Das Gebiet ist ein wichtiger Grüngürtel für die Stadt und bekanntermaßen ein sensibler Bereich: Erst nach einem Bürgerentscheid vor fünf Jahren konnte die neue Fachhochschule am Sanderheinrichsleitenweg gebaut werden. Die Bürgerinitiative Alandsgrund hatte sich vehement dagegen gewehrt.
Als schließlich die Bagger anrollten, gab es politische Versprechen: Nach der neuen FH, die sich architektonisch gut in die Landschaft einfügt, soll im dortigen Naturschutzgebiet nicht weiter gebaut werden. Das war eine klare Sache. Eigentlich. Denn nachdem sich der öffentliche Aufruhr von damals gelegt hat, möchte die Diözese Würzburg nun zusammen mit dem Caritasverband in direkter Nachbarschaft der FH – mitten im Grünen – ein „Kinderhaus“ bauen, eine Kindertagesstätte.
Die Empörung bei den Anliegern der Bürgerinitiative Alandsgrund, die schon den FH-Neubau verhindern wollten, ist groß. Denn mit einer weiteren öffentlichen Einrichtung würde genau das eintreten, was man schon immer befürchtet hatte: die Erschließung und Verbauung der gesamten bislang unberührten Landschaft.
Ein Beschlussvorschlag für eine Änderung des Flächennutzungsplans hatte der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrats am 17. September vorliegen. Am 2. Oktober gab es noch einmal eine Tischvorlage im gleichen Ausschuss. Hinter der Bauvoranfrage steht ein umfassender Brief, unterzeichnet von Bischof Friedhelm Hofmann und dem Uni-Präsidenten Alfred Forchel.
Ein heißes Thema, das im Ausschuss von der Tagesordnung genommen wurde – auch, weil Baureferent Christian Baumgart im Urlaub weilte. Baumgart zählte genauso wie Umweltreferent Wolfgang Kleiner, der damals beschwichtigend unterwegs war, zu den FH-Befürwortern und jenen, die versprachen, dass im Tal alles landschaftlich unberührt bleibe.
Direkt in den Stadtrat
Nach Auskunft von Claudia Penning-Lother von der Pressestelle der Stadt soll das Thema Kinderhaus nun am 17. Oktober ohne ein Gutachten des zuständigen Ausschusses im Gesamtstadtrat behandelt werden.
Die Antragsteller, der Caritasverband und die Diözese Würzburg, machen für den geplanten Neubau „einen dringend erforderlichen Bedarf an Kindertagesplätzen an der Universität und der Fachhochschule“ geltend. Den sehen sie neben der Fachhochschule gegeben. Zufällig gehört das Grundstück der Diözese.
Grundstück des Bistums
Sebastian Schoknecht, Sprecher des Caritasverbands, sieht das pragmatisch: „Wir sind für die Verwirklichung einer Kita zuständig. Das geht am besten da, wo Platz ist und wo wir Grundbesitz haben.“ Allerdings räumt Schoknecht ein, dass der bisherige OB Georg Rosenthal einer weiteren Bebauung am Sanderheinrichsleitenweg wegen der Versprechen von 2008 „wild widersprochen“ habe. Auch den Bedarf an Kinderkrippenplätzen könne konkret nur die Stadt benennen, so Schoknecht.
Die Universität sieht einen dringenden Bedarf allerdings nicht, die Situation sei derzeit entspannt. Im November werde auf dem Campus Nord ein neues Kinderhaus mit 36 Plätzen eröffnet, die die 24 vorhandenen ergänzen. Langfristig könne man natürlich ein großes Angebot für die Kinder von Uni-Angestellten und Studierenden gebrauchen, heißt es von Seiten der Uni-Pressestelle.
Den geplanten Standort begründet die Diözese als Antragsteller damit, dass das „ideale“ Grundstück nicht nur neben der FH liege, sondern sich eben auch im Besitz des Bistums befindet. Ein weiterer Aspekt mag dazukommen: Die katholische Kirche ist mit einem Betreuungsangebot an der Universität bislang nur an der Peterpfarrgasse in der Altstadt vertreten. Die evangelische Diakonie dagegen betreibt bereits eine Kindereinrichtung auf dem ehemaligen Leighton-Gelände in Uni–Nähe sowie eine weitere an den Unikliniken.
Was im Hintergrund passiert, darüber ist die Bürgerinitiative Alandsgrund „fassungslos“. Klare Versprechen sollen nun gebrochen werden, beklagt sie. So begrüßenswert ein Kinderhaus sei, man nehme eine weitere Bebauung am Alandsgrund nicht hin. Man vermisse ein klares Nein der Verantwortlichen, die damals so deutliche Versprechen bezüglich einer weiteren Bebauung gaben.
Die Vorgaben dazu sind klar: Im Flächennutzungsplan ist der Bereich als Grünfläche und Fläche zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft dargestellt. Ackerflächen sollten zum Ausgleich für den FH-Neubau extensiv genutzt und mit Heckenstrukturen versehen werden, um den Grünzug, der sich vom Sieboldswäldchen zum Alandsgrund fortsetzt, nachhaltig zu sichern und seinen Fortbestand aufzuwerten.