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WÜRZBURG: Beratung für Arbeitslose schließt

WÜRZBURG

Beratung für Arbeitslose schließt

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    Hartfried Groksch, Geschäftsführer der gemeinnützlichen Brauchbar-GmbH. ARCHIVFoto: Stahl
    Hartfried Groksch, Geschäftsführer der gemeinnützlichen Brauchbar-GmbH. ARCHIVFoto: Stahl

    Ende des Jahres schließt die Brauchbar ihr Beratungscenter (BBC) für Arbeitslose für immer. Grund ist die sogenannte Instrumentenreform in der Arbeitsförderung, die seit dem 1. April dieses Jahres in Kraft ist. Betroffen davon sind vor allem die Arbeitslosen, für die der Weg in die Erwerbsarbeit besonders hürdenreich ist. Der Würzburger Arbeitslosentreff (WAT) in der Burkarderstraße hingegen soll aufgrund seiner Bedeutung für die Personengruppe weiterhin aufrechterhalten werden. Für die Klientel bedeutet das eine gewisse Umstellung.

    Die Instrumentenreform hat zusätzlich die gesetzlichen Vorschriften für Ein-Euro-Jobs verschärft. „Deswegen ist das, was das BBC bisher gemacht hat, nicht mehr finanzierbar“, sagt Hartfried Groksch. Das BBC hat Arbeitslose betreut, die schwer zu vermitteln sind und einen intensiven Unterstützungsbedarf haben. Diese drohen jetzt vollkommen abgehängt zu werden. Der Geschäftsführer der gemeinnützlichen Brauchbar-GmbH lobt die Arbeit des vor acht Jahren gegründeten Beratungscenters. In der Vergangenheit habe die Beratungsstelle viele Langzeitarbeitslose auch in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung sowie bei der Arbeitssuche durch Qualifizierung, Bewerbungstraining und sozialpädagogische Betreuung unterstützen können.

    So seien Arbeitsanleitung, Qualifizierung und persönliche Betreuung Hand in Hand gegangen. Viele ehemalige Teilnehmer könnten sich so über eine Beschäftigung nicht nur beruflich, sondern auch sozial integrieren, so Groksch. Damit ist nun Schluss. Denn seit April dürfen die Jobcenter keine Qualifizierungseinheiten wie etwa Computerkurse oder Bewerbungstraining und keine pädagogische Betreuung bei persönlichen Problemen als Bestandteile der Arbeitsgelegenheit fördern. Arbeitsgelegenheiten, die einen hohen Anteil an sozialpädagogischer Begleitung hatten, wurden durch andere Projekte ersetzt, aber die bewährte Kombination von persönlichen Hilfen und Arbeit ist nun nicht mehr möglich.

    Verminderte Beratung im WAT

    Für das BBC kommt erschwerend hinzu, dass es sich zertifizieren lassen muss, um Beratungsangebote wie bisher durchführen zu können. Eine solche Zertifizierung kostet aber zwischen 5000 und 6000 Euro. „Für uns ist das viel Geld. Eine Zertifizierung lohnt sich deshalb auch nicht, weil wir das Geld nie wieder reinkriegen“, sagt Groksch. Im WAT sei weiterhin eine kostenlose Beratung in reduzierter Form möglich. Im Kirchenkreis habe man lange und intensiv überlegt, was mit dem Arbeitslosentreff passieren soll. „Diakonie und Kirche sehen diese Aufgabe als so wichtig an, dass sie sich für diesen Schritt entschieden haben, obwohl es ganz schwierig ist und einfacher gewesen wäre, den Treff dichtzumachen.“

    Ab Januar werden dort zwei Mitarbeiter mit 15 Stunden beziehungsweise 20 Stunden beschäftigt, die Interessierte nach telefonischer oder persönlicher Terminvereinbarung beraten. Für die Klientel bedeutet all dies eine gewisse Umstellung: Sie muss sich Termine geben lassen und wird zudem mit mehr Wartezeit konfrontiert, weil der WAT weniger sozialpädagogische Arbeitszeit zur Verfügung hat und nur ein Computer vorhanden ist. Die kostenlose Beratung wird laut Groksch aus Kirchensteuermitteln finanziert und nicht mehr aus der öffentlichen Hand.

    Wegen Sparzwängen musste die Brauchbar in diesem Jahr Filialen auf dem Heuchelhof und in der Zellerau schließen. „Die Geschäfte in den Läden laufen gut, aber wir mussten uns im vergangenen Jahr und heuer gesundschrumpfen – von 50 Festangestellten auf 30“, so der Brauchbar-Geschäftsführer. Jetzt hofft er, dass diese Einsparungen ausreichen, um Brauchbar als Ganzes aufrechtzuerhalten. Das wird sich aber erst im nächsten Jahr herausstellen. Groksch führt die Sparmaßnahmen vor allem auf den massiven Rückgang der öffentlichen Zuschüsse zurück. Vor vier, fünf Jahren habe die Brauchbar Zuschüsse in Höhe von 700 000 Euro erhalten, in diesem Jahr beliefen sie sich vielleicht noch auf 100 000 Euro. Zwar habe seine Firma noch 130 Stellen für Ein-Euro-Jobber genehmigt bekommen, davon seien aber nur knapp 40 besetzt. All das hänge mit der sogenannten Instrumentenreform zusammen.

    Würzburger Arbeitslosentreff:

    Das WAT in der Burkarderstraße 14 ist unter Tel. (09 31) 78 01 22 53 zu erreichen. Öffnungszeiten: Di. und Fr. von 13 bis 17 Uhr. Die Telefonsprechstunde findet Di. von 11 bis 12 Uhr und Mi. von 13 bis 14 Uhr statt.

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