Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Bauernregeln: Wird nach Lichtmess alles anders?

WÜRZBURG

Bauernregeln: Wird nach Lichtmess alles anders?

    • |
    • |
    Bauernregel-Klassiker: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie es ist.“
    Bauernregel-Klassiker: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie es ist.“ Foto: dpa

    Martina Wild kann sich genau erinnern: Als sie noch ein Kind war, ging der erste Blick aus dem Fenster und der zweite Blick in den Hundertjährigen Kalender, der immer griffbereit lag auf dem elterlichen Bauernhof in Nordhessen. Erst dann wurde entschieden, welche Arbeit wann auf dem Feld gemacht wird. Nur wenn die Bauernregeln aus dem Kalender und das eigenes Augenmaß zuversichtlich stimmten, wurde gesät, gepflanzt oder geerntet.

    Rund 50 Jahre ist das jetzt her. Dass der Hundertjährige Kalender aus ihrer späteren Heimat, aus Franken, stammt, wusste die heutige Kreisbäuerin des Landkreis Würzburg damals noch nicht. Von 1652 bis 1658 hielt der Abt Mauritius Knauer das Wetter Tag für Tag fest. Und zwar im Kloster Langheim in Lichtenfels bei Bamberg.

    Sammlung aus Bauernregeln und Erfahrungswerten

    Sinn seines Vorhabens war es, die klösterliche Landwirtschaft zu optimieren und den Unwägbarkeiten des mittelfränkischen Wetters nicht mehr komplett ausgeliefert zu sein. Aus seinem Werk entwickelte sich der Hundertjährige Kalender – eine Sammlung aus Bauernregeln und Erfahrungswerten, die über die Jahrhunderte hinweg Generationen von Landwirten halfen, ihre Felder zum richtigen Zeitpunkt zu bestellen. Bis die Wetterapps kamen.

    „Heute haben der Kalender und die Regeln kaum noch Bedeutung“, sagt Martina Wild. Ein Blick ins Netz genügt und die Landwirtin weiß, was kommt. „Das ist Fluch und Segen zugleich.“ Zum einen, so die Kreisbäuerin aus Unterpleichfeld, ist es natürlich praktisch. „Andererseits geht so immer mehr der Bezug zur Natur verloren. Überraschungseffekte kennen wir nicht mehr, stattdessen ist man abhängig von den Prognosen und muss immer schneller und kurzfristiger reagieren, weil man alles bis zuletzt ausreizt.“

    Lostage und Regeln zur eigenen Beruhigung

    Und trotzdem, an manchen Regeln kann man auch 2018 noch gut festhalten: „Die Eisheiligen Mitte Mai zum Beispiel. Man kann sie zwar umgehen, in dem man vorher mit Vlies abdeckt, aber im Grunde haben die immer noch Bestand“, sagt Wild. „Und der Josefstag am 19. März, das ist immer noch der inoffizielle Frühlingsanfang für uns Landwirte.“ Manchmal würden die sogenannten Lostage und Regeln auch einfach zur eigenen Beruhigung dienen.

    So wisse man etwa auch in einem harten Winter, dass es ab dem Josefstag im März wieder bergauf geht. Auch wenn sich Wild an den modernen Prognosen orientiert – „an die Dinge, die man als Kind gelernt hat, hält man sich eben auch später noch“. Ein bisschen Tradition ist also in Zeiten der Wetterapps erhalten geblieben. Und das sollte, wenn es nach Wild ging, auch so bleiben. „Denn ist das Wissen erst einmal verloren, bekommen wir es nicht wieder.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden