Peter ist 13, Einzelkind, Mutter alleinerziehend. Peter hat Probleme mit Gleichaltrigen, er prügelt sich häufig auf dem Schulhof, seine Noten sind schlecht, mehrere Ladendiebstähle gehen auf sein Konto. Seine Mutter kommt trotz qualifizierter Erziehungsberatung nicht mehr mit ihrem Sohn zurecht und wendet sich an das Jugendamt. Dort wird geprüft, welche Hilfe für Peter am besten wäre. Peter wird ein nebenamtlicher Erziehungsbeistand an die Seite gestellt, seine Mutter geht weiterhin zur Erziehungsberatung.
Ein- bis zweimal die Woche kommt nun Klaus, Student der Sozialpädagogik im achten Semester, für ein Jahr zu Peter nach Hause. Er spricht mit dem Jungen über seine Probleme mit Freunden, in der Schule, mit der Mutter. Vor allem aber unternimmt er viel mit dem Teenager: Sie gehen Schwimmen, Radfahren, ins Kino – so gewinnt Klaus Peters Vertrauen.
Klaus erreicht mit der Zeit, dass Peter im örtlichen Sportverein aufgenommen und so besser in sein Umfeld integriert wird. Der Junge gewinnt neues Selbstvertrauen, lernt neue Freunde kennen, er bekommt seine Probleme langsam in den Griff. „Eine neutrale Person kann in familiären Schieflagen oft neue Impulse setzen und so zur Lösung von Problemen beitragen“, weiß Hermann Gabel.
Als Frauen der ersten Stunde ehrte Landrat Waldemar Zorn Renate Heintel aus Uettingen für ihre 21-jährige Tätigkeit sowie Bergit Glaser aus Hettstadt (16 Jahre) als nebenamtliche Erziehungsbeistände. So wie die beiden pädagogisch erfahrenen Frauen arbeiten derzeit 47 nebenamtliche Erziehungsbeistände für das Kreisjugendamt, oft Studenten und Studentinnen der Sozialpädagogik und verwandter Fächer, auch Erzieherinnen und Sozialpädagogen in Elternzeit, Teilzeit oder Arbeitslosigkeit.
Männer gesucht
Hermann Gabel, Leiter des Kreisjugendamtes, wünscht sich dabei noch mehr männliche Betreuer. Rund fünf Wochenstunden wenden die nebenamtlichen Erziehungsbeistände auf, dafür gibt es eine Aufwandsentschädigung. Dazu kommen Anleitungen durch pädagogische Fachkräfte des Jugendamtes, Fortbildungen und Fallreflexionen, erklärt Hermann Gabel.
Ambulante Hilfe
Zusätzlich hält das Jugendamt hauptamtliche Erziehungsbeistandschaften vor, bei denen Diplom-Sozialpädagogen oder Erzieherinnen mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Bei einer angeleiteten Erziehungsbeistandschaft wird eine nebenamtliche Kraft von einer hauptamtlichen Fachkraft angeleitet, die den Fall ebenfalls kennt. Ziel ist hier der Übergang von der hauptamtlichen zur nebenamtlichen Erziehungsbeistandschaft. Insgesamt wurden 2006 rund 100 Fälle betreut, davon zwei Drittel nebenamtlich, ein Drittel mit hauptamtlichen Fachkräften. Rund 250 000 Euro lässt sich der Landkreis diese ambulante Hilfe zur Erziehung im Jahr kosten.