Die Stadt hat kein Geld, es läuft nichts, alles geht den Bach runter - Stammtisch-Sprüche dieser Art hört man auch in Ochsenfurt seit Jahren. Sie stimmen aber nur eingeschränkt. Denn Männer wie Josef Häußlein in Hopferstadt sind Beispiel dafür, dass auch mit wenig Geld sehr wohl etwas gehen kann.
Häußlein ist der Chef der Wegebaugemeinschaft in Hopferstadt. Der Nebenerwerbslandwirt hat, wie seine etwa 110 Mitstreiter auch, schon reihenweise Samstagnachmittage oder seinen Feierabend geopfert, um auf den Wegen rund um Hopferstadt nach dem Rechten zu sehen.
Meistens sind es die örtlichen Bauern, die in der am 1. August 1979 gegründeten Gemeinschaft Mitglieder sind. Kein Wunder: Hopferstadt hat noch 25 Landwirte im Vollerwerb, kaum ein Dorf im Gau ist so von der Landwirtschaft und vor allem vom Zuckerrübenanbau geprägt wie der Ochsenfurter Stadtteil.
Obwohl sich Häußlein & Co. im Klaren darüber sind, dass sie bei ihrer Arbeit entlang der Wege nichts anderes als der verlängerte Arm der Stadtverwaltung sind, halten sie viel von ihrer Gemeinschaft. Schließlich sind ordentlich benutzbare Feldwege zu allererst im Sinne der Landwirte.
Doch in Hopferstadt ist die Wegebaugemeinschaft mehr als nur Mittel zum Selbstzweck. Irgendwie geht es den Bauern auch grundsätzlich um die Ordnung in Feld und Flur, um das Miteinander im Dorf.
Arbeiten für Umsonst
Das lässt sich daran erkennen, dass nach den Worten von Josef "Sepp" Häußlein nicht jeder Freiwillige die Hand aufhält für die Arbeiten. "Manche wollen gar nichts dafür" - obwohl die Wegebaugemeinschaft grundsätzlich neun Euro pro Arbeitsstunde zahle.
Ein Preis, der an die Maschinenring-Sätze angeglichen ist. Ein Preis aber auch, der kaum der Rede wert ist. Denn die Sägen, Schaufeln oder Spaten bringen die Arbeiter von zu Hause mit. Deren Reinigung oder Wartung taucht in keiner Bezahlung auf. Immerhin gibt es ein paar Euro extra, wenn jemand seinen Traktor oder sonstige Großmaschinen zum Einsatz mitbringt.
"Wir machen die Arbeiten billiger als der Bauhof", gibt sich Häußlein stolz. Dennoch hängen Wohl und Wehe der Wegebaugemeinschaft von der finanziellen Potenz der Stadt ab. Gemäß einer Vereinbarung zahlt die Stadt jährlich Fixbeträge als Zuschüsse. Bis vor wenigen Jahren seien das noch etwa 4500 Euro gewesen, so Häußlein. In 2003 aber gab es wegen der Schwindsucht in den Kassen der Stadt plötzlich nichts mehr für die Hopferstadter. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: 2004 waren es dann wieder 3948 Euro, und im noch nicht beschlossenen Haushalt für 2005 sind immerhin 5573 Euro vorgesehen.
Dieses Auf und Ab steuert die Handlungsfähigkeit der Wegebaugemeinschaft in Hopferstadt mit eiserner Hand. Häußlein: "Wir sind auf das Wohlwollen der Stadt angewiesen." Immerhin hat Bürgermeister Peter Wesselowsky Worte des Lobes für die treuen Helfer übrig. Wertvolle und unverzichtbare Dienste seien es, die die Wegebaugemeinschaften leisteten.
Viel Idealismus
Derweil stehen die Hopferstadter vor der wohl größten Aufgabe seit Bestehen ihrer Gemeinschaft. Das gesamte Netz der zum Teil noch aus den 1970er Jahren stammenden Feldwege muss saniert werden. Weil die Landwirte zwar viel können, aber nicht auch noch Wege asphaltieren, müssen Straßenbaufirmen beauftragt werden. Das geht mächtig ins Geld, weshalb die Stadt laut Häußlein für solche Großvorhaben bis zu 20 Prozent der Kosten trägt - parallel zu dem jährlichen Zuschuss.
Wann und wo welche Arbeit an den Wegen gemacht wird, regelt die Wegebaugemeinschaft grundsätzlich selbst - in Absprache mit der Stadtverwaltung. Um ihr Mammutprojekt der nächsten Jahre finanziell auf ein sicheres Fundament stellen zu können, haben die Hopferstadter nun einen neuen Weg eingeschlagen: Jedes Mitglied zahlt einen freiwilligen Beitrag für die Sanierung - 20 Euro pro Jahr und pro Hektar eigener Ackerfläche. 40 000 Euro sollen so bis Mitte des Jahres zusammenkommen. Viel Geld, aber für Schriftführer Rainer Schimmer lässt die Antriebsenergie der Gemeinschaft keinen Zweifel am Ziel zu: "Es ist eben viel Idealismus dabei."