Seit mehr als einem Jahrzehnt zieht sich der Prozess um das marode Krippengebäude am St. Johannes Kindergarten. Nun hat der Gemeinderat einem finalisierten Kosten- und Zeitplan für eine Sanierung zugestimmt. Bis März 2023 sollen die Sanierungen abgeschlossen werden.
Mit dem Tagesordnungspunkt 1: "Sanierung der Kinderkrippe, Vorstellung Finanz- und Zeitplan" tat sich der Gemeinderat in der vergangenen Sitzung nicht leicht. Schnell wurde die Komplexität des andauernden Rechtsstreites offensichtlich. Seit Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat mit dem maroden Gebäudetrakt des Kindergartens. Neun Monate nach Eröffnung waren bereits erste Mängel am Gebäude aufgetaucht, daraufhin folgte eine jahrelange rechtliche Hängepartie. Offen bleibt jedoch nach wie vor, wie der Prozess ausgehen wird. Seit mehr als zehn Jahren steht das Gebäude der Kinderkrippe leer und wurde in der Zwischenzeit bis in den Rohbau zurückgebaut. In Containern wurde eine Ersatzunterbringung für die Kinder geschaffen.
Ambitionierter Plan
Nun soll kurzfristig die Sanierung beginnen. Dazu stimmte der Gemeinderat einstimmig den Kosten- und Zeitplänen der Gemeinde zu. Dieser sieht vor, dass in der ersten Maiwoche mit den Sanierungsarbeiten begonnen wird. Die Arbeiten werden dabei von dem Würzburger Architekten Frank Stöcker betreut. Neben der mängelfreien Instandsetzung des Gebäudes muss das Architekturbüro zudem ein neues Brandschutzkonzept erarbeiten, das ebenfalls einen beachtlichen Kostenblock darstellt.
Aktuell komme das Büro zügig voran und befinde sich derzeit in der Werkplanung und in der Abstimmung mit weiteren Fachplanern, so Stöcker. Bis Ende März sollen die Ausschreibungstexte stehen und entsprechende Firmenvergaben möglich sein.
Der recht zeitnahe Beginn der Sanierungsarbeiten liegt darin begründet, dass die ersten Baumaßnahmen im Außenbereich den Rohbau und Verputzerarbeiten betreffen. Hierbei haben sich Firmen, die am ursprünglichen Bau beteiligt waren, bereit erklärt die Arbeiten erneut auszuführen. Gleichzeitig merkte Stöcker an, dass Bauvorhaben finanziell und zeitlich derzeit schwieriger denn je zu planen seien. Weitere Verschiebungen nach hinten seien möglich, je nachdem wie viele Firmen ihre eigenen Mängel noch freiwillig beseitigen.
Geteilte Kosten
Die errechneten Sanierungskosten von rund 934 000 Euro (brutto) teilen sich die Diözese Würzburg und die Gemeinde zu je 50 Prozent. Generalvikar Jürgen Vorndran betonte, dass man im selben Boot sitze und nicht länger das Ende des Prozesses abwarten könne. Aus diesem Grunde wurde die 50 : 50 Lösung erarbeitet. Generell war dies der fraktionsübergreifende Tenor. Eine weitere Aufschiebung der Sache oder ein Abwarten des Urteils sei nicht die Lösung. "Wir lösen nicht durch abwarten", beschrieb Bürgermeister Brohm (CSU) die gegenwärtige Situation.
Für Verwunderung sorgte bei der SPD wie MM-Fraktion der Umgang mit den bereits entstandenen Containerkosten. Die Container werden nach wie vor für zwei KiGa-Gruppen als Behelfslösung eingesetzt, die Kosten dafür gehen inzwischen in die Hunderttausende. Nach aktuellem Stand sollen diese ebenfalls zu gleichen Teilen zwischen Gemeinde und Diözese aufgeteilt werden.
Bis zum Abschluss des Prozesses besteht so bei Diözese, Gemeinde und den Ratsmitgliedern die Hoffnung, dass mögliche Schadensersatzansprüche den Kosten entgegengestemmt werden können. Wann das Verfahren abgeschlossen wird, sowie die Höhe möglicher Schadensersatzleistungen, ist derzeit noch offen.