Bereits zum 40. Mal hatten die Oberdürrbacher Bogenschützen zu ihrem Bocksbeutelturnier eingeladen - und wieder erfreute es sich zum Jahresauftakt großer Beliebtheit. Selbst kurzfristig aufgrund von Krankheiten frei gewordene Startplätze konnten noch besetzt werden.
Meist ist es so, dass Eltern ihre Kinder zu einem Sport bringen. Im Fall von Mutter Rrezarta Mustafaj und Sohn Leart war es genau umgekehrt. "Als ich sechs war, habe ich einen Film über das Bogenschießen angesehen. Danach wollte ich das unbedingt machen", erinnert sich der heute elfjährige Leart. Seine Mutter brachte ihn zur sogenannten Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft (HSG) Würzburg von 1392 unweit des Schützenhofes. "Ungefähr ein Jahr habe ich meinem Sohn zugeschaut. Dann hat es mich auch gepackt", sagt Mustafaj (35), die ursprünglich aus dem Kosovo stammt und mit ihrer Familie schon lange in Höchberg heimisch geworden ist.
Das Bogenschießen ist heute ihr Sport. Schnell stellten sich Erfolge ein. Genau wie im vergangenen Jahr startet Mustafaj auch heuer Mitte Januar bei den bayerischen Meisterschaften in Augsburg. Also eigentlich kein Wunder, dass sie mit ihrem Recurve-Bogen – übrigens der einzige olympische – die Frauen-Konkurrenz beim Bocksbeutelturnier in Oberdürrbach gewann. Beachtlich: Mit ihren 542 Ringen bei 60 Pfeilen – das sind im Durchschnitt ziemlich genau neun Ringe – hätte sie auch das Herren-Feld angeführt. "Dieses Turnier ist für mich ein super Vorbereitung auf die Bayerische", unterstreicht Mustafaj, die den Bogensport als Ausgleich zum Beruf sehr schätzt.
Bis zu dreimal in der Woche trainiert die Auto-Serviceberaterin mit Leart über den Dächern Würzburgs. Er darf aufgrund seines Alters noch auf größere Scheiben zielen. Als großes Talent gilt auch seine 15-jährige Vereinskollegin Tessa Birl. "Sie wird in der Kader-Auswahl gesondert gefördert", berichtet Peter Bauer, der die technische Turnierleitung inne hat.
Die Oberdürrbacher Vereinsmitglieder gehen bei ihrem Bocksbeutel-Vergleich traditionell selbst nicht an den Start. "Das Schöne ist hier die bunte Mischung. Anfänger versuchen sich genauso an den Scheiben wie wirklich gute Bogenschützen", sagt Bauer. Als Kampfrichter muss er praktisch nicht eingreifen. "Die Schützen kontrollieren sich gegenseitig. Es geht sehr locker zu, auch weil es auf den einen Ring mehr oder weniger nicht ankommt. Bei Liga-Spielen ist das ganz anders." Genau wie die HSG Würzburg und der SSV Waldbüttelbrunn greifen die Oberdürrbacher in der Bogen-Oberliga an.
