Bomben gibt es in Giebelstadt ja überall. Selbst in der Grundschule vermutet die Journalistin eine auf Fensterbank. Doch diese „Granathülse“, mit einer Patina wie rostiges Eisen, ist aus Holz und würde gut ins Staatsmuseum für Bayerische Geschichte passen, um das sich Würzburg mit dem Mozart-Areal beworben hat.
Das gute Stück ist eine Kindheitserinnerung, die Schulleiterin Margarete Bötsch neben vielen anderen Dingen „gerettet“ hat. Die überdimensionale Spritze aus Holz funktioniert wie eine Luftpumpe und ist ein Blasebalg zum Entstauben. In der elterlichen Zimmerei wurde so der Holzstaub von Werkbank und Sägen gepustet. Jetzt geht Bötsch mal schnell über ihren Rektoren-Schreibtisch: abstauben.
Aber eine richtige Funktion hat der Blasebalg nicht mehr. „Als Kinder durften wir das nie nehmen. Durch das Verbot war es natürlich besonders reizvoll“, erzählt die Giebelstadterin. Obwohl der Blasebalg sehr massiv aussieht, ist es ein leichtes, ganz feines, dünnes, aus nur einem Stück Holz gefertigtes Instrument. Selbst die Spitze ist aus Holz. Sie ist mit Nägeln am Zylinder befestigt.
„Außen hat er eine Patina, wie ein altes Schulmöbel“, schmunzelt Bötsch. Und er wurde vermutlich im 19. Jahrhundert gebaut. Denn der Blasebalg sei in jedem Fall deutlich älter als ihre Mutter, die über 90-jährige Paula Hofmann. Über 250 Jahre hat es die Zimmerei Gebrüder Scheckenbach in Giebelstadt gegeben.