Altstadt (liz) "Mit den Pfunden wuchern", um noch viel mehr Freunde zu gewinnen, empfahl Pia Beckmann zur Eröffnung des Theaterfestes am Samstag. Die OB freute sich mit Intendant Reinhold Röttger auf eine neue "spannende Spielzeit" am Mainfranken Theater.
Das mit vielen Trümpfen ausgereizte Programm ließ wohl niemanden daran zweifeln, dass hier mit Pfunden gewuchert wurde. Ob die Besucher sich nun für Ballett, Schauspiel oder Gesang im Großen Haus, den flotten Kostüm- und Maskenverkauf, die spannende Geschichte "Emil und die Detektive" in den Kammerspielen entschieden oder einfach nur kulinarischen Genüssen bei vielerlei Musik frönten, es war viel geboten.
Neugierige lockte das "Klassentreffen" auf dem Roten Sofa im Oberen Foyer mit dem Musikdramaturgen Felix Eckerle. Locker warfen sich acht Zeitzeugen im Gespräch die Bälle zu und besannen sich auf Erlebtes und Anekdotisches. Dass heute so bekannte Darsteller wie Walter Kreye (im TV) oder Michael Heltau in Würzburg starteten, wusste Werner Kusch, der vor 33 Jahren von Esslingen an den Main kam.
Der noch immer aktive Schauspieler bekannte, dass er seinen Kollegen Harry Heinze im "Raub der Sabinerinnen" als Stimme des Papageis mit Schimpfworten heftig attackiert hatte". Weil sich ein Schauspieler auf das Glas gesetzt hatte, musste Umstände halber in dem Stück "Ein Glas Wasser" eine chinesische Teetasse als Ersatz gereicht werden, erinnert sich Kusch. 2100 Vorstellungen hat Operettenkapellmeister Manfred Lindner zwischen 1965 bis 1990 dirigiert und 58 Werke aufgeführt. Er saß auch auf dem roten Sofa.
Nicht gerade üppig war die Bezahlung kleinerer Rollen mit fünf Mark 1948 beim Theater am Wittelsbacher Platz, und "man hoffte auf einen Vierteljahresvertrag", erzählt Hella Stieber. In der Oper "Carmen" bekamen die Frauen eine Zigarette, an der sich Hella verschluckte, weil sie nicht rauchte. "Aber die Stummel waren gefragt." Namen von Intendanten von Scherer bis Schaller fielen, und Dr. Decker schmiss einmal "aus Wut eine Schreibmaschine durchs Fenster", erinnert sich Angela Sey, Tochter des damaligen Chordirektors Anton Theisen, die vor Jahren Regieassistentin und Musikdramaturgin war.
Nächtelang wurde für die "Meistersinger" zur Eröffnung des neuen Hauses am Kardinal-Faulhaber-Platz geprobt. "Räumlich waren wir jedoch sehr beengt", und als Probebühne (die der Bauherr vergessen hatte) mussten die Kammerspiele herhalten, so Sey. Zwei Namen fallen: Waltraud Meyer, gebürtige Würzburgerin, stand eine internationale Karriere bevor, und die berühmte Astrid Varnay sang hier die "Walküre". Als Beleuchtungsmeister hat Helmut Blendinger mit dem Klavierauszug in der Hand gearbeitet und kannte das Stück oft " besser als die Darsteller". Die Schauspielern und Sängern abverlangte Vielseitigkeit haben Günther Zimmermann und seine Ehefrau Antje Pilz zum großen Vergnügen des Publikums praktiziert. Er war Operettentenor, Regisseur, Boulevard-Komödiant und schließlich noch Werbeleiter. Sie, die Schauspielerin, reüssierte in vielen Rollen, immer wieder auch in Operetten. Die vielseitige Choristin Maria Mantel ist schon seit 1959 dabei, und in "Nabucco" wirkt sie jetzt im Extrachor mit.
Als "Überraschungsgast" entpuppte sich Sheila Braidech, die, animiert vom damaligen Kollegen Richard Olschewski, erzählte, wie sie als Norina in "Don Pasquale" bei der letzten Vorstellung im alten Theater ohne Absprache einsprang, als die Sängerin absagte. Felix Eckerle wünscht sich eine Fortführung dieser Gespräche und hofft auf Teilnehmer: Info-Tel. 39 08-1 47. Schade, dass zeitgleich zum Roten Sofa im Orchesterproberaum die Aufführung "Vom König, vom Kater und der Fiedel" lief . . .