Ein liebloser, rostiger Spielplatz war jedes Wochenende der soziale Mittelpunkt für die Kinder der Behindertenschule im kenianischen Kisii. Ein denkbar ungeeigneter Ort: Die Eisenstangen heizten sich in der afrikanischen Sonne derart auf, dass die Kinder Verbrennungen erlitten. Die veralteten Spielanlagen stellten eine permanente Verletzungsgefahr dar. Für den Giebelstädter Benjamin Roesch, der die Schule schon seit seinem sozialen Jahr 2010 betreut, ein unerträglicher Zustand. Deshalb flog er in diesem Jahr ein Mal mehr auf eigene Kosten zu „seiner Schule“ und baute den Spielplatz in Eigenregie um.
Ein Spielplatz in Kenia – das ist per se schon etwas Ungewöhnliches. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Beschaffung der Materialien: „Außerhalb der Schule haben die Leute überhaupt kein Verständnis dafür, wenn man so etwas Überflüssiges wie eine Schaukel aufstellen möchte“, erzählt Roesch. Händler für Spielplatzgeräte gibt es nicht. Folglich musste er erst mal im Internet recherchieren und schließlich selbst zum Spielgeräte-Konstrukteur werden.
Beim Kauf der Teile waren pragmatische Lösungen gefragt: „Ich habe acht Strommasten für jeweils 60 Euro gekauft, die die alten Eisenstangen ersetzten.“ Andere Teile klaubte er sich mit Hilfe eines befreundeten kenianischen Arbeiters vielerorts zusammen: Kugellager für die Schaukel gab es zum Spottpreis beim Schrotthandel, Kies gab es direkt an der Abbruchstelle in den Bergen, Zement für die Fundamente beim lokalen Händler.
Mit Händen und Füßen machte er schließlich dem Schlosser klar, wie er Schaukelsitz und Metallkette zusammenfügen muss. Nach sechs Tagen waren die alten Geräte mitsamt ihren Fundamenten entfernt und durch neue Geräte aus Holz ersetzt – für kenianische Verhältnisse eine Rekordzeit.
Die finanziellen Mittel für den Umbau kommen aus dem Ochsenfurter Gau, wo einige Spender Benjamin Roesch und seine Schule regelmäßig unterstützen. Gegen Kritik, ob es nicht Wichtigeres gebe als einen Spielplatz, wehrt sich Roesch: „Die Kinder sollen damit die Möglichkeit bekommen, Kind zu sein und sich selbst zu entfalten anstatt dahinzuvegetieren.
“ Außerdem sei es eine einmalige Investition, die den Kindern direkt zugute komme und auf Jahre hinweg keine Unterhaltskosten nach sich ziehen werde.
Die Reise nach Kenia nutzte Roesch auch, um nach früheren Investitionen zu sehen. So kontaktierte Roesch einen Experten der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, um eine der beiden im vergangenen Jahr angeschafften Biogasanlagen zu reparieren. Auch Arbeiten an den Dachrinnen waren nötig.
Trotz seiner engen Verbundenheit ist es Roesch wichtig, dass keine Abhängigkeit der Schule von ihm entsteht. „Deshalb beteilige ich mich nur an langfristigen Investitionen, nicht an den laufenden Kosten wie etwa dem Essen, die der kenianische Staat zu tragen hat.“