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SANDERAU: Bei Trennung: Damit die Welt der Kinder nicht mehr zerbricht

SANDERAU

Bei Trennung: Damit die Welt der Kinder nicht mehr zerbricht

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    Nach zehn Jahren gerichtsnaher Beratung stellen Familienrichter, Scheidungsanwälte und Berater diese Institution und damit vor allem die Kinder der trennungswilligen Paare ins Rampenlicht.

    Kinder haben ganz andere Perspektiven als die Eltern. Während die Eltern um Unterhalt und Existenz streiten, zerbricht für Kinder bei einer Trennung oft eine Welt, und meist haben sie auch Sehnsucht nach dem Elternteil, der geht.

    Deshalb ist es Ziel der gerichtsnahen Beratung, die Scheidungswilligen auf einen Weg zu bringen, der sie in ihrer gegenseitigen Akzeptanz Eltern sein und bleiben lässt. Die Berater appellieren an die Eltern-Verantwortung, denn wenn die Eltern trotz ihrer schwierigen Lage das Kind im Blick haben, dann sind sie auch eher bereit, trotz aller Vorbehalte zumindest so weit zu kooperieren, dass das Kind seelisch nicht zerbricht.

    Diese teils sehr schwierigen Wege zu ebnen, darin sieht die Beratungsstelle ihre Aufgabe. Die Stelle sei auf jeden Fall ein Segen, so Familienrichterin Brigitte Sommer, „eine Erfolgsstory, die hier funktioniert hat“, so Lothar Wegener, Vorstandsmitglied im Würzburger Anwaltsverein. Wenn die Beratung Erfolg hat, sei das auch ein großer Gewinn fürs Gericht, „weil Folgeprozesse verhindert werden“, erläutert Familienrichterin Sommer: „man kann sonst nach einem halben Jahr die Leute mit den gleichen Problemen wieder vor sich sitzen haben“.

    Verständnis und Zusammenwirken

    Bereits 1991 hatte sich ein Interdisziplinäre Arbeitskreis aus Vertretern aller am Scheidungsprozess beteiligten Berufsgruppen und Institutionen gegründet, das Ziel: gegenseitiges Verständnis und Zusammenwirken. In Regensburg wurde bereits ein Modellprojekt einer gerichtsnahen Beratung wissenschaftlich begleitet. 1992 stellte es die Regensburger Referentin Helga Lossen in Würzburg vor, und weitere Kontakte nach Regensburg förderten auch das Zusammenwirken im Würzburger Arbeitskreis.

    Am 1. November 1999 war offizielle Eröffnung der gerichtsnahen Beratung in Würzburg. Diese wird heute vom gegenseitigen Vertrauen von Familienberatern, Richtern und Anwälten getragen. Räumlich befindet sie sich Tür an Tür mit dem Familiengericht im dritten Stock in der Virchowstraße 14. Wenn das Familiengericht in einem halben Jahr in den neuen Gerichtsbau in der Ottostraße umziehen wird, zieht auch die gerichtsnahe Beratung mit um und bekommt dann – statt Sozialraum mit Teeküche – einen eigenen Beratungsraum, wieder neben den Verhandlungsräumen des Familiengerichtes.

    Dies ist eines der kleinen Geheimnisse, wie Richter und Berater jetzt bei den streitenden Parteien mehr Sinn für die Seelenlage der Kinder ermöglichen: Von drei Würzburger Ehe- und Familienberatungsstellen (Diakonie, Diözese und AWO) ist freitags immer ein Familienberater im Gericht, so dass die Richter sogar während der Verhandlung auf die Beratung nebenan verweisen und dann die Klienten direkt dorthin führen – oder zumindest noch in der Verhandlung zum Telefon greifen, um einen Termin zu vereinbaren, berichtet Familienrichterin Antje Treu. Denn nur der allgemeine Hinweis auf Ehe- und Familienberatungsstellen genügt erfahrungsgemäß nicht, damit die Klienten die Beratungshilfe annehmen.

    Das Gericht könne die Wurzel des Streites nicht beseitigen, stellt der Direktor des Amtsgerichtes Würzburg Roland Stockmann fest und untermauert daher den Bedarf an Lebensberatung. Um die Lebenskrise im Sinne der Kinder zu bewältigen, stellt Diplom-Psychologe Othmar Wagner (evangelisches Beratungszentrum der Diakonie) den Eltern beispielsweise die Aufgabe: „Sie sind mit Ihrem Schiff in raues Fahrwasser gekommen. Die Kinder gehen über Bord: Was erwarte ich von den Eltern?“

    Die gerichtsnahe Beratung ist für Familien aus der Stadt Würzburg und dem Landkreis zuständig. Finanziell erhoffen sich die Initiatoren mehr Hilfe vom Landkreis. Die Stadt sieht die Notwendigkeit der Beratung ihrer Familien und unterstützt die gerichtsnahe Beratung zusätzlich.

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