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Würzburg: Betrugsmasche im Netz: Wie die Opfer selbst zu Tätern werden

Würzburg

Betrugsmasche im Netz: Wie die Opfer selbst zu Tätern werden

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    Job oder Betrugsmasche? Immer mehr Menschen fallen auf angebliche Angebote herein, wonach sie als Online-Produkt-Tester Geld verdienen können.
    Job oder Betrugsmasche? Immer mehr Menschen fallen auf angebliche Angebote herein, wonach sie als Online-Produkt-Tester Geld verdienen können. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Viren, die Computer lahmlegen, Erpressungen in sozialen Medien, gefälschte Mailadressen. Längst ist die virtuelle Welt Schauplatz von Betrügereien und schweren Delikten. Umso kniffliger wird es, im Internet eine seriöse Beschäftigung zu finden. Denn unter vertrauenswürdige Jobangebote schleichen sich kriminell motivierte Offerten. Laut Polizeipräsidium Unterfranken häufen sich in jüngster Zeit Fälle, in denen meist jüngere Menschen auf Betrüger hereinfallen. Gemeint sind angebliche Angebote aus dem Internet, Produkt-Tester zu werden. Die Betrüger verschaffen sich dadurch Zugang zu Geldern, indem sie die Tester unbemerkt als Komplizen ausnutzen. Dabei klingen die Job-Beschreibungen verlockend.

    "Verdiene 1000 Euro pro Tag" oder "Geld verdienen von Zuhause aus". Eines haben alle Werbeslogans der Anbieter gemeinsam: Sie suggerieren die Möglichkeit auf das "schnelle Geld". Dass dahinter eine Masche stecken und dem Opfer selbst sogar ein Strafverfahren drohen kann, ist den wenigsten bekannt. So gab es im vergangenen Jahr in Unterfranken 212 Fälle, in denen Menschen auf diese Weise betrogen wurden. Doch wie erkennt man den Betrug, was ist die Strategie der Kriminellen und wozu rät die Polizei?

    Per Whatsapp Anweisungen folgen

    "Zahlreiche junge Menschen", sagt Polizeioberkommissar Andy Laacke, entdeckten in den vergangenen Wochen auf Verkaufsplattformen die verlockenden Angebote, "schnell und unkompliziert Geld verdienen zu können". Wer angebissen hat, müsse sich meist per Whatsapp an den Anbieter wenden und entsprechenden Anweisungen folgen. Ohne zu ahnen, dass man sich dadurch indirekt an einem Betrug beteiligen und sich zudem selbst strafbar machen könnte.

    "Mittels eines ausgeklügelten, unübersichtlichen Anwenderticks bekommen die unbekannten Betrüger Zugriff auf die Onlinekonten."

    Polizeioberkommissar Andy Laacke, Präsidium Unterfranken

    So funktioniert die Betrugsmasche

    Laut Laacke gehe es häufig um Online-Banking-Software. Diese sollten die vermeintlichen Produkt-Tester bewerten. Hierzu werden sie aufgefordert, verschiedene Banking-Apps unterschiedlicher Geldinstitute auf ihr Smartphone zu laden. Unter Anleitung müssen sie jeweils ein Konto einrichten. "Sämtliche Anwender eröffnen demnach gutgläubig Konten bei den Banken und legitimieren sich mittels Online-ID-Verfahren", so Laacke. Nur bei der Angabe der eigenen Telefonnummer müssten die Produkt-Tester, wie angewiesen, die Nummer des Auftraggebers angeben. "Mittels eines ausgeklügelten, unübersichtlichen Anwenderticks bekommen die unbekannten Betrüger nun Zugriff auf die Onlinekonten", sagt Laacke. Die gutgläubigen jungen Menschen bekämen das nicht mit.

    Was stellen die Unbekannten mit dem Konto an?

    Die Betrüger lassen sich von anderen Geschädigten Geld auf die Onlinekonten überweisen. Dies geschehe meist über vorgetäuschte Verkäufe, etwa über Online-Auktionen, so die Polizei. Die Kunden bezahlen dabei für Produkte, die sie nie bekommen werden. "Das Geld transferieren die Betrüger dann sofort ins Ausland", sagt Laacke. Der Geschädigte, welcher der Meinung war, er habe ein Schnäppchen gemacht, erkenne wenig später, dass er betrogen wurde und niemals Ware erhalten wird. "Sein Geld sieht er auch nie wieder."

    "Ihm droht ein Straf­ver­fah­ren wegen Geldwäsche."

    Enrico Ball, Polizeioberkommissar

    Welche Probleme bekommt der Produkt-Tester?

    Auch wenn der gutgläubige Produkt-Tester nichts vom Betrug und den Geldverschiebungen mitbekommen hat, kommt er doch mit dem Gesetz in Konflikt. "Ihm droht ein Straf­ver­fah­ren wegen Geldwäsche", sagt Polizeioberkommissar Enrico Ball. Er helfe dabei, Herkunft und Transferwege des Geldes zu verschleiern. Damit mache er sich "zumindest der leichten Geldwäsche schuldig", so Ball. Dies könne mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden. Doch damit nicht genug. Womöglich, betont die Polizei, muss der ahnungslose App-Tester dem Betrogenen dessen entstandenen Schaden sogar ersetzen.

    Wie kann man den Betrug erkennen?

    Die Fälle der angeblichen Produkt-Tester häufen sich. Für das Jahr 2019 verzeichnet die Polizei einen leichten Anstieg der Zahlen. Deshalb rät sie zum kritischen Umgang mit Angeboten im Internet. Zumal es eine nahezu unbegrenzte Anzahl an Adressen gibt und diese regelmäßig wechseln, so Ball. "Jeder sollte sich fragen, ob es wirklich möglich sein kann, ohne größeren Aufwand von zu Hause aus mehrere tausend Euro zu verdienen." Anzeigen, die schnelles Geld versprechen und einen Nebenjob als Produkt- oder App-Tester anbieten, seien oft unseriös. "Lehnen Sie Angebote immer ab, bei denen Sie Ihr Konto zur Abwicklung von Zahlungen zur Verfügung stellen sollen", rät Ball. Wer dem Betrug auf die Schliche kommt, sollte unverzüglich zur Polizei gehen und Anzeige erstatten.

    Wo kann ich mich informieren? Umfangreiche Informationen können Betroffene oder Interessierte im Internet unter www.polizei-beratung.de erhalten. Auch die Beratungsstellen der Kriminalpolizeiinspektionen dienen als Ansprechpartner. Welche Betrugsmaschen derzeit im Netz kursieren zeigt außerdem die Homepage www.mimikama.at.

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