Seit Jahren stehen zwei betonierte Seitenwände auf einer kleinen Bodenplatte direkt neben dem Autohof Gramschatzer Wald an der A 7. Kaum jemand bemerkt die inzwischen mit Unkraut überwucherte Bauruine. Weder die Einheimischen noch die Lkw- und Autofahrer, die am Autohof 24 tanken, einkaufen oder einkehren, nehmen Notiz von der Schmuddelecke. Dabei war dort ein hübsches Plätzchen geplant. Die Bauruine sollte eine Autobahnkirche werden.
Ein Ort der Einkehr und Besinnung? Davon kann im Moment wahrlich keine Rede sein. Das Grundstück zum Bau der Kirche hatte Autohofbesitzer Alexander Ruscheinsky einst von der Gemeinde gekauft. „Es ist schon ein paar Jahre her“, meint Bürgermeister Winfried Strobel. Damals hatte der Gemeinderat freudig dem Bau einer Autobahnkirche zugestimmt. Wann der Baubeginn letztendlich war, haben nun aber weder befragte Gemeinderäte noch die Verwaltung herausgefunden, trotz Durchsicht alter Protokolle.
Fakt ist, dass der 24-Autohof Gramschatzer Wald 2001 eröffnet wurde. Er hat sich zum regen Treffpunkt gemausert. Die Gemeinde Hausen legte in unmittelbarer Nähe einen Barfußpfad an, das Restaurant hat eine „Twenty-Four-Speisekarte“ und die integrierten Subway- und Lavazza-Filialen sind beliebt. Grundsätzlich haben alle neun 24-Autohöfe Ruscheinskys einen guten Ruf. Sie wurden vor kurzem erneut als „beste Autohofkette Deutschlands“ ausgezeichnet. Eine verkommene Bauruine passt da eigentlich gar nicht ins Bild.
Familie Zimmermann, die Besitzer des gegenüberliegenden Hotels „Am Wiesenweg“ beobachten verärgert, dass die Baustelle als Pinkelplatz beliebt ist. 50 Cent würde ein Toilettenbesuch im Autohof kosten, das sparen sich viele Durchreisende.
Auch im Hausener Gemeinderat sei die Bauruine immer wieder einmal Thema gewesen. Insider vermuten, dass Ruscheinsky sich nicht mehr um den Bau kümmert, seitdem große Schilder an der Autobahn A 7 aus Richtung Würzburg und Richtung Fulda für seinen Autohof werben.
Ruscheinsky habe nur deshalb eine Autobahnkirche beantragt, weil er sich dadurch größere Chancen auf diese Hinweisschilder versprochen habe, heißt es. Die nächsten Autobahnkirchen sind nämlich erst an der A 3 bei der Abfahrt Geiselwind und an der A 9 bei der Anschlussstelle Bad Berneck. Exakt zeitgleich mit dem Aufstellen der Hinweisschilder auf seinen Autohof habe der Regensburger Geschäftsmann nicht mehr weiter gebaut und auf entsprechende Rückfragen der Gemeinde nicht mehr reagiert.
Mysteriös ist die Baugeschichte tatsächlich. Von einem Bauantrag weiß lediglich die Gemeinde Hausen. Weder die Autobahndirektion Nordbayern, noch die Regierung von Unterfranken oder das Bauamt am Würzburger Landratsamt haben je davon gehört. „Über eine Bauabsicht für eine Autobahnkirche ist uns nichts bekannt“, gibt Sachgebietsleiter Harald Krones von der Autobahndirektion Nordbayern in Würzburg Auskunft.
„In den letzten Jahren wurden bei der Regierung von Unterfranken keine Autobahnkirchen planfestgestellt“, sagt Pressesprecher Johannes Hardenacke von der Regierung von Unterfranken. Auch das Bauamt in Würzburg findet keine baurechtlichen Unterlagen. „Wir können Ihnen zur Autobahnkirche leider nicht viel sagen“, verweist Bauamtsleiter Michael Pahlke auf Recherchen im eigenen Haus und auf die Autobahndirektion Nordbayern und die Regierung von Unterfranken.
Alle Behörden schlugen vor, den Regensburger Autohofbesitzer Ruscheinsky zu kontaktieren. Aber der war für die Main Post trotz mehrfacher Mail- und Telefonanfragen lange nicht zu erreichen. Seine Mitarbeiterin Sabine Federl hat schließlich eine Mail zurück geschrieben. Herr Ruscheinsky befinde sich in Urlaub, nehme aber gern Stellung zur aktuellen Lage der Autobahnkapelle, schreibt die Mitarbeiterin und erläutert, dass „Sponsorengelder von Partnerfirmen“ die Baukosten decken sollten.
Ruscheinskys lässt über seine Mitarbeiterin mitteilen: „Nach wie vor werden wir an dieser Stelle eine Autobahnkapelle realisieren. Das Vorhaben ist ins Stocken geraten, weil die Ausschreibungsergebnisse deutlich über dem vorhandenen Spendenfundus lagen.“ Mittlerweile seien die Konstruktionspläne abgeändert und es würden neue Angebote eingeholt. Die Realisierung des Projekts sei für 2014 vorgesehen.