Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: BASF in Würzburg: „Wir sagen, Farbe ist ein Gefühl“

Würzburg

BASF in Würzburg: „Wir sagen, Farbe ist ein Gefühl“

    • |
    • |
    Im Labor werden in kleinem Maßstab die Wünsche der Automobilhersteller in handfeste Rezepturen übersetzt. FOTO Anna Sophia Hofmeister
    Im Labor werden in kleinem Maßstab die Wünsche der Automobilhersteller in handfeste Rezepturen übersetzt. FOTO Anna Sophia Hofmeister Foto: Anna Sophia Hofmeister

    BASF Coatings sorgt dafür, dass „Gefühle“ handfeste Rezepturen erhalten, mit Erfolg – Jeder dritte Wagen in Deutschland besitzt wenigstens eine Lackschicht aus Würzburg

    Von Champagner Quarz bis Sakhir Orange

    Weiß, blau, silber und rot waren gestern. Heute heißen Autofarben Champagner Quarz, Tansanitblau, Silverstone und Sakhir Orange. Gleich geblieben ist der Ort ihrer Entstehung: Für fast alle Autohersteller kommen Lacke mitten aus dem Neuen Hafen vom Würzburg. Dort werden sie von BASF Coatings entwickelt, produziert und getestet. Das Werk des Ludwigshafener Weltkonzerns hat hier seit 1969 einen Ableger – inzwischen mit 329 Mitarbeitern und mit Kunden aus aller Welt.

    „Die Lackierung jedes Autos besteht aus vier Schichten“, erklärt Lucia Königsmann, die seit Anfang Juli die Werksleitung in Würzburg übernommen hat, „alle zusammen sind so dick wie ein menschliches Haar.“ Lucia Königsmann ist promovierte Chemikerin, studiert hat sie in Rumänien. Ihre Grundschullehrerin habe ihr die Faszination dafür gezeigt, aus Molekülen Dinge erschaffen zu können, erzählt sie. „Chemie begleitet uns überall in unserem täglichen Leben“, sagt Königsmann. „Bei BASF Coatings sind das Farben.“

    Immer brilliantere Farben erwünscht

    Im Eingangsbereich zum Labor-Trakt schmücken zahlreiche Lackmodelle die Wand. „Die Vielfalt an Farben ist schon fast nicht mehr nachvollziehbar“, sagt Stefan Weber, Leiter des Bereichs Produktion von BASF Coatings. In seinem Bereich seien allein rund hundert verschiedene Effekt-Stoffe im Einsatz, um den Wünschen der Autohersteller nach neueren, tieferen, brillanteren Farben gerecht werden zu können. Dazu gehört neuerdings zum Beispiel auch, dass sich die Farben je nach Einfall des Sonnenlichts verändern. „Wir sagen, Farbe ist ein Gefühl“, erklärt Stefan Weber. Im Basislacklabor von BASF gehe es darum, solche „Gefühle“ in ein handfestes Rezept zu übersetzen.

    Ausgestattet mit Sicherheitsschuhen und Schutzbrille führt der Chemielaborant Philipp Fieber, der ausschließlich für die Rezepturen des Konzerns Daimler zuständig ist, durch das Labor. Da stehen Flaschen und Tiegel sorgfältig aufgereiht, bereit, um miteinander zu neuen Kombinationen gemischt zu werden. „Wir stellen im kleinen Labor-Maßstab verschiedene Materialien her und prüfen diese auf Witterungseinflüsse, UV-Licht und mechanische Einwirkungen wie die Hochdruckreiniger oder den Steinschlag“, sagt Philipp Fieber.

    Der Lack wird malträtiert

    Dazu wird die Farbe auf Metallplatten aufgetragen. Diese wurden vorher bereits wie später die jede Wagenkarosse auch mit Korrosionsschutz und einem Füller, der Unebenheiten ausgleicht, versehen. Erst die dritte Schicht ist der farbige Basislack. Darüber kommt noch eine Schicht abschließende Schicht Klarlack. Diese wird dann böse malträtiert, mit Steinen beschossen und zerkratzt, um die Beständigkeit und das Verhalten der Lackschichten zu testen. Erst wenn alles mehrere Qualitätsprüfungen bestanden hat und genau den Erwartungen des Kunden entspricht, gehe ein Lack in die serienmäßige Produktion.

    In Würzburg wird dabei seit 1986 vor allem mit Lacken auf Wasserbasis gearbeitet. Bei dieser Technologie wird das Wasser als Lösemittel verdunstet, sodass sich die Harze und Pigmente absetzen und eine stabile Schicht bilden. Moderne Lackieranlagen mit elektrostatischen Sprühköpfen sorgen dabei für eine extrem feine Zerstäubung. Wasserbasierte Lacke gelten als ökologisch nachhaltiger und ökoeffizienter als konventionelle, lösemittelhaltige Lacke, wirbt das Unternehmen. Außerdem sollen sie der Automobilindustrie helfen, gesetzliche Umweltschutzauflagen zu erfüllen.

    "Wir liefern nur die Farbe"

    „Mit unserem Unternehmen stehen wir für Nachhaltigkeit“, sagt Klaus Strzedulla, der als Leiter des Segments Qualitätsprüfung für BASF Coatings arbeitet. „Wenn man dann allerdings sieht, was auf der anderen Seite stattfindet, macht das betroffen.“ Der Abgas-Skandal, in den viele ihrer Kunden aktuell verwickelt sind, beschäftigt auch die Mitarbeiter von BASF. „Wir liefern hier zu hundert Prozent an die Automobilindustrie – unsere Arbeit steht und fällt mit deren Gewerke“, ergänzt einer. Der Chefin, Lucia Königsmann, ist es wichtig, sich abzugrenzen: „Wir liefern nur die Farbe, für Elektroautos als auch konventionell“, sagt sie.

    Darin sieht Königsmann auch eine Chance: „Die Lackierung als Entscheidungskriterium wird mit der Weiterentwicklung von Mobilität immer wichtiger, da die anderen unterscheidenden Merkmale immer weniger werden.“ Für die Zukunft sieht sie das Würzburger Unternehmen gut aufgestellt: „Vom Altersdurchschnitt her sind wir ein junges Team“, sagt sie. „Mir liegt es am Herzen, mitzubekommen, was wir für unsere Mitarbeiter noch besser machen können. Und wie wir den Standort kontinuierlich weiterentwickeln und optimieren können.“ Für das Jahr 2019 gibt es bereits Erweiterungspläne, die BASF noch fester im Neuen Hafen verankern sollen.

    BASF Coatings in Zahlen:

    Firma: BASF Coatings GmbH

    Standort: Paradiesstraße 18-22, 97080 Würzburg

    Gründungsjahr: 1959

    Mitarbeiterzahl: 329

    Umsatz: Weltweit 3,2 Milliarden Euro (2016)

    Website: www.basf-coatings.com

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden