Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Beflügelte Worte als Sprache der Seele

WÜRZBURG

Beflügelte Worte als Sprache der Seele

    • |
    • |
    Für Ann-Helena Schlüter bilden das Schreiben und die Musik eine unzertrennliche Einheit.
    Für Ann-Helena Schlüter bilden das Schreiben und die Musik eine unzertrennliche Einheit. Foto: Schlüter

    Die Dichtung fasziniert durch ihr sprachliches Kunstwerk, dem poetischen Stimmungsgehalt wohnt ein besonderer Zauber inne. Goethe, Schiller, Rilke, Eichendorff, Brecht – Namen berühmter Dichter der letzten Jahrhunderte, die jedermann geläufig sind. Aber wer dichtet heutzutage noch? Gibt es sie noch, die Poeten? Ja – sie heißen zum Beispiel Ann-Helena Schlüter und Marina Maggio und kommen aus Würzburg. Beide waren im vergangenen Jahr Preisträgerinnen beim Gedichtwettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte.

    Schlüter ist auch Pianistin. Die Inspiration zu ihren Gedichten schöpft Sie aus der Klaviermusik: Die Musik wecke Assoziationen und Symbole in ihr, die sie in ihren Gedichten bildhaft umsetzt. Ihr erstes Gedicht hat sie bereits mit acht Jahren geschrieben. Seitdem ist die Lyrik neben der Musik ihr ständiger Begleiter.

    Maggio arbeitet in der Altenpflege, zur Dichtung kam sie „erst“ vor vier Jahren – durch eine Therapie. Das Schreiben habe ihr geholfen, ihre Gefühle auszudrücken. Seitdem schreibe sie fast jeden Tag. „Meinen Stift habe ich immer dabei“, erzählt die 49-Jährige.

    „Man muss erst fühlen und erleben, bevor man schreibt, sonst kommt nichts Gutes dabei heraus“, meint auch Ann-Helena Schlüter. Die Halbschwedin hört gerne ernste, klassische Musik von Bach, Chopin oder Beethoven. Das Melancholische, Skandinavische sei auch in den klaren, rauen Gedanken ihrer Gedichte zu spüren. „Manche würden es als düster bezeichnen“, sagt Schlüter. Ihr Buch „Flügel auf Reisen“ enthält neben Kurzgeschichten auch viele dieser ernsten, nachdenklichen Gedichte. Zuvor hat sie bereits die Gedichtbände „Flügelworte“ und „Pianolyrik“ herausgebracht.

    Marina Maggio litt unter einer Depression. Sie habe sich wie ein Maulwurf gefühlt, der nicht mehr aus seiner Höhle herauskommen wolle. Die Gedichte, die sie in dieser Zeit geschrieben hat, hat sie mit Tagebucheinträgen in dem Buch „Warum ein Maulwurf keinen Schmetterling fangen kann“ veröffentlicht. Viele Ihrer Prosagedichte haben daher einen autobiografischen Bezug, werden aber auch von der aktuellen politischen Situation, der Natur und Alltagsgegebenheiten beeinflusst. Außerdem untermalt Maggio ihre Gedichte gerne mit Fotografien.

    Für Ann-Helena Schlüter bilden das Schreiben und die Musik eine unzertrennliche Einheit: „Die Musik nutze ich als Hauptbildersprache für alle anderen Themen, da wird's mir nie langweilig“. Durch das Klavierspielen habe sie außerdem ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, in ihren Gedichten sei ihr wiederum das Versmaß wichtig. Ganz anders Marina Maggio: „Reime sind nicht so meins“, sagt sie. Sie möge offene Lyrik lieber und schreibt viele Prosagedichte. Einige hat sie in ihrem Gedichtband „Fingerbeeren“ veröffentlicht.

    Schlüter schreibt neben dem dritten Band von „Pianolyrik“ gerade an einem Musikerkrimi, um ihre Fähigkeiten im Schreiben zu erweitern. Die Gedichte würden ihr zufliegen, der Krimi erfordere mehr Arbeit.

    „Für Romane bin ich zu ungeduldig“, meint dagegen Maggio. An Lyrik und Prosa gefalle ihr, dass man der Fantasie freien Lauf lassen und auch mal ein Wort „erfinden“ könne, das es gar nicht gibt. Letztes Jahr hat sie im Botanischen Garten übrigens einen kleinen Maulwurf gefangen. Er hat sich aber nicht halten lassen.

    Die Teilnahme am Gedichtwettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte ist bis 30. April möglich. Es gibt Preise im Wert von 8000 Euro zu gewinnen. Weitere Informationen unter: www.gedichte-bibliothek.de.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden