Socken an und rauf auf die Boote. Zwei Tage lang präsentierte sich die Bavaria Yachtbau in Giebelstadt mit ihrer neuen Kultur der Offenheit Kunden, Händlern, der Öffentlichkeit und nicht zuletzt den Familien der 600 Mitarbeiter. Initiator der neuen Offenheit mit Werft-Führungen und Bootsschau ist Lutz Henkel. Seit Februar 2015 leitet er als Geschäftsführer die Geschicke in der nach eigenem Bekunden weltweit größten zusammenhängenden Fertigung von Sportbooten.
Henkel, der vorher bereits eine Werft geleitet hat und selbst Segler ist, setzt unter anderem beim Service an. So soll in Giebelstadt in den nächsten Monaten ein permanenter Show-Room für alle Boots-Typen entstehen, just am südlichen Ende der Fertigungshalle, wo am Wochenende die aktuellen Serien mit acht Segelbooten und sechs Motorjachten aufgereiht standen. Dazu wird der an zwei Seiten noch offene Bereich verglast werden.
Was am Freitag für rund 300 geladene Kunden und Händler als kompletter Werft-Tag mit Test-Fahrten auf dem Main organisiert war, soll künftig ständig angeboten werden. Es gehe darum, ein Gesamterlebnis anzubieten, wie man es heute bei Luxusfahrzeugen erwartet, so Henkel.
Auch Sicherheit und einfaches Handling qualitativ hochwertiger Annehmlichkeiten gehörten dazu. Sie stehen im Mittelpunkt der neu entwickelten Bavaria Plus-Welt, einem Service-Angebot, unter anderem mit 24-Stunden-Hotlines, Schulungen und QR-Codes für jeden Bootstyp, die die Yachten und ihre Technik bis ins Detail erklären. „Unsere Kunden wollen ein paar angenehme Stunden auf dem Wasser verbringen und nicht stundenlang suchen und basteln“, sagt Henkel.
Bei allen Motorjachten wurde deshalb zuletzt die sogenannte Social-Area – die Terrasse hinter dem Cockpit – weiter ausgebaut. Erst Anfang Juni wurden die Bavaria Sport 300 und die Bavaria Sport 330 als die jetzt kleinsten Modelle der Fachpresse als Weltpremiere an der Ostsee vorgestellt. Die Geschäfte laufen gut, heißt es. Während die Branche insgesamt derzeit eher stabil auftritt, verzeichnet Bavaria Yachting laut Pressesprecher Marcus Schlichting seit zwei Jahren eine Belebung des Geschäfts.
1200 Boote baut Bavaria heute im Jahr, etwa 60 Prozent davon sind Segelboote. Zum Vergleich: Bis vor der Finanzkrise 2009 seien es bei gleicher Mitarbeiter-Zahl 3500 Boote gewesen. Die Schiffe sind komplexer, im Aufbau größer geworden und es wurde weiter in die Qualität investiert, erklärt Schlichting. Damals sei beispielsweise noch ein Cockpit-Tisch in alle Modelle verbaut worden. Das sei inzwischen undenkbar. Im Prinzip handele es sich bei den Jachten um komplette Häuser mit zwei bis drei Nasszellen und voll ausgestatteter Pantry (Küche).
Die Faszination von Luxus oder die Einblicke in die Entstehung eines Bootes – die Besucher genossen es, standen geduldig an, um auf den Polstern von Jachten zu lümmeln, die 100 000 Euro und mehr kosten, oder um ein Foto im Cockpit machen zu können. Um die 2000 Besucher, schätzt Schlichting, haben den Tag der offenen Werft genutzt, um sich bei einem der großen Arbeitgeber der Region umzuschauen und eine Jacht zum ersten Mal von innen anzusehen.