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Begeistert vom alten Gemäuer

Ochsenfurt

Begeistert vom alten Gemäuer

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    Rund 290 Jahre ist die Tür alt, die das Paar öffnet, um das Haus zu präsentieren. Trotz der regen Bautätigkeit hat es nichts vom ursprünglichen Charme und der heimeligen Atmosphäre verloren. In das 1715 fertig gestellte Schlößlein, das dem Amtmann von der Würzburger Dorfherrschaft Stift Haug als Wohnsitz diente, investierten die neuen Besitzer in den vergangenen zwei Jahren neben dem Geld, ihre Freizeit und vor allem sehr viel Arbeit.

    Schier unendlich lang ist die Reihe der Erneuerungen, die die Hausbesitzer bisher bewältigen: Die Heizung fehlte, sanitäre Anlagen "gleich Null", Wasserleitungen und Elektrokabel völlig unbrauchbar.

    Als den größten Schwachpunkt des Hauses bezeichnet Daniel Hahn das Dach. Obwohl die Ziegel in einigermaßen guten Zustand sind, waren besonders auf der Wetterseite die Balkenköpfe abgefault. Eindringende Feuchtigkeit hatte im Laufe der Jahre dafür gesorgt, dass die Decken im Obergeschoss durchbrachen.

    Heute können die Radio-Journalistin und der Kaufmann darüber lachen, wie sie unter dem Dach bei 30 Grad im Schatten rund 200 Quadratmeter Bretterboden heraus gerissen und die Streuaufschüttung entfernt haben.

    Beim Einbau der zahlreichen Fenster legten die Besitzer viel Wert auf barocke Details ebenso wie bei der Aufarbeitung der teilweise noch originalen Türen mit den künstlerisch gefertigten Beschlägen sowie den hölzernen Fußböden und dem Erneuern der Wände mit Kalkputz.

    Neben der Küche mit dem Essbereich zeugen einige Räume im Obergeschoss schon davon, wie schön es sein kann, in einem Schloss zu wohnen. Dennoch gibt es noch viel zu tun für Kristina Deiniger und Daniel Hahn.

    Dazu gehört das Stöbern auf Flohmärkten nach alten Türgriffen- und Türschlössern ebenso wie die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege. Der Freund des Hausherrn, Architekt Fritz Staib aus Sommerhausen, stand nicht nur von Beginn an beratend zur Seite, sondern legt auch tatkräftig selbst mit Hand an, wenn Hilfe gefragt ist.

    Fasziniert war das Paar, als es im Jahr 2002 mehr durch Zufall auf das imposante Gebäude stieß. Obwohl sie sich bei ihrer Suche nach einem Domizil einig waren ("ein altes Haus im Fränkischen sollte es sein") stellten sie sich nie vor, einmal die Besitzer eines Schlösschens zu werden. Diese Meinung gehörte allerdings der Vergangenheit an, nachdem Daniel Hahn den Besitzer ausfindig gemacht und das Anwesen besichtigt hatte.

    Mit Begeisterung sprechen der 35-jährige gebürtige Berliner und seine acht Jahre jüngere Lebensgefährtin aus Wiesentheid von der ersten Begegnung mit ihrem neuen Zuhause. Und die ließ sich offensichtlich auch nicht durch den desolaten Zustand des Hauses dämpfen. Für Daniel Hahn fiel die Entscheidung für den Kauf nicht zuletzt dadurch, dass das Gebäude aus denkmalpflegerischer Sicht einen wahren Glücksfall darstellt. In der Vergangenheit ist das Anwesen kaum renoviert worden, so dass die alten Strukturen erhalten blieben.

    Selbst als im Zweiten Weltkrieg am 10. September 1944 Brandbomben 129 Gebäude in Schutt und Asche legten, blieb das stattliche Anwesen verschont. Da auch die Kirche dem Bombenhagel zum Opfer gefallen war, wurden rund zwei Jahre lang bis zur Fertigstellung der neuen Kirche die Gottesdienste im Obergeschoss des Schlössleins abgehalten.

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