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WÜRZBURG: Bilder einer versunkenen Zeit

WÜRZBURG

Bilder einer versunkenen Zeit

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    Blick von der Alten Mainbrücke, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde und damit eine der ältesten Steinbrücken Deutschlands ist. Im Hintergrund der Dom mit seinen eigentümlichen Turmhauben und dem vor kurzem wieder freigelegten Rosetten-Fenster.
    Blick von der Alten Mainbrücke, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde und damit eine der ältesten Steinbrücken Deutschlands ist. Im Hintergrund der Dom mit seinen eigentümlichen Turmhauben und dem vor kurzem wieder freigelegten Rosetten-Fenster. Foto: ALLE FOTOS HELMUT ZOEPFFEL

    Dass es so etwas gibt, ist eine Sensation, urteilt Andreas Mettenleiter. Der Mediziner, Historiker und Buchautor weiß, von was er spricht. Gemeinsam mit dem Würzburger Kinderarzt Harald Zoepffel hat er einen Schatz gehoben: die einzigen Farbbilder aus dem Vorkriegs-Würzburg und aus der Zeit kurz nach der Zerstörung am 16. März 1945.

    Am Donnerstag stellen die beiden Autoren ihr Buch „Würzburg – Bilder einer versunkenen Zeit“ exakt an dem Ort vor, an dem der Fotograf der Bilder gewohnt und gearbeitet hat, im zerstörten und wieder aufgebauten Anwesen Hofstraße 5, dem heutigen Ärztehaus.

    Dort, in der ehemaligen Curie Osternach, betrieb Dr. Helmut Zoepffel, der Vater des Autors, seit 1920 die erste Kinderarztpraxis in Deutschland. Mit seiner „Kodak Retina 1“ hielt er auf damals noch seltenem Farbfilm Szenen aus dem Familienleben und der Stadt fest. Die Geschichte der Bilder erzählt der Sohn in teilweise autobiographischen Anmerkungen.

    Der Spaziergang durch die sonntägliche Stadt beginnt auf dem Käppele, führt über den Maasweg hinter zur Burkarder Bastion, die damals noch vom Umlauf-Kanal umflossen wurde. Wir sehen in einem Ölgemälde von Karl Walter die alten Giebel rund ums Spitäle, ein Bild, dessen Entstehung der junge Harald Zoepffel auf der Mauerbrüstung der Mainbrücke mitverfolgte. Eine Bilderserie ist den feudalen Höfen rund um den Dom gewidmet mit dem Hof Conti, dem Palais Thüngen und der Curie Weinsberg und das klassizistische Konservatorium. Harald Zoepffel erzählt dazu vom Feuerlöschteich mitten auf dem Paradeplatz, in dem sie im letzten Kriegssommer noch als Jugendliche badeten und der in der Bombennacht trügerischen Schutz bot. Eindrucksvolle Bilder zeigen uns die Fronleichnamsprozession vor dem Juliusspital, dessen Hauptfassade zur Juliuspromenade damals noch ein Geschoss niedriger war. Neben den vielen Kommunionkindern mit Gesangbuch ein Luftwaffensoldat in Uniform.

    Beim Spaziergang über die Alte Mainbrücke sehen wir den Dom mit dem heute wieder freigelegten Rosettenfenster und seinen eigenwilligen Turmhauben und die kleinteilige Bebauung am Schwanengelände, wo heute das Kaufhaus Wöhrl steht. Wir sehen den zugefrorenen Main im Winter 1944, auf dem Kinder herumrutschen.

    Und der Leser erfährt, wie all diese seltenen Fotodokumente das Flammen-Inferno es 16. März überlebt haben. Die Mutter hatte nicht daran glauben wollen, dass Würzburg nicht bombardiert wird. So hatte die Familie im Steinbachtal eine kleine Wohnung angemietet und dorthin mit dem Bollerwagen einige Habseligkeiten gebracht. Darunter war auch eine alte Sterilisier-Trommel. Sie enthielt einen wahren Schatz: zwei von ehemals 40 Diakästen. Sie wurden nun, ergänzt durch Nachkriegsaufnahmen der zerstörten Stadt, Grundlage eines Buches, das ab heute im Buchhandel erhältlich ist.

    Harad Zoepffel und Andreas Mettenleiter: „Würzburg – Bilder einer versunkenen Stadt 1943 bis 1945“, 2007 Akamedon- Verlag Pfaffenhofen, 19,90 Euro.

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