Mit einem Paukenschlag geht der neu gewählte Kreistag in seine Amtszeit. Elisabeth Schäfer (CSU), seit viereinhalb Jahren erste Stellvertreterin von Landrat Eberhard Nuß, unterlag in der konstituierenden Sitzung klar ihrer Herausforderin Christine Haupt-Kreutzer (Margetshöchheim) von der SPD. Mit 29 von 70 abgegebenen Stimmen konnte Elisabeth Schäfer (Ochsenfurt) in der geheimen Wahl nicht einmal alle Kreisräte ihrer eigenen Fraktion hinter sich vereinen.
Die weiteren Stellvertreter sind die beiden Landratskandidaten aus der Kommunalwahl am 16. März, Armin Amrehn (Kleinrinderfeld) von den Freien Wählern und Karen Heußner (Thüngersheim) von Bündnis 90/Die Grünen, sowie der Bürgermeister von Margetshöchheim, Waldemar Brohm (CSU).
In der von vielen Formalien geprägten konstituierenden Sitzung eines neuen Kreistags ist die Wahl der Stellvertreter die spannendste Entscheidung. Aus ihr kann man Rückschlüsse auf künftige Kräfteverteilung im Kreistag ziehen. Mit 30 von 70 Sitzen ist die CSU zwar stärkste Fraktion, hat aber keine eigene Mehrheit und muss mit anderen Fraktionen zusammenarbeiten, um Vorschläge durchsetzen zu können.
Landrat Eberhard Nuß hatte im Vorfeld der Sitzung angedeutet, dass er eine breite Einbindung der im Kreistag vertretenen Fraktionen anstrebt. Das war auch nach seiner ersten Wahl vor sechs Jahren schon so, als die CSU der SPD einen Stellvertreter überließ, statt wie in den Amtsperioden zuvor nur mit den Freien Wählern gemeinsame Sache zu machen.
In Vorgesprächen der Fraktionsspitzen war deshalb angeregt worden diesmal auch den Grünen, die mit neun Mandaten deutlich verstärkt in den neuen Kreistag einziehen, einen Stellvertreter-Posten zu überlassen. Die Ausschussgemeinschaft von ÖDP und FDP hatte den Antrag gestellt, die Zahl der Stellvertreter von drei auf vier zu erhöhen.
Landrat Nuß fand den Antrag gut. Skeptisch wurde der Vorschlag aber von Teilen der CSU bewertet. Die stärkste Fraktion hatte versucht, ein Zweierbündnis zu schmieden, heißt es aus informierten Kreisen – also entweder mit der SPD, den Grünen oder den Freien Wählern. Der mögliche Deal: Die CSU hätte den ersten und dritten Stellvertreter gestellt, der Partner den zweiten.
Die Brautwerbung ging gründlich daneben. Von den übrigen Fraktionen sei die Strategie der CSU offenbar als Versuch gedeutet worden, einen Keil zwischen die Gruppierungen zu treiben, sagt ein Kreisrat.
Die Quittung dafür war deutlich. Als es um die schriftliche Wahl des ersten Stellvertreters ging, stand das Zweckbündnis aus SPD, Freien Wählern und Grünen geschlossen gegen die bisherige Stellvertreterin. 29 Stimmen erhielt Elisabeth Schäfer, eine weniger als CSU-Kreisräte an der Wahl teilnahmen. Christine Haupt-Kreutzer konnte 38 Stimmen auf sich vereinen. Drei Stimmen waren ungültig.
Für die Wahl des zweiten Stellvertreters schlug CSU-Fraktionschef Manfred Ländner erneut Elisabeth Schäfer vor. Auch diesmal blieb sie die Unterlegene. Die Abstimmung per Handzeichen gewann Armin Amrehn (FW), ebenfalls mit 38 Ja-Stimmen aus den Reihen der übrigen Fraktionen. Für den dritten Stellvertreter benannte die CSU Waldemar Brohm als Bewerber. Mit 33 zu 37 unterlag er Grünen-Kreisrätin Karen Heußner. Brohm wurde schließlich zum vierten Stellvertreter gewählt.
Sichtlich konsterniert nahm Elisabeth Schäfer das Ergebnis der Stellvertreterwahl zur Kenntnis. Zum Dank für ihre zuverlässige und mit hohem Engagement betriebene Arbeit überreichte ihr Manfred Ländner den Blumenstrauß, mit dem er ihr ursprünglich zur Wiederwahl gratulieren wollte.
Ländner wertet das Ergebnis der Wahl offenbar als Kampfansage an seine Fraktion. „Ich weiß, dass die Allianzen stehen“, hatte er zuvor noch gesagt, „ich frage mich aber, ob eine Allianz gegen die CSU sechs Jahre Bestand hat.“