Frühaufsteher, mit Wollmützen und dicken Jacken gerüstet, ernteten im Weinberg vom Bergtheimer Harfenspiel bei minus neun Grad Celsius die tief gefrorenen Trauben vom Silvaner. Die seit Oktober in atmungsaktive Folie verpackten Rebzeilen wurden von der weißen Hülle befreit. Hervor blickten prall glänzende und geeiste Beeren, die wie kleine Murmeln in die Erntewännchen kullerten. Nur mit dicken Handschuhen waren die gefrorenen Trauben zu ernten.
Noch im gefrorenen Zustand wurde im Kelterhaus die Silvaner-Trauben ausgepresst. Denn nur der konzentrierte Saft tröpfelt aus der Eismasse heraus.
Mit 166 Oechsle lagert der Saft zur Gärung in Glasballons im Keller des Weingutes Schmitt in Bergtheim neben der Schatzkammer. Denn dort wird dieser gute Tropfen später, in kleinen Flaschen abgefüllt, zur Endreife lagern.
Bei Winzer Helmut Jung in Obereisenheim wurde der Eiswein bei minus 15 Grad Celsius gelesen. Jung ist Mitglied bei der Winzergemeinschaft Franken (GWF) und bewirtschafte 3,5 Hektar Weinberge im Nebenerwerb. Zum Jubiläum „350. Jahre Silvaner in Franken“ hat der Vorsitzende des Weinbauvereins seinen ersten Eiswein überhaupt geerntet, einen Silvaner mit rekordverdächtigen 245 Grad Oechsle. Die gefrorenen Trauben wurden GWF-Station in Volkach verarbeitet. Erwartet werden rund 200 Liter. Bis vor zwei Jahren war Jung auch die Obereisenheimer Symbolfigur, der Teufel, und da freut ihn seine eiskalte Ernte besonders, denn Obereisenheim versteht sich als „Geburtsort“ des Silvaners: Von hier aus wurden vor 350 Jahren die ersten Fechser vom „Österreicher“, wie der Silvaner damals hieß, nach Castell geliefert.
Bei der Eisweinlese hat auch das Weingut Horst Sauer in Escherndorf ein Rekordmostgewicht gemeldet. Er konnte Silvanertrauben mit einem Mostgewicht von 224 Grad Oechsle ernten. Das Weingut A. Keller aus Eußenheim hat bei minus 19 Grad Celsius die Rebsorte "Blauer Silvaner" mit 221 Grad Oechsle gelesen.
Früh um 5 Uhr trafen sich auf dem Weingut Gebrüder Geiger jun. in Thüngersheim 29 Lesehelfer bei tiefen Minustemperaturen zur Eisweinernte. Dick und warm angezogen mit Stirn- und Taschenlampen ausgerüstet, hatten die Helfer nach einer Stunde am Retzbacher Benediktusberg 1500 Kilogramm Silvaner-Trauben gelesen.
Der Thüngersheimer Winzer Werner Geiger konnte sich nicht erinnern, dass Mitte Dezember bei so tiefen Temperaturen Eiswein in die Kelter gebracht werden konnte. Die gut 200 Grad Oechsle lassen einen hervorragenden Wein erwarten. Nach der Lese konnten sich die Helfer im Weingut bei Glühwein und Kaffee nach der extremen Kälte aufwärmen.
Das Weingut Martin Göbel in Randersacker hat in der Lage Ewig Leben einen Riesling mit 202 Grad Oechsle gelesen.
Kellermeister Benedikt Then vom Würzburger Juliusspital freut sich besonders über die gelungene Eisweinlese aus geschichtsträchtigen Lagen. Die Würzburger Abtsleite ist der Ort der ersten urkundlichen Erwähnung des Würzburger Weinbaus im Jahre 779 und die Lage Julius-Echter-Berg am Schwanberg mit seinen schweren graubraunen Keuperböden ist der „Hausberg“ des Juliusspitals in Iphofen. 120 Liter Silvaner mit 175 Grad Oechsle von der Würzburger Abtsleite und 220 Liter Silvaner mit 165 Grad Oechsle vom Julius-Echter-Berg warten nun auf eine schonende Gärung.