Tiere, die wie Menschen sprechen und agieren, kennt jedes Kind – aus Fabeln oder Märchen. Und manch (belesene) Erwachsene kennen sogar eines, das, ausgestattet mit "Geist, Verstand und scharfen Krallen", literarischen Ruhm erlangt hat: den "Kater Murr". Vor über 200 Jahren schuf E.T. A. – die Abkürzung steht für Ernst Theodor Amadeus – Hoffmann nach dem Vorbild seines ganz realen Katers mit diesem (ein-)gebildeten Haustiger und dessen Erzählung einen satirischen Roman, der die verschiedenen kulturellen Tendenzen und literarischen Erscheinungen, die Motive und klassischen Elemente des Bildungsromans aufs Korn nimmt.
Auszüge aus dem Werk "Die Lebensansichten des Katers Murr" bietet eine vergnüglich-kurzweilige musikalische Lesung im theater ensemble, beheimatet auf dem Bürgerbräu-Gelände in Würzburg. Auf der kleinen Studiobühne agieren der Schauspieler Thomas Straus und Robin McBride, Dozent an der hiesigen Sing- und Musikschule. Der macht mit Saiten- und einigen anderen Instrumenten hübsch schräge, zur jeweiligen Stimmung des Titelhelden passende (Katzen-)Musik.
Mit ausdrucksvoller Mimik und Körpersprache schlupft Straus in die Rolle des geräuschvoll die Krallen auf der Tischplatte schärfenden Kater, der als Ich-Erzähler fungiert. Gar trefflich weiß der zu berichten von seinem Lebensweg, bereichert die chronologische Darstellung von der Jugend bis zum Zeitpunkt der Niederschrift mit ausführlichen Analysen und Reflexionen zwecks "Bildung des Lesers" und liefert zudem das angeblich funktionierende Rezept, "wie man sich zum großen Kater bilde".
Mal kläglich maunzend, mal schmeichelnd, mal kühn auftretend, mal Prügel und Schmerz einsteckend stürzt er sich hinein ins Leben. Er lernt begierig – etwa aus dem Knigge-Buch "Über den Umgang mit Menschen" – entdeckt, die erste große Liebe, gewinnt die holde Miesmies und verliert die zunehmend nervtötende und untreue Gefährtin an einen für seine Tapferkeit ausgezeichneten Nebenbuhler. Im Kampf mit ihm unterliegt Murr, büßt "mehreres Pelzwerk" ein und widmet sich fortan der Wissenschaft. Zumindest bis ihn sein Freund Muzius ins Burschentum einführt, um aus dem "Katzphilister" einen echten "Katzbursch" zu machen. Der singt, lässt in kuriosen Reimen "seinen Genius erkennen", säuft, leidet danach höllisch.
Kurz setzt dem Titelhelden auch der Tod seines "geliebten Freundes" Muzius zu. Doch von der Trauer bis zur Feier des Lebens und dem Entflammen der Begierde zu einer "unwiderstehlichen" Katzenjungfrau ist es für Murr nur ein Schritt, von dem er sich trotz Klärung verwandtschaftlicher Verhältnisse nicht abhalten lassen will.
Auf dem Spielplan bis 2. März. Karten: Reservierung unter Tel.: (0931) 44545 oder theater-ensemble.net.