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Veitshöchheim: Bitter für Zuckerbranche: Preisverfall bedroht Arbeitsplätze

Veitshöchheim

Bitter für Zuckerbranche: Preisverfall bedroht Arbeitsplätze

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    Bei der Zuckerrübentagung in Veitshöchheim forderten rund 500 Landwirte Hilfe von der Politik. 
    Bei der Zuckerrübentagung in Veitshöchheim forderten rund 500 Landwirte Hilfe von der Politik.  Foto: Silvia Gralla

    So voll sind die Mainfrankensäle in Veitshöchheim sonst nur bei "Fastnacht in Franken". Doch die über 500 Zuckerrübenanbauer, die am jüngst zur Kuratoriumstagung gekommen sind, haben derzeit nichts zu lachen. Denn die heimische Zuckerbranche steckt in einer existentiellen Krise.

    "Die aktuelle Notlage findet viel zu wenig Beachtung", sagte Fred Zeller, Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ). Durch die Liberalisierung der EU-Zuckerpolitik sei es zu einem beispiellosen Absturz des Preises in der EU gekommen. "Die heimische Zuckerwirtschaft ist tief in die Verlustzone gestürzt", so Zeller weiter. Allein Südzucker vermeldet 85 Millionen Euro Verlust in den Monaten September bis November 2018.

    Es droht die Schließung von Fabriken

    Da der Rübenpreis direkt am Zuckerpreis hängt, erzielen die Landwirte für die Ernte 2018 nur einen sehr schlechten, längst nicht kostendeckenden Preis. Dazu hat die extreme Trockenheit zu katastrophalen Erträgen geführt. Laut Zeller besteht die große Gefahr, dass der Zuckerrübenanbau in Deutschland massiv eingeschränkt wird, in der Folge Zuckerfabriken schließen müssen und Arbeitsplätze verloren gehen.

    Leider haben sich bisher weder die deutsche noch die EU-Politik dieser Misere angenommen, beklagte Zeller. "Andere Mitgliedstaaten hingegen helfen ihren Landwirten und Zuckerunternehmen massiv, was den Wettbewerb verzerrt und unsere Situation in Deutschland noch weiter verschlechtert." Deshalb müsse die Politik jetzt handeln, um eine einseitige Marktbereinigung zu Lasten der deutschen Anbauer abzuwenden.

    Bei der Tagung von links: Günter Tissen (Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker), Hans-Jörg Gebhard ( Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer), Stefan Streng ( Vorsitzender Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer) und Thomas Kirchberg (Mitglied des Vorstandes der Südzucker AG). 
    Bei der Tagung von links: Günter Tissen (Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker), Hans-Jörg Gebhard ( Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer), Stefan Streng ( Vorsitzender Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer) und Thomas Kirchberg (Mitglied des Vorstandes der Südzucker AG).  Foto: Silvia Gralla

    Um auf ihre Lage aufmerksam zu machen, versammelten sich die Rübenbauern vor der Tagung mit Transparenten vor der Halle. "Wir als Anbaugemeinschaft, die über Generationen dieses System aufgebaut hat, müssen jetzt zusammen halten", sagte Stefan Streng, Vorsitzender des Verbandes Fränkischer Zuckerrübenbauer. Die Politik sei gefordert, "Fairness am Zuckermarkt" herzustellen. "Wenn wir in Deutschland weiterhin Zuckerrüben anbauen wollen, dann brauchen wir jetzt Maßnahmen und einen fairen Wettbewerb", so Streng.

    "Wir haben eine Krise, doch die fränkische Zuckerrübe darf nicht aussterben."

    Stefan Streng, Vorsitzender des Verbandes Fränkischer Zuckerrübenbauer

    Gerade in Franken sei die Zuckerrübe eine extrem wichtige Frucht und Grundlage für die bäuerliche Landwirtschaft: 3400 Bauern bauen in Franken 26.000 Hektar Zuckerrüben an. An der Zuckerrübe hänge wirtschaftlich aber noch viel mehr, so die Verladung, der Transport und die Verarbeitung mit vielen Arbeitsplätzen. Und eine alternative Frucht für die Zuckerrübe gebe es auch nicht - weder im Anbau, noch in der Fruchtfolge. "Wir brauchen die Zuckerrübe in Franken", sagte Streng. Dieser Meinung war auch Rainer Schechter von der Südzucker Rohstoffversorgung: "Die Zuckerrübe war, ist und bleibt alternativlos."

    Dennoch dürfe man angesichts der kritischen Lage nicht "zu stark" jammern und den Kopf in den Sand stecken, sondern "wir müssen nach vorne denken und unsere Hausaufgaben machen". Strengs Fazit: "Wir haben eine Krise, doch die fränkische Zuckerrübe darf nicht aussterben." 

    Die Stimmung unter den Landwirten ist angesichts der aktuellen Lage schlecht. "Das Jahr 2018 ist etwas ganz Besonderes: Schlechte Ernte und voraussichtlich schlechte Preise, das gab´s noch nie", sagte Martin Pfeuffer, stellvertretender VSZ-Geschäftsführer aus Ochsenfurt. Dazu komme eine gewisse Unsicherheit über die weitere Entwicklung am Markt.

    Der Zuckerrübenanbau ist Teamwork

    Dennoch gebe es für 2019 noch keine Verringerung der Anbaufläche in Franken. Der Zuckerrübenanbau sei ein Teamsport, was bedeutet, dass die Zuckerfabrik ausgelastet sein müsse. Deshalb würden die Anbauer und auch die Zuckerfabrik alles dafür tun, den Anbau nicht zurück zu fahren.

    Dass die Zuckerrübe in Franken nicht nur eine wichtige Ackerfrucht ist, sondern viel mehr kann, zeigte Peter Schwappach von der Regierung von Unterfranken in seinem Vortrag auf. Dabei ging es um das Spannungsfeld von Düngung und Gewässerschutz und um die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die die EU vor einigen Jahren verabschiedet hat. Deren Ziel ist es, alle Flüsse, Seen und das Grundwasser in Europa in einen guten Zustand zu bringen.

    Warum Zuckerrüben gut fürs Grundwasser sind

    Doch damit sieht es gerade in Unterfranken nicht gut aus, nur vier Prozent der Gewässer sind derzeit in einem guten Zustand, haben also eine geringe Nitratbelastung. Hier kann die Rübe einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Gewässer leisten. Denn als zweijährige Pflanze bildet sie vor allem von August bis November noch sehr viel Pflanzenmasse und nimmt dafür auch Stickstoff auf, der dann nicht mehr ins Grundwasser gelangen kann. "Die Zuckerrübe dient also dem Grundwasserschutz", betonte Schwappach. Im Werntal habe sie das bereits in der Praxis bewiesen.

    Das ganze könne noch durch Zwischenfrüchte, die vor der Rübe angebaut werden, getoppt werden. "Eine gute Mulchauflage durch die Zwischenfrucht schützt nicht nur das Grundwasser, sondern auch Oberflächengewässer. Bei immer häufiger auftretenden Starkregen kann man damit Erosion wirksam verhindern", meinte der Fachmann. Damit sei die Zuckerrübe ökologisch wertvoll und könne als "Sanierungsfurcht für nitratbelastete Grundwasserkörper" eingestuft werden.

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