Flink bewegt der Hütchenspieler mit dem Zwirbelbart seine Hände. Konzentriert verfolgt Leonard (7) das Hütchen mit der Nuss darunter. "Der arbeitet doch mit Tricks!", warnt ihn seine Mutter. Doch Leonard rät richtig und erhält als Belohnung ein kleines hölzernes Wappen in unterfränkischem Rot-Weiß. "Damals im Mittelalter", sagt der Hütchenspieler und zwirbelt an seinem Bart, "da waren wir Hütchenspieler aber noch schneller."
Unter dem Motto "Burgen und Ritter" fand am Sonntag auf der Würzburger Festung das diesjährige Museumsfest des Museums für Franken statt. Mehrere hundert junge und alte Würzburger strömten bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein für das Familienfest auf die Festung.

Im Greiffenclau-Hof vor dem Museumseingang begann für die Besucher inmitten von Rittern, Gauklern und Burgfräulein die Zeitreise zurück in das Mittelalter. Hier konnten Kinder Steckenpferde basteln, mittelalterliche Tonkrüge formen oder Bronze gießen. Ein aufregendes Highlight waren für die jungen und alten Mittelalter-Fans im belebten Mittelaltertrubel die Repliken antiker Schwerter, Helme und Folterinstrumente, die die Büttnerzunft Würzburg ausstellte.
Mittelalter kindgerecht aufbereitet
"Uns gefällt die gute Atmosphäre und, dass hier das Mittelalter kindgerecht aufbereitet ist", sagte Erika Konradt-Titze, die bereits zum zweiten Mal mit ihrer Tochter Sophia (5) das Museumsfest besuchte. "Die Kinder haben hier großen Spaß und bekommen einen guten Zugang zum Museum", sagte sie, während ihrer Tochter auf ihrem Steckenpferd über den Hof galoppierte.

Im Museumsgebäude setzte sich der Stations-Rundgang fort. Kinder und Eltern konnten hier unter anderem Scherenschnitte erstellen, Seile drehen, Katapulte bauen, Duftsäckchen basteln oder Heilkräuter mischen.

In der mittelalterlichen Schreibwerkstatt im Obergeschoss suchte auch Museumsdirektor Erich Schneider den Kontakt zu den Besuchern. "Die Veranstaltung heute ist für unser Museum sehr wichtig, um mit jungen und alten Menschen ins Gespräch zu kommen", sagte er. "Wir wollen mit unserem lebendigen Fest zeigen, dass ein Museum nichts Verstaubtes und Antikes ist."
"Kinder können viel in das Mittelalter hineinphantasieren"
Museumsdirektor Erich Schneider

Den Museumsdirektor freue es vor allem, dass sich Kinder nach wie vor für das Mittelalter begeistern lassen. "Es ist eine emotional aufgeladene Epoche mit Schwertkämpfen, Schlachten und lebendiger höfischer Kultur", so Schneider. "Kinder können viel in das Mittelalter hineinphantasieren." Beim Museumsfest wolle man, so Schneider, die Kinder mit ihrer Begeisterung für das Mittelalter abholen und sie auch langfristig als Museumsbesucher gewinnen.
Neben den Mitmach-Stationen im Museumsgebäude bekamen die Besucher auch eine Reihe von Veranstaltungen, wie zum Beispiel Märchenstunden, Darbietungen mittelalterliche Tänze oder eine stündliche Familienführung durch die Ausstellung des Museums geboten.

Großer Beliebtheit erfreuten sich im Echter-Hof vor dem Festungsgebäude die Vorführungen des historischen Fechtens. Mit offenen Mündern und großen Augen schauten die Kinder dem Schwertmeister Thomas Hönle bei seinen Bewegungen zu, bevor sie sich mit Holz- oder Plastikschwertern selbst in den Kampf stürzten.

Neuer Besucherrekord
"Meine beiden Söhne interessieren sich total für Ritter und Burgen", sagte Familienvater Florian Fath aus Würzburg während sich Jakob und Max furchtlos mit Holzschwertern bekriegten. "Ich möchte meine Kinder für Kultur und Geschichte begeistern. Da bietet das Museumfest hier heute einen guten Einstieg." Mit einer Besucherzahl von rund 4200 Besuchern habe man am Sonntag sogar den eigenen Besucherrekord aus dem Jahr 2017 gebrochen, so die Veranstalter des Museumsfests.
"Es war schön, welche fröhliche und lebendige Atmosphäre heute im Museum und auf der Festung herrschte", zeigte sich Sarah Merabet, Pressereferentin des Museums, am Sonntagabend rundum zufrieden. "Heute wurde das Museum von den vielen Besuchern regelrecht erobert."
