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Sommerhausen: Bauen mit einem Faible für den Artenschutz

Sommerhausen

Bauen mit einem Faible für den Artenschutz

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    Ein Modell zu geplanten Bebauung "Finstere Gasse" von Architekt Johannes Zesewitz. Im Vordergrund die Ölspielstraße, links An der Schlucht.
    Ein Modell zu geplanten Bebauung "Finstere Gasse" von Architekt Johannes Zesewitz. Im Vordergrund die Ölspielstraße, links An der Schlucht. Foto: Antje Roscoe

    "Finstere Gasse" heißt ein neues Wohngebiet in Sommerhausen. Ganz anders als der Name des Baugebiets erwarten lässt, liegt es am sonnenverwöhnten Hang mit herrlichem Ausblick. Die Abrundung am östlichen Ortsrand ist ein sehr spezielles Baugebiet für nur fünf Häuser.

    "Sehr qualitätvoll" ist das Label, das dem Bebauungsplan von den Planern, von Architekt Johannes Zesewitz, der hier Projektentwickler ist und selbst zu bauen gedenkt, sowie dem Kitzinger Planungsbüro arc.grün angeheftet wurde. Immerhin ist der Topografie und der umgebenden Natur ein maßgeschneidertes Konzept geschuldet, welches beide umfangreich berücksichtigt und einbindet.

    Zu den Herausforderungen gehört die Hanglage. Von der Zufahrt An der Schlucht bis zum Ende des Erschließungsweges am Rinnenflößlein – ein Parallelweg zur Ölspielstraße - beträgt der Unterschied bereits 30 Höhenmeter, so Planerin Anja Hein (arc.grün). Für die einspurige, 4,20 Meter breite Zufahrt wird der bestehende Grünweg ausgebaut. Er endet in einem Wendehammer und wird keine Stellplätze auf der Straße bieten. Auf den Grundstücken selbst ist eine gestaffelte Bebauung mit schlichten, klaren Baukörpern vorgesehen, mit der Schmalseite zum Maintal und mit Fahrzeugstellplätzen bzw. Nebengebäuden am Straßenrand.

    Detaillierte Vorgaben

    Maximal zwei Wohneinheiten sind erlaubt und keine sonstigen Nutzungen wie Ferienwohnungen. Flachdächer sind nicht erlaubt, was der Marktgemeinderat vorab festgelegt hatte, und auch sonst sind die Vorgaben für die insgesamt 6500 Quadratmeter "Finstere Gasse" detailliert, wie zum Beispiel Carports zu begrünen oder zu überschütten.

    Außerordentliches Gewicht hat auch der Grünordnungsplan, der den hochwertigen Bestand an vorhandenen Grünstrukturen mit erhaltenswerten Gehölzen, mit Nisthöhlen, Fledermausquartieren und Trockenmauern weitgehend erhalten soll. Mehrere Gutachten und enge Abstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt liegen der Planung zu Grunde, wonach eine ökologische Baubegleitung verbindlich ist.

    Diese muss sicherstellen, dass unter anderem die Grünflächen am Oberhang als Übergang in die Landschaft, dass Zauneidechsen sowie ihre Habitate und die Begrünung zwischen den Bauten erhalten bleiben. Auch hier sind die Vorgaben umfangreich, sodass arc.grün-Planerin Gudrun Rentsch bestätigte: "Bauwerber müssen sich mit dem Artenschutz auseinandersetzen". Die Gemeinde wiederum muss für 1500 Quadratmeter dauerhafte Biotop-Ausgleichsfläche schaffen.

    Den umfangreichen Festlegungen zum Trotz hatte allerdings Karl Wenninger (Bürgerliste) weiter Bedenken, inwieweit sichergestellt werden kann, dass ökologische Maßnahmen auch auf Dauer beachtet werden, da es sich bei den Grundstücken um Privateigentum handelt. Dass Bauherren, die dorthin bauen auch ein Faible für so ein Grundstück mit diesen engen Vorgaben haben und laut Zesewitz alle Grundstückseigentümer bei der Planung einbezogen waren, nahm ihm seine Bedenken nicht.

    Es sei dort, so Wenninger, in den letzten 50 Jahren ökologisch etwas entstanden, das als Biotop einfach erhalten bleiben muss. Rentsch bedeutete dem Gemeinderat, die Bauwerber in die Pflicht zu nehmen und keine Ausnahmen vom Bebauungs- bzw. Grünordnungsplan zuzulassen. Erwähnt haben wollte er auch, dass entgegen üblicher Praxis bei der "Finsteren Gasse" kein Flächenabzug für die gemeindlichen Unkosten wie die Ausgleichsflächen vorgesehen ist.

    Projektentwickler Zesewitz sah dies anders. "Mit der Verbreiterung des Weges und dem Wendehammer schenken wir der Gemeinde 200 Quadratmeter." Bebauungsplan und Erschließung würden privat getragen. Bürgermeister Wilfried Saak sprach von einem Nullsummenspiel. Letztlich wurde die Planung mit einer Gegenstimme vom Marktgemeinderat gebilligt und wird als nächstes öffentlich ausgelegt. Die maßvolle Ortsabrundung und der geringe Erschließungsaufwand punkteten.

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