Firmenchef Max Weckesser ist es nicht gelungen, die Nachfolgefrage sinnvoll zu lösen. Gleichwohl ließ er seine zuletzt noch 25 Mitarbeiter nicht im Regen stehen und zahlte ihnen eine Abfindung.
Viele öffentliche und gewerbliche Bauten, mehr als 1500 Wohneinheiten und 400 Einfamilienhäuser, die Ausbildung von mehr als 60 Lehrlingen - das sind die Zahlen, die sich hinter der 101-jährigen Geschichte der Firma Weckesser - Baugeschäft, Baufirma, Bauunternehmen, Bau-GmbH - verbergen.
Dokumentation überreicht
Zur Erinnerung an die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Gemeinde überreichte der letzte Firmeninhaber Max Weckesser an Veitshöchheims Bürgermeister Rainer Kinzkofer eine Dokumentation. Unter dem Titel "Bauen ist Leben, Leben ist Bauen" schildert der Enkel des Firmengründers 101 Jahre Bauen. Die Firmengeschichte ist zugleich ein Stück Veitshöchheimer Ortschronik. "Die Weckesser-Bauten drückten dem Ort einen Stempel auf", wie Kinzkofer sagte.
Zur Blütezeit des Unternehmens in den 70-er Jahren war Weckesser der erste in der Region, der ein Weihnachtsgeld zahlte und 1972 mangels Arbeitskräften in Istanbul türkische Gastarbeiter rekrutierte.
Die im Jugendstil erbaute Vitusschule ist das markanteste Bauwerk aus der Gründerzeit der anno 1902 von Katharina und Sebastian Weckesser gegründeten Firma. 1939 übernahm Sohn Max die Firma. Als er 1945 im Krieg umkam, führte seine Frau Notburga das Geschäft allein weiter. Nach ihrer Heirat mit Oskar Böhringer im Jahr 1950 erlebte der Betrieb einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Dem versierten Geschäftsmann Böhringer gelang es, mit großen Bauträgern Kontakte zu knüpfen und Großaufträge für die US-Streitkräfte zu bekommen. In den 25 Jahren, in denen Böhringer das Unternehmen führte, wurden in Veitshöchheim die Eichendorffschule und die Bundeswehrsiedlung geschaffen. In Würzburg baute die Firma den Hauptbahnhof und das Konservatorium sowie große Wohnanlagen auf dem HeucheIhof und in der Sanderau. 1975 übernahm Diplomingenieur Max Weckesser die Leitung der Firma und führte sie bis zuletzt durch eine für Bauunternehmen keineswegs "rosige" Zeit.
Das neuzeitliche Veitshöchheim prägte er durch sein Mitwirken beim Bau der Mainfrankensäle, durch die Dreifachturnhalle und den Umbau des historischen Bahnhofes. Dazu kommen gewerbliche Großbauten für die Firmen Metronic, Isodämm und Grünwald. In Würzburg erstellte Weckesser unter anderem die Neubauten des Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer und der Blindeninstitutsstiftung.
Max Weckesser, der sich nach den Worten des Bürgermeisters stets auch als Förderer der Kultur, der Vereine und der Touristik zeigte, hat in seinem Heimatort auch mehrere große Wohnbauten gefertigt. Zu nennen sind hier besonders die Mietwohnanlage der Frauenlandgenossenschaft mit 90 Wohneinheiten, drei Reihenhaussiedlungen und eine Eigentumswohnanlage mit 75 Wohneinheiten im Speckert IV.
Prämierte Musterhaussiedlung
Stolz ist Weckesser darüber, 1989/90 beim Bau der international prämierten Musterhaussiedlung "Blaue Traube" in der Gartensiedlung als ortsansässiger Architekt und Bauleiter beteiligt gewesen zu sein.
Wo früher im Bauhof Bagger und Lastwägen standen, schuf Weckesser sein bisher letztes Werk, das er als Architekt und Bauträger in einer Person errichtete: eine barrierefreie Senioren-Wohnanlage.
Auch wenn Weckesser nun sein Bauunternehmen stillgelegt hat, denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Er will sich weiterhin als Architekt und verstärkt auch als Hausverwalter betätigen.