrenamtlich bei "Brauchbar". Bei den Kleidersammlungen kommt ihm ein wichtiger Job zu: "Ich fahre den Transporter." In dieser Funktion ist Gareiß fast unentbehrlich, denn nur die wenigsten Beschäftigten von "Brauchbar" haben einen Führerschein.
Robert Künzel freut sich, dass er auch in diesem Jahr wieder zum Zug kommt und mit Thomas Gareiß den Landkreis nach "Brauchbar"-Kleidersäcken abklappern kann. Die beiden Männer verstehen sich, so unterschiedlich sie auch sind, bestens. Manchmal erzählt Robert Künzel dem Anwalt ein wenig aus seinem Leben. Das war nicht immer leicht gewesen. Vor allem die fünf Jahre Arbeitslosigkeit stecken ihm tief in den Knochen: "Das hatte mich damals wirklich sehr stark belastet."
Bei "Brauchbar" arbeiten Menschen, die aufgrund verschiedener, meist gesundheitlicher Probleme keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. "Für diese Menschen Arbeitsplätze zu schaffen, das ist Sinn und Zweck unseres Sozialunternehmens", sagt "Brauchbar"-Chef Johannes. Die Kleidersammlungen tragen hierzu ganz wesentlich bei.
Guten tun für die Umwelt
Ohne den Arbeitsplatz bei "Brauchbar", sagt Robert Künzel, wäre er sicher noch immer erwerbslos. Denn es gibt nur sehr wenige Chefs, die einen Mitarbeiter mit Einschränkungen akzeptieren. Dass er einen tollen Job hat, mit dem er sogar etwas Gutes für die Umwelt tun kann, erlebt der Ochsenfurter als beglückend. Auch freut ihn sehr, bei den Kleidersammlungen mitzubekommen, welchen guten Ruf "Brauchbar" in der Bevölkerung hat: "Hole ich die Kleidersäcke ab, werde ich sehr oft auf ‚Brauchbar‘ angesprochen." So möchten manche Menschen auch gebrauchte Möbel spenden. Künzel zückt in diesen Fällen einen Flyer, der informiert, wie das geht.
Auch Rechtsanwalt Gareiß klärt, wird er vor Ort angesprochen, über "Brauchbar" auf. Zum Beispiel darüber, dass das Sozial- und Ökounternehmen dem Dachverband "FairWertung" angeschlossen ist. Das bedeutet, dass sich "Brauchbar" an den "Verhaltenskodex für gemeinnützige Kleidersammlungen" hält. Diesem Kodex zufolge wird allein aus sozialen Zwecken gesammelt.