Eva-Maria Barklind-Schwander, Fremdsprachenkorrespondentin und Interkulturelle Fachberaterin, bei der Stadt Würzburg unter anderem zuständig für die Partnerschaft mit Mwanza, begleitete neun Zellerauer Hauptschüler während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Tansania.
Wie erleben Sie die Schüler aus der Zellerau hier in Mwanza?
Eva-Maria Barklind-Schwander: Sie bewegen sich gelassen und sicher und es ist ganz offensichtlich, dass sie sich nicht fremd fühlen in der neuen Umgebung.
Das war nicht unbedingt zu erwarten. Welchen Anteil hat Afrika an diesem Verhalten?
Barklind-Schwander: Die Mentalität, auf die die Schüler hier treffen, spielt eine große Rolle. Sie sind Menschen begegnet, die ihnen mit großer Freundlichkeit gegenübergetreten und mit einer Offenheit, die verblüfft, wenn man aus einem Land wie Deutschland kommt.
Die Neun und ihre drei Betreuer lernen im International Language Training Center Kisuaheli und Englisch. Was ist so speziell im Unterricht hier?
Barklind-Schwander: Es wird hier als selbstverständlich vorausgesetzt, dass du mit Respekt den Menschen gegenüber trittst, die dich lehren. Hier gibt es deutliche Verhaltensregeln. Die Schüler haben gelernt, diese Regeln anzuerkennen. Und unser Lehrer Mr. Gaudence orientiert sich nicht an unseren Defiziten. Wenn wir eine Aufgabe schaffen, klatscht er manchmal spontan in die Hände und lacht übers ganze Gesicht vor lauter aufrichtiger Freude. Das spüren die Schüler. Das spricht sie an und lockt sie immer mehr ein Stückchen weiter nach vorne.
Schüler, die zu Hause im Fremdsprachenunterricht Probleme haben, kommen hier auf einmal gut zurecht.
Barklind-Schwander: Das hat damit zu tun, dass ihnen hier Menschen ohne Vorbehalte begegnen. Da gibt's keine Erwartungen und keine vorauseilenden Urteile über das, was die Schüler hier abliefern, weder im Unterricht noch an ihren Arbeitsplätzen. Es gibt ein wohlwollendes, anerkennendes Abwarten. In dieses Abwarten hinein können sie sich bewegen. Das haben sie getan, jeder von ihnen. Sie haben sich dabei positiv entfaltet. Es klingt ein bisschen abgedroschen, aber sie haben sich geöffnet und sind an der Herausforderung gewachsen.