Jede Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses endet mit dem Verlesen einer stolzen Summe durch den Sitzungsleiter. Ihm wird jedes Mal nach abgearbeiteter Tagesordnung ein „Spickzettel“ gereicht und so hieß es auch in der vergangen Woche: „Der Ausschuss hat heute Bauprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 19,7 Millionen Euro auf den Weg gebracht.“
Diese Zahl veranschauliche, dass in Würzburg allen Stammtisch-Meinungen zum Trotz stets eine große Zahl von Bauprojekten parallel und erfolgreich abgewickelt werde, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Stadt. Eine detaillierte Bilanz der Bauaufsicht legte nun Stadtbaurat Christian Baumgart in einer Sitzung vor und gab so einen Einblick in das Genehmigungsverfahren, das nachträgliche Balkone, Industrieanlagen wie auch neue Wohnhäuser gleichermaßen durchlaufen müssen.
Nur sieben Bauanträge abgelehnt
Werden in Würzburg viele Bauanliegen abgelehnt? Die Fakten sprechen eine andere Sprache, so die Mitteilung. Im Jahr 2015 sei das Verhältnis der erteilten Genehmigungen und Erlaubnisse zu den Versagungen 665 zu 7 gewesen. Oder anders ausgedrückt: Nur für jedes 95. Anliegen, das an die Bauaufsicht herangetragen wurde, gab es letztlich keine genehmigungsfähige Lösung.
In der öffentlichen Wahrnehmung würden dann aber häufig genau diese strittigen Fälle dominieren. Baumgart habe deutlich gemacht, dass die Behörde zusammen mit den Bauherren und Investoren stets nach praktikablen und gesetzeskonformen Lösungen suche und dies zudem in einem Tempo, das sich sehen lassen könne, heißt es in der Mitteilung.
Die durchschnittliche Bearbeitungszeit habe im vergangenen Jahr 44,7 Arbeitstage pro Genehmigungsverfahren betragen. Damit liege man zum Teil deutlich vor den Bearbeitungszeiten in anderen Großstädten, wie Vergleichszahlen etwa aus Augsburg (68,7 Arbeitstage), Ingolstadt (48) oder Stuttgart (68) ergaben.
Für Würzburg sei der Wert von 44,7 Arbeitstagen der beste der letzten vier Jahre. „Wir sind gut aufgestellt. Wir wollen aber natürlich noch besser werden“, kommentierte Baumgart die kontinuierliche Geschwindigkeitszunahme.
Entspannung für Wohnungsmarkt
Komme es schneller zu einer Genehmigung, sei die natürliche Folge eine schnellere Entspannung des Würzburger Wohnungsmarktes. Hier sehe das Baureferat noch immer großen Handlungsbedarf in der Stadt.
Im Jahr 2015 wurden insgesamt 450 neue Wohneinheiten genehmigt. 2013 lag der Wert niedriger (326), 2014 höher (688). In diesen drei Jahren lagen die genehmigten Kosten für alle Bauvorhaben laut der Präsentation Baumgarts zusammen bei rund 782 Millionen Euro.
Zu den Genehmigungsverfahren kommen zahlreiche allgemeine Anfragen aus den Bereichen Bauaufsicht und Bauantragsannahme. Allein im Jahr 2015 waren dies über 400 Anliegen bei denen das Team um Fachbereichsleiter René Sauerteig und Fachabteilungsleiter Gerhard Spenkuch mit baurechtlichen Auskünften weiterhalf.
Diesen Service-Charakter weiter auszubauen sei für den Referenten die Maxime – auch bei einer für 2016 angedachten Reorganisation im Fachbereich, erläuterte er. Zentrale Punkte hierbei: Die Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Bauleitplanung soll noch intensiver werden, da aus Bürgersicht die jeweilige Zuständigkeit nicht immer einfach zu verorten ist. „Bauberatung aus einer Hand“ laute von daher das erklärte Ziel.
Auf den Prüfstand sollen auch Merkblätter, Internetauftritt und Bescheide. Sind diese verständlich, was fehlt? Auch solle transparenter werden, wie weit ein Bauantragsverfahren bereits gediehen sei: ein Bauinformationsportal befindet sich im Aufbau und soll künftig die elektronische Sachstandsabfrage auch außerhalb der Geschäftszeiten der Bauverwaltung ermöglichen.