Spazierende erwartete am Donnerstag, 5. Mai, auf dem Unteren Markt Würzburgs von 11 bis 14 Uhr ein ungewohntes Szenario: Wo sonst Marktstände aufgebaut sind, stehen diesmal 30 Stühle. Beim genaueren Hinschauen fällt auf, dass drei von ihnen herausstechen. Dabei handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine Aktion mit einem gesellschaftsbewegenden Hintergrund.
"Heute ist der 5. Mai, das ist der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung", sagt die Organisatorin Ronja Hemm über den Grund der Veranstaltung. Sie ist mit für die Öffentlichkeitsarbeit im St. Josefs-Stift verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die Menschen mit geistiger Behinderung im Alltag begleitet und welche die Stuhlaktion auf dem unteren Markt ermöglichte. "Zehn Prozent der Menschen in Deutschland haben eine Schwerbehinderung, das ist vielen gar nicht bewusst", sagt Hemm. Gesellschaftliche Strukturen und Barrieren in Köpfen und Alltag verhindern den Austausch und Kontakt zwischen den Menschen. Deshalb habe die Aktion laut der Öffentlichkeitsarbeiterin gleich zweierlei Ziele: "Die Stühle repräsentieren den Anteil der Menschen mit Behinderungen und sie laden zu Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern ein."
Einer von ihnen ist der Bildmaler Thomas Pupkulies. Er habe sich nichts weiter bei der Gestaltung des Stuhls gedacht, sei aber mit dem Ergebnis zufrieden. "Ich hoffe, dass die Leute einfach mal ein bisschen hinschauen, also auf das gesamte Thema Inklusion", sagt Pupkulies über die Aktion. Er wünscht sich, dass alle Menschen auf Augenhöhe miteinander leben, wofür es bisher noch zu viele Barrieren gebe. Beide sind sich sicher, dass diese durch einen Austausch am schnellsten abgebaut werden können. Denn erst im Gespräch lernt man den Gegenüber kennen und merkt, dass die Behinderung nur einer von vielen Gesichtspunkten ist.
Mehr Informationen über Inklusion und den St. Josefs-Stift sind unter www.josefs-stift.de zu finden.