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WALDBRUNN/WÜRZBURG: Bewusstsein für Friedhöfe wieder schärfen

WALDBRUNN/WÜRZBURG

Bewusstsein für Friedhöfe wieder schärfen

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    Der Waldbrunner Friedhof: Für die naturnahe und in die Region passende Gestaltung wurde die neu angelegte Begräbnisstätte ausgezeichnet. Eine Hecke und Winterlinden vermitteln den Übergang in die freie Landschaft.
    Der Waldbrunner Friedhof: Für die naturnahe und in die Region passende Gestaltung wurde die neu angelegte Begräbnisstätte ausgezeichnet. Eine Hecke und Winterlinden vermitteln den Übergang in die freie Landschaft. Foto: Foto: Ammon

    Noch wirkt er etwas trist, doch schon bald wird der Neue Friedhof von Waldbrunn in voller Blüte stehen. Mit den Wildkirschen entlang den mit Naturstein gepflasterten Wegen haben die Planer eindrucksvolle Zeichen des Lebens gepflanzt.

    Für die naturnahe und in die Region passende Gestaltung wurde die von der Gemeinde neu angelegte Begräbnisstätte vor kurzem auf der Jahresversammlung des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Würzburg, dem Dachverband der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis, für den Erfolg bei dem landesweiten Wettbewerb „Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur“ ausgezeichnet.

    „Ein lebendiger Friedhof ist mehr als nur eine Stätte, um die Toden zu bestatten“

    Günter Gerner Kreisfachberater Gartenbau

    Einer der Juroren war der Geschäftsführer des Kreisverbandes, Günter Gerner. „Es geht darum, das Bewusstsein der Gemeinden und der Menschen für gut gestaltete Friedhöfe wieder zu schärfen“, erklärt er den Sinn eines solchen Wettbewerbs, gleichzeitig Kreisfachberater des Landratsamtes für Gartenbau.

    Für ihn sind die von jedem Bewuchs leer geräumten Dorffriedhöfe, wie sie seit den Jahren des Wirtschaftswunders angelegt wurden, ein Graus. Sie seien zwar praktisch und pflegeleicht zu bearbeiten, doch weder Mensch noch Tier würden sich dort wohl fühlen, stellt der Fachmann für Landschaftspflege fest. „Auf den Dorffriedhöfen gibt es kaum noch Bäume oder größere Büsche“, bedauert er. Damit hätten die Friedhöfe jedoch einen Großteil ihrer ökologischen Bedeutung verloren.

    Anders ist es auf dem Neuen Friedhof von Waldbrunn. Hier spielen die Bäume eine zentrale Rolle. Neben den Wildkirschen wurden im Frühsommer blühende Winterlinden entlang einer Hecke gesetzt, die den Übergang von der gestalteten Anlage in die freie Natur markieren. Die Gräber selber wurden frei gehalten. In den alten städtischen Friedhöfen gehe es den Bäumen oft weniger gut, erklärt Gerner. Jede neue Beerdigung beschädige die Wurzeln.

    Zudem hat Gerner beobachtet, dass die Menschen wieder stärker das Bedürfnis hätten, auf dem Friedhof ähnlich wie in einem Park zu verweilen, in einer Sitzecke zu lesen, in sich zu gehen oder zum kurzen Plausch zu treffen.

    Was könnte dafür besser geeignet sein als ein Baumbestand, der die Möglichkeit zum Altern erhaltet? „Ein lebendiger Friedhof ist weit mehr als nur eine Stätte, um die Toden zu bestatten“, erklärt Gerner.

    Auch bei der Anpassung an neue Bestattungsformen setzt der Friedhof von Waldbrunn Akzente. Statt einer schmucklosen Wand ist eine große Rasenfläche für Urnen vorgesehen. Die einzelnen Grabstätten lassen sich individuell gestalten und etwa mit Blumeninseln bepflanzen. Wie aufwendig dies geschieht und ob ein Gärtnereibetrieb die Pflege übernimmt, ist jedem einzelnen überlassen.

    Gerner sieht eine Alternative zu schmucklosen Gräbern, die mit einer Steinplatte versiegelt werden, aber auch den Friedwäldern, zumindest solange die bayerische Bestattungsordnung nicht gelockert wird und etwa auch Bestattungen im eigenen Garten zulässt. Auch hier entstehen wertvolle Lebensräume für Kleinlebewesen. Bienen finden hier auch in Zeiten, in denen ansonsten wenig blüht, immer etwas zum Naschen.

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