Das Bienensterben ist in aller Munde. Auf der anderen Seite entdecken immer mehr Menschen die Imkerei für sich. Sogar Imkerkurse für Kinder gibt es jetzt schon. Beispielsweise in Theilheim, vor den Toren Würzburgs. Dass Kinder künftig selbst Bienenvölker halten, ist allerdings nicht das Ziel dieses Angebotes. Elke Gürtler, ausgebildete Imkerin, will in den Stunden, die sie mit den Grundschülern bei ihren Bienen verbringt, Verständnis für die Nutzinsekten und die Natur wecken, unbegründete Ängste abbauen.
Helena (bald sieben Jahre) hat offenbar in den vergangenen Wochen gut aufgepasst. "Erst putzen sie die Brut, dann füttern sie die Elternbienen", erzählt sie, gefragt zur Rolle der Arbeitsbienen. "Eine neue Königin schlüpft am 16. Tag, die Arbeitsbienen am 21. und die Drohnen erst am 24.", zeigt die kleine Bienenfachfrau, was sie alles gelernt hat. "Die Königin wird Königin, weil sie Gelee Royal bekommt", ergänzt Lorenz (10) und Leonardo (7) scherzt: "Die Männer haben es richtig gut: Sie dürfen lange schlafen."
Dass das faule Leben der Drohnen durchaus Schattenseiten hat, weiß auch er. In der Zeit nach der Sommersonnenwende, für die Honigsammlerinnen quasi der allererste Vorbote des kommenden Winters, werden die Arbeiterinnen biestig und jagen die Männer aus dem Stock. Auf sich allein gestellt, sterben diese. Wenn sie Glück haben erst dann, nachdem sie einer Königin auf dem Hochzeitsflug die Samentasche gefüllt haben. "Zehn Drohnen", erinnert sich Lorenz, "besamen eine Königin."

Die sogenannte Drohnenschlacht ist nur eines von vielen Dramen im Leben der Bienen. Auch künftige Königinnen sind ihres Lebens nicht sicher, hören die Kinder. Um das Überleben des Volkes zu sichern, ziehen die Arbeiterinnen immer fünf Königinnen heran. Die erste, die schlüpft, sticht ihre Konkurrentinnen noch in der Brutwabe tot. Dem kann der Imker vorbeugen, stellt er eine solche Brutwabe samt einem Teil des Volkes für zwei Tage in den Keller. So züchtet er ein neues Volk heran, einen sogenannten Ableger, erläutert die Imkerin.
Die Sechs- bis Zehnjährigen hören nicht nur zu, sie dürfen auf dem Grundstück am Ortseingang von Theilheim Natur selbst erleben, etwas tun. So können sie ihr neues Wissen im wahrsten Sinn be-greifen. Marie (6), Aurora (8) und die weiteren Kinder helfen beim Öffnen der Bienenkästen, wagen den Blick auf junge Bienenmaden und schlüpfende Jungbienen. Die Bienen, lernen sie, kann man sogar anfassen und streicheln. Ganz sanft natürlich, ohne ruckartige, schnelle Bewegungen. "Das fühlt sich ganz weich an", staunen Helena und Mathilda (8). Mit der flachen Hand streichen sie zart über die auf der Wabe sitzende Bienentraube.
Sie wissen: Durch das kurze Einräuchern mit dem Smoker sind die Honigtiere noch ein Stückchen friedlicher. "Wegen des Rauchs denken sie, es droht Gefahr und sie müssen wegfliegen. Deshalb saugen sie sich schnell voll kraftspendendem Honig. Dann sind sie vollgefressen und entsprechend wenig angriffslustig", erklärt die Kursleiterin.
Bevor die Eltern zur Zertifikatsübergabe mit abschließendem Grillen kommen, beschäftigen sich alle mit den letzten Drohnen in den Stöcken. Geschickt fangen sie die gedrungeneren, dunkleren Bienenmännchen, begutachten sie aus der Nähe, um sie wieder davonfliegen zu lassen. Gefahr droht dabei keine. Einen Stachel haben Drohnen nicht. Manch einem Elternteil, dem der Nachwuchs ein Exemplar überreicht, ist das nicht geheuer. "Ich glaube, es wird Zeit für einen Elternkurs", sagt Gürtler. Kontakt: Elke Gürtler, Tel. (0157) 375 75 989, E-Mail: apiflora@mail.de.



