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WÜRZBURG: Bibliothek: Herausragendes Zeugnis franziskanischer Kultur

WÜRZBURG

Bibliothek: Herausragendes Zeugnis franziskanischer Kultur

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    Ausstellung im Foyer: Nikola Willner gibt Erläuterungen zum Buchbestand des Klosters Altstadt.
    Ausstellung im Foyer: Nikola Willner gibt Erläuterungen zum Buchbestand des Klosters Altstadt. Foto: Foto: Patty Varasano

    Ein Klick auf der Homepage genügt. Und schon werden über 7000 Titel angezeigt. Werke aus allen theologischen Disziplinen, aber auch Schriften zur Philologie, Rechtswissenschaft, Mathematik, Astronomie und Medizin sowie einige „Verbotene Bücher“. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie gehören zum Bestand des Klosters Altstadt nahe Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen). Dieser hat nun in der Diözesanbibliothek Würzburg sein neues Zuhause gefunden.

    Die Bibliothek des 1649 gegründeten Franziskanerklosters wurde 2012 unter Bewahrung der historischen Aufstellung in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg überführt und von 2014 bis 2017 im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes katalogisiert. In ihrer heutigen Gestalt beinhaltet sie rund 8100 Werke in 7000 Bänden, darunter 92 Inkunabeln (Wiegendrucke) und 381 Frühdrucke.

    Dauerhafte Erhaltung der Literatur

    „Wenn ein Unternehmen abgeschlossen ist, denkt kaum jemand mehr an den langen und oft steinigen Weg, der hinter einem liegt“, erklärt der stellvertretende Archivleiter des Bistums Würzburg, Thomas Wehner, vor zahlreichen Gästen im Theodor-Kramer-Saal und dankt den Unterstützern des Projekts. Es sei eine Freude, dass die Erschließung der Franziskanerbibliothek Altstadt nun erfolgreich geschafft ist. „Ohne die finanzielle Förderung der DFG wäre dies aber kaum möglich gewesen“, erinnert er. Um diese hatte sich der damalige Archivleiter Professor Johannes Merz intensiv bemüht.

    Schon im Jahr 2007 gab es erste Gespräche zwischen der Bibliothek des Bistums Würzburg sowie den Verantwortlichen des Ordens hinsichtlich der Zukunft des Bestands, erläutert Domkapitular Thomas Keßler. „Ziel war von Anfang an die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts für die dauerhafte Erhaltung und zeitgemäße Nutzbarmachung des in Kloster Altstadt aufbewahrten und über Jahrhunderte gewachsenen Bibliothekenbestands.“

    Über drei Jahrhunderte organisch gewachsen

    Das Besondere an der Bibliothek ist, dass sie nicht – wie viele andere Einrichtungen des Ordens – der Säkularisation zum Opfer gefallen war. Über drei Jahrhunderte konnte sie organisch wachsen. Viele Schriften, gerade aus dem Bereich der Praktischen Theologie wie Aszetik, Katechetik und Homiletik, konnten dadurch vor der Vernichtung bewahrt werden. „Neben zahlreichen seltenen, teilweise einmaligen Einzelobjekten, die den Bestand auszeichnen, sind es vor allem die in den Büchern enthaltenen Lese- und Gebrauchsspuren, Besitzvermerke und sonstigen Aufzeichnungen, die für die Erforschung, beispielsweise der regionalen Kultur- und Bildungsgeschichte, fruchtbar gemacht werden können“, erläutert Nicola Willner, in Würzburg zuständig für bibliotheksfachliche Aufgaben.

    Damit sei der Bestand ein herausragendes Zeugnis franziskanischer Kultur und Geschichte in unserer Region, findet auch Domkapitular Keßler. Insgesamt sei die „nicht säkularisierte Traditionsbibliothek“ eine äußerst seltene Erscheinung, die es zu bewahren gilt. In Unterfranken sei neben Altstadt auch das Kloster Dettelbach zu nennen. „Das freut uns natürlich, aber es stellt uns auch vor große Herausforderungen.“

    Existenzsorgen der Klöster

    Den von Existenzsorgen geplagten Klöstern müsse geholfen werden, befand zum Glück schon vor zwei Jahrzehnten die Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche. So war auch das Bistum Würzburg gefordert, als klar war, dass der Franziskanerorden weder Raum noch Mittel haben werde, sich um viele seiner Bibliotheken, darunter Kloster Altstadt, selbst zu kümmern. Er freue sich, dass die Literatur aus dem Kloster für die Zukunft bewahrt wird, dennoch stimme die Entwicklung des Ordens ihn traurig, so Pater Dominikus Göcking von der Deutschen Franziskanerprovinz in Paderborn auf Nachfrage dieser Redaktion.

    Kleine Ausstellung im Foyer

    Derzeit ist eine kleine Auswahl an Büchern (das älteste stammt aus dem Jahr 1475) im Foyer der Bistumsbibliothek in der Domerschulstraße 17 zu sehen. Darunter auch kleinere Schriften im Taschenformat, die meisten in lateinischer Sprache. Auf der Homepage www.bibliothek-altstadt.bistum-wuerzburg.de befinden sich zusätzliche Informationen, zum Bestand geht's über einen Link in der Rubrik „Katalog“.

    „Ziel war die dauerhafte Erhaltung und zeitgemäße Nutzbarmachung des Bibliothekenbestands.“

    Thomas Keßler, Domkapitular

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