Bernd Schätzlein ist seit vielen Jahren als Polizeidiener verkleidet in Helmstadt unterwegs und erzählt bei seinen Führungen amüsant und lebendig die Geschichte seiner Heimatgemeinde. Es ranken sich viele Geschichten um das Amt des Polizeidieners. Ursprünglich war der Polizeidiener der Gehilfe des Bürgermeisters und musste für Ordnung im Dorf sorgen. Er trug Degen und Schelle um sich Respekt und Gehör zu verschaffen und schellte amtliche und geschäftliche Bekanntmachungen aus, war der Lohnbuchhalter, der die verrichteten Arbeitsstunden festhielt und überbrachte amtliche Brief. Kurz, er war ein wichtiger Mann im Dorf.
Der letzte Gemeindediener im Ortsteil Holzkirchhausen war Otto Faulhaber, seine Aufgaben bestanden bis zur Eingemeindung 1978 nur noch aus dem Ausschellen von Nachrichten. Für Ordnung sorgte der Polizeidiener bereits seit Anfang des 20. Jahrhundert nicht mehr. Heute würden man sagen, er übernahm die Aufgaben des Gemeindeblatts und den Status-Mitteilungen der sozialen Medien.
Figur des Polizeidieners stammt aus dem Fasching
Bernd Schätzlein interessiert sich seit vielen Jahren für die Geschichte seiner Heimatgemeinde. Gerade der "Pfeiffer Hannes" Hans Böhm (um 1450 bis 1476), ein Sohn der Gemeinde Helmstadt, hat es ihm angetan. Böhm gab den Entrechteten eine Stimme und Schätzlein hat dessen Geschichte studiert und festgehalten. 2007 errichtete die Gemeinde Helmstadt dem Pfeifer Hannes ein Denkmal auf dem Rathausplatz.
Inspiriert wurde der 62-Jährige, der Krankenpfleger im Juliusspital ist, durch Ernst Bauer, der im Helmstadter Fasching viele Jahre in der Figur des Polizeidieners in der Bütt stand. In seinen Büttenreden berichtete Bauer seine Beobachtungen aus dem Dorf und sorgte dafür, dass manches unbekanntes Gehör fand.
Bernd Schätzlein trat in die Fußspuren von Bauer und hat die Geschichte erlebbar in seine Führungen als Polizeidiener eingebaut. Zum Häusemer Museumsfest hat er nun auch die Geschichte des Ortsteils in Absprache mit Reiner Volk (Vorsitzender des Museumsverein) und dem Zweiten Bürgermeister Matthias Haber mit in sein Repertoire aufgenommen. Er berichtet Geschichte des Heimatmuseums: Im Jahr 1875 gebaut, diente das Gebäude früher als Hirten- oder Armenhaus, nach einem Umbau in den 1930er Jahren als Kinderbewahranstalt und öffentliche Badeanstalt. Nach einer fünfjährigen Umbauzeit erstrahlte das ehemalige Armenhaus zum Schmuckstück in Holzkirchhausen.

Das Heimatmuseum zeigt auf 250 Quadratmetern eine reichhaltige Sammlung über das bäuerliche Leben und die örtlichen Handwerksbetriebe. Ausgestellt sind unter anderem eine Frauentracht aus dem Jahr 1880 und eine Vereinsfahne aus dem Jahr 1911. Das Museum zählt jährlich über 1000 Besucher. Gründer des Museumsvereins war Bruno Kemmer, der mit seiner Sammlung den Grundstein legte.
Bei seiner Führung am Sonntag erzählt Schätzlein von der 1911 gebauten Wasserleitung und den Gasthäusern, von denen nur der Grüne Baum übriggeblieben ist. Schätzlein kennt sich auch mit der Geschichte des ehemaligen Bullenstalls aus. Heute steht dort das Feuerwehrhaus der vor 141 Jahren gegründeten Wehr. Durch Brände wurden in der Geschichte von Holzkirchhausen schon mehrmals ganze Straßenzüge verwüstet. Die Nachbarschaftshilfen aus den benachbarten "Metropolen" Helmstadt und Neubrunn halfen den Betroffenen zu überleben.
Programm des MuseumsfestsDas Museumsfest am 07. Juli beginnt um 14 Uhr. Der Polizeidiener dreht seine Runde durch Holzkirchhausen um 14.30 Uhr und um 16.30 Uhr. Besichtigung des Heimatmuseums von 14 Uhr bis 18 Uhr. Mit dem Brunnenbohrer versuchen die Männer des Heimatvereins einen Baumstamm zu durchbohren ab 14.30 Uhr im Garten. Die Siebener stehen ab 14 Uhr für Fragen rund um ihre ehrenamtliche Tätigkeit bereit. Die Helmstadter Musikanten begleiten den Biergarten vor dem Heimatmuseum musikalisch. Ausgestellt werden die Häusemer Oldtimer Bulldogs.est